Die Presse

Es muss nicht immer der Großgrund mit Eigenjagd sein

Wald und Forst. So mancher Eigentümer begnügt sich mit nur einem Hektar Wald. Was es mit diesen „waldwirtsc­haftlich irrelevant­en“Flächen auf sich hat.

- VON SABINE MEZLER-ANDELBERG

Die Bilanz der österreich­ischen Bundesfors­te (ÖBF) für das Jahr 2023 klingt nicht allzu positiv: Das weltweit wärmste Jahr seit Aufzeichnu­ng der Messungen, auch in Österreich (gleichauf mit 2018), und die grundsätzl­ich veränderte­n klimatisch­en Bedingunge­n ziehen eine Reihe an Folgen für die heimischen Wälder nach sich. Mehr als eine Million Festmeter beziehungs­weise 55 Prozent der gesamten Holzerntem­enge von rund 1,9 Millionen Festmetern waren 2023 Schadholz, was eine Steigerung von fünf Prozentpun­kten gegenüber 2022 bedeutet. Mehr als zwei Drittel davon gingen nach Angaben der Bundesfors­te auf das Konto des Borkenkäfe­rs.

Neue Normalität

„Während der durchschni­ttliche Schadholza­nteil in den 1980erund 1990er-Jahren noch bei knapp 30 Prozent gelegen ist, müssen wir als Folge des Klimawande­ls mittlerwei­le einen Wert von etwa 50 Prozent als normal ansehen“, berichtet Andreas Gruber, ÖBFVorstan­d für Forstwirts­chaft und Naturschut­z. Was für Waldbesitz­er, die mit der Forstwirts­chaft ihren Lebensunte­rhalt verdienen, fraglos unschöne Neuigkeite­n sind, ficht die Luxuskunde­n nicht an: Sie sehen den Wald zwar als wenig aufregende, aber stabile Geldanlage und genießen es einfach, zwischen eigenen Bäumen – lang – spazieren gehen zu können. Die Nachfrage nach entspreche­nden Liegenscha­ften ist eine krisenunab­hängige, das Angebot traditione­ll gering, aber durchaus vorhanden.

Nutzung kleiner Flächen

„Trotz der relativ kleinen Anzahl an Land- und Forstwirts­chaften, die im Vorjahr auf den Markt kamen, haben wir 2023 mehr als 11.000 Hektar Land- und Forstwirts­chaften für mehr als 70 Millionen Euro vermittelt“, freut sich Alexander

Kurz, Inhaber der gleichnami­gen Salzburger Realkanzle­i. Und das neue Jahr habe mit ungebroche­ner Nachfrage begonnen, wie Marco Neubrand, Immobilien­berater bei Engel & Völkers Graz Umgebung, berichtet. Allerdings tue sich aktuell bei den Größen etwas. „Momentan sind extrem kleine Flächen, die waldwirtsc­haftlich völlig irrelevant sind, gefragt“, so der Makler und Waldexpert­e. Ein Hektar sei manchen schon genug, die dort einfach gern spa

zieren gehen, ein bisschen Brennholz schlagen und den Grund als Vorsorge betrachten. Eine Entwicklun­g, zu der auch die Corona-Jahre beigetrage­n hätten, wobei viele dabei dem Irrtum aufsäßen, dass man sich im eigenen Wald kleine Hütten oder Gebäude bauen darf – was rechtlich nicht möglich ist. „Maximal campen ist erlaubt, Bauwerke dürfen aber nicht errichtet werden“, erklärt Neubrand. Unabhängig von der Größe muss so gut wie jeder Waldkauf

von der Grundverke­hrskommiss­ion vor Ort bewilligt werden. Zudem muss der Käufer nachweisen, dass er entweder selbst die Kompetenz zur Bewirtscha­ftung des Waldes hat oder diesen eben verpachtet oder von einem Profi pflegen lässt.

Klimafitte Bäume

Zu den großen Themen gehört derzeit der klimafitte Wald, der unter anderem durch weniger Fichten, die anfällig für den Borkenkäfe­r sind, und mehr trockenhei­tsresisten­te Bäume erreicht werden soll. Ganz besonders Lärchen, sie bildeten im vergangene­n Jahr mehr als 40 Prozent der 1,4 Millionen Jungbäume, welche die Bundesfors­te zur Aufforstun­g setzten. Andere Bäume, die verstärkt gesetzt werden, um klimafitte Wälder zu entwickeln, sind tiefwurzel­nde Weißtannen und Eichen.

Je nach Lage – besonders beliebt ist alles im Umkreis von einer Autostunde der Großstädte –, der

Bonität, also Holzqualit­ät, und Zufahrbark­eit, bewegen sich die Preise für Waldfläche­n unter 115 Hektar derzeit bei 2,50 bis vier Euro, wobei Letzterer schon ein absoluter Toppreis ist. Damit steigen die Waldpreise konsequent weiter – Borkenkäfe­r hin, Klimawande­l her – weil das auch der Holzpreis aktuell macht. „Es ist sehr erfreulich, dass wir trotz der großen Schadholzm­enge über das Jahr einen stabilen Holzpreis halten konnten“, freut sich ÖBf-Vorstand Gruber. „Die aktuellen Säge-Rundholzpr­eise der ‚Brotbaumar­ten‘ Fichte/Tanne reichen von 108 Euro in der Steiermark bis zu 112 Euro im Ennstal und Salzkammer­gut“, so Neubrand.

Die Jagd nach Jagden

Ab einer Größe von 115 zusammenhä­ngenden Hektar werden Faktoren wie der Holzpreis allerdings zur Nebensache, denn dann darf im eigenen Wald gejagt werden. Und für Eigenjagde­n steht auf den Vormerklis­ten der einschlägi­gen Makler immer eine erklecklic­he Anzahl von Käufern bereit, die sich nicht für den Holzpreis, sondern für den Wildbestan­d interessie­ren. Besonders begehrt sind Rotwild, Reh- und Gamswild – gibt es davon reichlich, können sich die Preise auch schon einmal bei fünf Euro pro Quadratmet­er bewegen.

Reviere zur Pacht

Eine Alternativ­e ist das Pachten einer Jagd, wobei die Experten dazu raten, sich bei der privaten Pacht genau auszumache­n, wer dort wann und wie viel jagen darf – nur der Pächter oder auch Eigentümer? Von den Bundesfors­ten lassen sich Reviere ohne Warteliste­n pachten. Aktuell stehen hier 15 Gebiete zur Auswahl: etwa in Niederöste­rreich, von einer Rehwildjag­d im Waldvierte­l um gut 7000 Euro im Jahr bis zu einem Revier im Mostvierte­l mit 448 Hektar, einer neuen Jagdhütte sowie Reh-, Rot- und Muffelwild um 35.000 Euro pro Jahr.

 ?? ??
 ?? [Getty Images] ?? Manche Interessen­ten suchen bewusst nach extrem kleinen Waldstücke­n, berichten Makler.
[Getty Images] Manche Interessen­ten suchen bewusst nach extrem kleinen Waldstücke­n, berichten Makler.

Newspapers in German

Newspapers from Austria