DIE WELT BIS GESTERN
Von Anfang an wollte der Verlag auch international sein, ausländische Belletristik in Übersetzungen herausbringen, vor allem Romane, seine primäre kulturelle Mission war es aber, eine Anlaufstelle für österreichische Autoren zu sein. Auf jeden Fall sollte das Programm Qualität haben. Zu einem Coup wurde Schnitzlers „Fräulein Else“, 1930 erschien Friedrich Torbergs spektakulärer Roman „Der Schüler Gerber hat absolviert“. „Wenn wir ein Buch bekämen, das einen sicheren Publikumserfolg verspricht, in Wirklichkeit aber nur eine zeitbedingte Marke ist, wir würden das Buch nicht bringen“, so der Verleger, der enorme Summen in die Werbung steckte. So machte er den englischen Romancier John Galsworthy bekannt. Auch wenn Zsolnay sagte, das Wichtigste beim Verlegen sei „die Liebe“, so verstand er doch auch Marketing.
„Tasten und Lavieren“
Wie bringt man einen Verlag auch durch schwierige Zeiten? Mit „Tasten und Lavieren“, so eine Kapitelüberschrift in der soeben erscheinenden Biografie des Verlags. Aufbauend auf der legendären Darstellung des inzwischen verstorbenen Germanisten Murray G. Hall hat Autor und Journalist Georg Renöckl den Faden bis in unsere Tage weitergesponnen. Ab den 30er-Jahren wurde es richtig turbulent. Das Wiener Unternehmen war nun mit Hitlers Regime konfrontiert. Zsolnays Hauptabsatzgebiet war Deutschland, hier wurde es jetzt eng, hier wurden Bücher verboten und verbrannt. Es galt zu überleben, mit Kompromissen, neuen Autoren, die man früher ignoriert hätte, und trotzdem war