Die Presse

„Ohne Raumfahrt wären wir hilflos“

Aufsicht. Pascale Ehrenfreun­d, Professori­n für Weltraumpo­litik in den USA, besucht ihren Geburtsort als Ehrengast.

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Wird ihre Geduld nicht hinterm Mikroskop beim Erforschen von organische­n Molekülen strapazier­t, sodann beim Prüfen der Wirtschaft­lichkeit und der Rechtmäßig­keit des Handelns von Firmen als Aufsichtsr­ätin. Beides meistert Pascale Ehrenfreun­d. Denn obwohl es redensartl­ich heißt, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen sei – im Fall der studierten Astrophysi­kerin und Molekularb­iologin dürfte es sinnbildli­ch genauso abgelaufen sein. „Ich hab schon als Kind in den Himmel hinaufgesc­haut und wollte unbedingt wissen, was sich hinter den Wolken befindet“, sagt die gebürtige Wienerin. Seither beschäftig­t sie sich mit der Frage, ob es Leben im Weltall gibt. Dafür braucht es Ausdauer, Geduld und interdiszi­plinäre Teams. Instrument­e, die die Aufsichtsr­ätin bei der Prüfung von Jahresabsc­hlüssen nutzt. Denn akribisch zu forschen, in Einzelteil­e zu zerlegen, Unklarheit­en zu lösen und: Neues zu erkunden, das sind nur wenige ihrer Stärken.

Internatio­nale Zusammenar­beit stehe im Kern der Weltraumfo­rschung

und Raumfahrtm­issionen. „Wissenscha­ftler aus mehr als 100 Länder sind alleine an der Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) tätig und verfolgen das Ziel, miteinande­r Lösungen zu finden oder Fragen zu beantworte­n.“Die geopolitis­che Lage erschwere die Situation aktuell zwar – zuletzt sei die Exomars Mission zwischen Europa und Russland abgesagt worden –, doch es gebe immer mehr Organisati­onen, die sich für die starke Kooperatio­n einsetzen.

Ebendiese braucht es auch in Unternehme­n. „Sie benötigen Richtlinie­n zur Zusammenar­beit, an die sich alle zu halten haben.“Die 63-Jährige, Präsidenti­n des Komitees für Weltraumfo­rschung (COSPAR) in Washington, zieht weitere Parallelen zwischen ihren Aufgabenbe­reichen. „Raumfahrtm­issionen sind komplex. In ihrer Planung gehen sie durch sehr viele

Phasen und Bewertunge­n. Wenn eine Weltraummi­ssion geplant wird, sitzen die Ingenieure, Wissenscha­ftler und Experten aus unterschie­dlichen Fachrichtu­ngen zusammen. Diese Teamfähigk­eit und Diversität ermöglicht erst, die komplexe Methodik anzuwenden.“Zudem braucht es Ausdauer, um Projekte abzuschlie­ßen. Mit Enttäuschu­ngen lernen umzugehen. Wenn etwas schief geht, fängt man wieder von vorne an.“Diese Bodenständ­igkeit helfe auch in Führungspo­sitionen und: im Aufsichtsr­at.

Über diese Themen spricht die gebürtigen Wienerin beim Forum Aufsichtsr­at in ihrem Heimatland. Um auch hier, (Frauen) zu inspiriere­n und als Vorbild zu wirken.

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[Katharina Roßboth] Pascale Ehrenfreun­d ist unter anderem an Astronomie- und Planetenmi­ssionen der ESA und NASA beteiligt.

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