Der Frühling ist in der Stadt
Schanigärten öffnen, die Pflanzenmärkte starten, der Prater erwacht aus dem Winterschlaf. Was jetzt ansteht – und wo man keine Zeit verlieren sollte.
Natürlich könnte man argumentieren, dass nach einem viel zu warmen Jänner und Februar und verfrüht blühender Marillen- und sonstiger Bäume die Frühlingsgefühle ohnehin schon länger in der Luft liegen.
Aber offiziell wechselt die Stadt erst jetzt in den Frühlingsmodus: wenn das Schweizerhaus im Prater nach der Winterpause wieder aufsperrt, ebenso der Tichy stellvertretend für alle Eissalons, und die Enzis in den MQ-Höfen aufgestellt werden (Letzteres wurde regenbedingt verschoben und wird am Dienstag nachgeholt). Und natürlich auch: wenn die ersten Jungpflanzenmärkte die Balkonund Gartenmenschen locken.
Gartenmärkte
Ist das Wetter frühlingshaft, werden auch die Gärtnerinnen und Gärtner aktiv. Der Garten – oder auch das Balkonkisterl – wären aber längst schon so weit. „Im Frühling verlieren wir am meisten Zeit“, sagt Wolfgang Palme, Gartenbauexperte und Leiter der City-Farm Augarten. Es sei immer noch viel zu sehr in den Köpfen verankert, dass die Gartensaison erst im Mai beginnt, dann also, wenn auch wärmeliebende Pflanzen wie Paradeiser oder Basilikum ausgepflanzt werden. Wer bis dahin warte, habe aber die erste Ernte schon verpasst, meint Palme. Deshalb lädt die City-Farm
Augarten dieses Wochenende auch zum Jungpflanzenmarkt, bei dem all jene Pflanzen verkauft werden, die eben schon dringend hinausmüssen und -wollen.
Radieschen, Zuckererbsen, Spinat, Salate und Kräuter können schon seit Ende Februar ausgepflanzt oder gesät werden. Dann kann die erste Ernte schon Mitte, Ende April eingefahren werden. „Wer öfter sät, hat mehr vom Beet“, sagt Palme, der sich auf den ganzjährigen Gemüseanbau spezialisiert hat. Eine Winterpause gibt es bei ihm nicht, viel eher achtet er darauf, wann was Saison hat. Karotten und Radieschen können jetzt ausgesät werden. Knollenfenchel, Spinat und Mangold können als Jungpflanze gesetzt werden. Für Asiasalate und Vogerlsalat ist jetzt hingegen kein guter Zeitpunkt (mehr), „sie gehen jetzt viel zu schnell in die Blüte“. Im späten Sommer können sie aber wieder gesetzt werden.
Wer jetzt Küchenkräuter wie Petersilie, Schnittlauch oder Blattkoriander setzt, hat lang etwas davon. „Blattkoriander ist eine beliebte Pflanze, die im Gartencenter gern im Mai angeboten wird. Da ist es aber schon viel zu spät für sie, weil sie blüht und faserig wird.“ hat man hingegen weit mehr davon. Etwas später startet der Frühjahrsverkauf der
Arche Noah im niederösterreichischen Schiltern, nämlich am 12. April. Bis 26. Mai werden freitags bis sonntags seltene Gemüse-, Kräuterund Obstsorten verkauft. Die beliebte
Raritätenbörse im Botanischen Garten der Uni Wien findet heuer vom 19. bis 21. April statt.
Ostermärkte
An diesem Wochenende öffnen auch praktisch alle großen Ostermärkte in der Stadt. Jener vor dem Schloss Schönbrunn zum letzten Mal in der altbewährten Form: Denn wie berichtet hat das Schloss den Vertrag mit der langjährigen Organisatorin des Weihnachtsund Ostermarkts nicht verlängert. Ab dem heurigen Advent übernehmen dann neue Veranstalter, die aber noch immer nicht kommuniziert wurden.
Ab Samstag (16.3.) bis inklusive 2. April ist im Schönbrunner Ehrenhof des Schlosses aber noch einmal alles so, wie es immer war: mehr als 70 Stände, viel Gastro, viele Geschenkartikel (heuer unter anderem neu: Kunsthandwerk aus der Ukraine). Für Kinder gibt es die Mitmachrallye „Roberta Huhn in Osterlaune“, ein Karussell und ein Spielhäuschen. Musikalisch hat man sich dem Jazz verschrieben: Jedes Wochenende und am Ostermontag gastieren hier Jazz- und Swingbands (jeweils von elf bis 13 Uhr).
