Die Presse

Wie Galerien und Museen zusammensp­ielen

Das Aktionismu­s-Museum nennt sich so, ist aber Privatverg­nügen von fünf Sammlern und einem Händler.

- VON ALMUTH SPIEGLER E-Mails an: almuth.spiegler@diepresse.com

Wien hat sie wieder, seine große Frühjahrsk­unstmesse mit dem unwiderste­hlichen Konzept: Nachdem die Spark Art Fair 2023 nach Führungswe­chsel und Querelen in der Galeriensz­ene abgesagt worden ist, findet sie jetzt bis Sonntag zum dritten Mal in der Marx-Halle statt. Das unwiderste­hliche Konzept? In demokratis­ch gleich großen Kojen wird jeweils nur eine einzige Künstlerin, ein einziger Künstler präsentier­t. Womit man durch 90 kleine Einzelauss­tellungen von Galerien aus 20 Ländern schlendern darf. Kein Vergleich zu den sonstigen Gemischtwa­renständen bei Kunstmesse­n. „Genussmess­e“nannte die Spark ein Galerist beim Presserund­gang.

Partiell kann man auch sagen: museal. Hat sich doch bei der diesjährig­en Auswahl der klassische

Kunsthande­l mehr Raum erobert (auch Anzeichen dafür, dass der Messe der Verkauf der Kojen doch schwerer gefallen ist). Dadurch sind auch Werke bereits verstorben­er (Max Weiler, Robert Zeppel-Sperl) bzw. sehr arrivierte­r oder populärer Künstler vertreten – zumindest kein Schaden für die Breitenwir­ksamkeit.

Dabei trifft man auf einige Künstler, die derzeit institutio­nell ausgestell­t werden: Angelika Loderer im Belvedere 21 etwa. Helnwein, bis vor Kurzem in der Albertina. Anna Jermolaewa, Österreich­s heurige Biennale-Venedig-Vertreteri­n. Und natürlich: Günter Brus und Hermann Nitsch. Am Mittwoch erst wurde in der Himmelpfor­tgasse das neue WAM (Wiener Aktionismu­sMuseum) eröffnet, „Die Presse“berichtete. Es ist die Krönung der langen Sammel- und Kunsthande­lstätigkei­t von Philipp Konzett (bei der Spark mit Franz West vertreten).

Wie verwoben Galerien, Händler und Museen sind, ist kein Geheimnis. Aber selten ist es derart offensicht­lich. Fast könnte man sagen: transparen­t. Wenn dieses Wörtchen im Zusammenha­ng mit „Kunstmarkt“nicht so lachhaft wäre. Man blickt nie durch. Wenn Sammler (wie auch Rudolf Leopold es tat) verkaufen und „tauschen“. Wenn Galerien Museen als Schauräume benutzen (wie bei der Neun-Monate-Ausstellun­g des US-Malers Adam Pendleton im Mumok). Oder wenn bei Auktionen Preise durch anonyme Bieter hinaufgetr­ieben werden.

Beim Wiener Aktionismu­s-Museum dagegen ist klar, dass nichts klar ist. Nicht einmal, ob es als Museum anerkannt wird (der Prozess, für den das WAM angemeldet ist, dauert bei der Museumsver­einigung Icom Jahre). Bis dahin ist das WAM Privatverg­nügen von fünf Sammlern und einem Kunsthändl­er. Das ist beileibe nichts Verwerflic­hes. Galerien und Museen sind beides wichtige Teile der Kunstszene, profitiere­n beide voneinande­r in unterschie­dlichem Wechsel. Im Hinterkopf sollte man es dennoch behalten.

Auf der Kunstmesse „Spark“lässt sich gut über das Verhältnis von Galerien und Museen nachdenken.

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