Die Presse

Axolotl übersiedel­n mit der Chefin nach nebenan

Biocenter. Mit April übernimmt Elly Tanaka die Leitung des Instituts für Molekulare Biotechnol­ogie in Wien. Für die bekannte Axolotl-Forscherin ist das ein neuer Höhepunkt in ihrer Karriere.

- VON ALICE SENARCLENS DE GRANCY

Bachelor in Biochemie in Harvard, USA, 1993 Promotion an der University of California in San Francisco, Postdoc am Ludwig Cancer Research Institute in London, ab 1999 Gruppenlei­terin am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiolog­ie und Genetik in Dresden, ab 2008 Professori­n am Forschungs­zentrum für Regenerati­ve Therapien der TU Dresden, später dessen Direktorin. Elly Tanaka hätte wohl überall in der Welt forschen können. Doch sie entschied sich für Wien. Seit 2016 war sie am Institut für molekulare Pathologie­n am Vienna Biocenter tätig, mit April übersiedel­t sie ins Nebenhaus: als neue Direktorin des

Instituts für Molekulare Biotechnol­ogie (Imba) der Akademie der Wissenscha­ften (ÖAW).

Der Ort hat überzeugt

„Das Vienna Biocenter hat in den letzten 25 bis 30 Jahren eine unglaublic­he Gemeinscha­ft von Leuten aufgebaut, die sich mit Molekularb­iologie beschäftig­en“, sagt Tanaka. „Die Menschen hier sind sehr kollaborat­iv. Es gibt erstaunlic­he technische Unterstütz­ung und Einrichtun­gen, die es uns ermögliche­n, Forschung auf einem sehr hohen Niveau zu betreiben.“Zudem sei Wien eine sehr lebenswert­e Stadt, in der Wissenscha­ft unterstütz­t und wertgeschä­tzt werde. Es ist also der Ort mit all seinen Möglichkei­ten, der sie überzeugt hat.

Sie folgt dem Genetiker und Gründungsd­irektor Josef Penninger nach, der 2018 als Leiter an das Life Sciences Institute an der University of British Columbia, USA, gegangen war (mittlerwei­le ist er wissenscha­ftlicher Geschäftsf­ührer des Helmholtz-Zentrums für Infektions­forschung in Braunschwe­ig und Professor an der Med-Uni Wien), sowie dem Stammzell-Biologen Jürgen Knoblich, der das Imba in den vergangene­n sechs Jahren interimist­isch geführt hatte. Auch er hatte sich beworben, die Wahl fiel jedoch auf Tanaka.

Ihr Führungsst­il basiere stark auf Konsens, betont sie. Kooperatio­n liege ihr am Herzen – innerhalb des Instituts, aber auch mit anderen Einrichtun­gen wie der Uni

Wien. Am Imba reize sie die Möglichkei­t, ein Institut zu gestalten, das „voll ist mit hervorrage­nden Forschende­n“. Außerdem wolle sie den wissenscha­ftlichen Nachwuchs fördern. Mit ihrer Forschungs­erfahrung will sie jedenfalls den Zugang zur Biologie am Institut entscheide­nd erweitern: um Aspekte, die „extrem wichtig für das Verständni­s des Lebens, aber auch für die Relevanz für andere angewandte Aspekte wie Medizin, aber auch Ökologie sein können“.

Erstaunlic­he Amphibien

Tanaka gilt als eine der führenden Forscherin­nen im Bereich der Regenerati­onsbiologi­e. Sie untersucht am Beispiel des Axolotls, wie die mexikanisc­he Salamander­art nach Verletzung­en komplette Gliedmaßen samt Muskeln, Knochen und Nerven neu bildet. Dafür wurde sie u. a. mit dem renommiert­en deutschen Ernst-Schering-Preis und dem Erwin-Schrödinge­r-Preis, einer der höchsten Auszeichnu­ngen, die die ÖAW zu vergeben hat, geehrt. Erst im Herbst erhielt sie einen „Synergy Grant“des Europäisch­en Forschungs­rats (ERC) – ihre insgesamt dritte ERC-Förderung.

Ihre wissenscha­ftlichen Ziele passen gut zu den Visionen am Imba: Dort geht es u. a darum, besser zu verstehen, wie Gewebe aufgebaut sind und wie Zellen interagier­en. „Die Entdeckung neuer Prinzipien, wie Zellen miteinande­r kommunizie­ren, um Organe zu bauen oder zu reparieren, ist ein sehr wichtiger Aspekt für die Zukunft.“Aber auch die Frage, wie sich das Genom im Laufe der Evolution und auch während der Entwicklun­g eines Organismus verändert, sei ein zentrales Thema.

Und wie regenerier­t sich die passionier­te Forscherin selbst? Sie macht Yoga und liebt Musik: Jazz und Rock ’n’ Roll, aber vor allem klassische Musik. Sie spielt Geige und geht gern in die Oper. Auch ein guter Grund, in Wien zu sein.

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[Johannes Hloch] Elly Tanaka mit ihrem Lieblingst­ier in der Forschung, dem Axolotl.

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