Irische Musik wiederum hört man auf einem weiteren Ostermarkt, dem Altwiener
Ostermarkt auf der Freyung (genau, der mit Tausenden handbemalten Eiern), zumindest am kommenden Sonntag (17.3.), wenn hier ab 14 Uhr anlässlich des irischen Nationalfeiertags St. Patrick’s Day mehrere irische Musikerinnen und Musiker auftreten, darunter Lily and the Wildflowers und Anthony McBride. Sonst ist der traditionelle Ostermarkt eher österreichisch: Es gibt fast täglich Puppen- oder Kasperltheater (um zehn Uhr) und nachmittags ein recht folkloristisch angehauchtes Musikprogramm.
Nur ein paar Gehminuten weiter kann man Am Hof einen weiteren Ostermarkt besuchen (bis 1. April). Wem das nicht genug Auswahl ist, der findet im Wiener Umland mit dem Ostermarkt auf Schloss Hof (immer nur an Wochenenden sowie am Ostermontag) oder dem Waldviertler Ostermarkt auf der
Rosenburg (an diesem und dem kommenden Wochenende) gute Ausflugsmöglichkeiten. Auf der Burg Forchtenstein führt (nur am 23. und 24. März) ein Osterpfad durch die einschlägig österlich dekorierte Burg.
Prater
Der Prater war zwar nie ganz im Winterschlaf, die Hauptsaison wird aber stets am 15. März eröffnet, wenn sich das Schweizerhaus zurückmeldet. In diesem Jahr muss sich das Stelzenlokal die Aufmerksamkeit mit dem neuen Pratermuseum (in Riesenrad-Nähe) teilen, das am Freitag die ersten Besucherinnen und Besucher empfangen hat. Besonders ist dabei neben der Holzbauweise auch der Erdgeschoßbereich: Er versteht sich als öffentlicher, also kostenfrei zugänglicher Raum mit einer riesigen, sehr detailverJetzt
liebten Wimmelbildwand, von der man die Kinder wohl nur wieder schwer wird wegbekommen können. Eintritt zahlt man nur für die oberen Stockwerke, die sich der langen und bunten Geschichte des Vergnügungsparks widmen. Weitere Neuerungen folgen demnächst: Ein neues Maskottchen wird kommende Woche präsentiert, im ehemaligen Schokomuseum (neben Madame Tussauds) gastiert ab April temporär der
Gesundheitspavillon (Geds), der, als immersives Dschungelabenteuer inszeniert, Kinder zu Bewegung und gesunder Ernährung animieren will. Auch im Gastrobereich gibt es Neuigkeiten: Das Beisl (bei der Hochschaubahn) wurde neu übernommen,
Praterschwemme und Englischer Reiter melden sich renoviert zurück.
Gastronomie
Das dürfte dem einen oder der anderen schon aufgefallen sein: Es wurde (und wird) fleißig geschraubt und gehämmert, viele Schanigärten werden wieder aufgebaut. Jedenfalls dort, wo es über den Winter keine gab. Vergangenen Sommer hatten in Wien knapp 4000 Lokale einen Schanigarten. Draußen zu essen und zu trinken ist also endlich wieder möglich, auch die Donaukanal-Lokale, die über den Winter geschlossen hatten, erwachen nach und nach zum Leben: Ende März startet etwa die Strandbar Herrmann, Fräuleins fabelhafter Sommergarten rechnet damit, dass ab April mit Schönwetter geöffnet ist.
Ein bisschen außerhalb gibt es auch Neuigkeiten: Der Heurige Hirt in den Weinbergen über dem Kahlenbergdorf ist am Freitag in die neue Saison gestartet, die gastronomische Verantwortung hat nun ganz neu Andreas Schwirtz. Das Café Rondell am Cobenzl ist nach dem Ausstieg von Bernd Schlacher ab 27. März wieder da – nun unter dem neuen Pächter, der Don Group. Und am 1. April startet (wieder) Max Stiegls Pop-up Otto am Berg auf der Baumgartner Höhe.
Eis
Wenn der Tichy offen hat, ist die Eissaison eröffnet – und das ist seit Freitag, zehn Uhr, der Fall. Trotz einiger Wolken war der Andrang wie üblich groß, die Schlange vor dem Eissalon war beachtlich. Es gibt also wieder Eismarillenknödel und das Haselnusseis, ohne das viele Tichy-Fans keinen Sommer aushalten wollen. Auch die meisten anderen Eissalons sind inzwischen wieder in Betrieb, manche haben sowieso schon im Februar ihr erstes Eis verkauft. Der Slow-Food-Eissalon Leones
Gelato in der Langen Gasse startet am 22. März in die Saison (ab zwölf Uhr gibt es GratisSchokoladeneis). Laufen wird die Saison voraussichtlich bis Ende Oktober. Das österreichische Eis des Jahres dreht sich übrigens um den Kaffee: von Kaffeeeis bis zum Eiskaffee. Da und dort wird es auch das europäische Eis des Jahres geben: Lütticher Waffeln – VanilleZimt-Eis mit Salzbutter und Waffeln.