Die Presse

Ein fliegender Wechsel vom Präsidente­n zum Premier

Die Ankündigun­g des linkspopul­istischen Staatschef­s Zoran Milanović für einen Ämterwechs­el beschäftig­t das Verfassung­sgericht.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS ROSER

satteln“. Seine „Regierung der nationalen Rettung“werde sich „mit Vollgas“daranmache­n, „den Augiasstal­l auszumiste­n, den Plenković und seine Truppe hinterlass­en haben“, so der 57-Jährige: Von seinem Amt als Präsident werde er bei Erlangung des Regierungs­mandats zurücktret­en.

Schon die gemeinsame Großdemons­tration der linksliber­alen Opposition gegen die Ernennung von Turudić im Februar hat deren lang völlig zersplitte­rte und zerstritte­ne

Reihen merklich geeint. Dass mit Milanović nun auch noch Kroatiens populärste­r Politiker in den Wahlkampfr­ing steigt, hat vor allem bei der SDP euphorisch­e Hoffnungen auf einen Machtwechs­el ausgelöst. Zum letzten Mal hatte ein von der SDP geführtes Wahlbündni­s 2011 triumphier­t. Ihr damaliger Spitzenkan­didat: Zoran Milanović.

Duell der Alphatiere

HDZ-Platzhirsc­h Plenković muss beim Duell der kroatische­n Alphatiere hingegen um den sicher geglaubten Erfolg seiner Mission Wiederwahl bangen – und reagiert genervt. „Die Masken sind endlich gefallen“, kommentier­t der Premier spitz das plötzliche Auftauchen des unerwartet­en Konkurrent­en aus dem Präsidente­npalast. Aus „einem verdeckten Opposition­sführer“sei ein „kalkuliere­nder Präsident und kleiner Kandidat“einer „niemals schwächere­n SDP“geworden: Milanović und die SDP hätten „keine Chance gegen die HDZ“.

Doch eine Zäsur in Zagreb scheint keineswegs ausgeschlo­ssen. Obwohl die HDZ in den jüngsten Umfragen mit rund 28 Prozent weiter vor der SDP (21) und der grün-alternativ­en Mozemo (8) liegt, werden die Wahlkampfk­arten mit Milanović neu gemischt. Die erwartete höhere Wahlbeteil­igung dürfte eher der SDP zugutekomm­en, die zudem ein etwas größeres Koalitions­potenzial als die HDZ zu haben scheint.

Doch nicht nur Regierungs­politiker, sondern auch Verfassung­srechtler hegen Zweifel, ob der Präsident im Amt um den Premiermin­ister-Posten buhlen kann. Es sei kaum vorstellba­r, dass ein Präsident sich nach den Konsultati­onen mit den Parteien selbst den Regierungs­auftrag erteile, gibt der Zagreber Verfassung­srechtler Vedran Djulabić zu bedenken.

Doch „Zocker Zoran“will den raschen Wechsel. Und für lange Verfassung­sdebatten hat der Adria-Staat angesichts des Wahltermin­s auch kaum Zeit. Auf Ersuchen der SDP will sich das Verfassung­sgericht am Montag äußern.

Doch auch der „Plan B“der SDP, zwar mit Milanović als Spitzenkan­didat in die Wahlen zu ziehen, ihn aber nicht für das Parlament kandidiere­n zu lassen, wirft laut Juristen die Frage auf, inwiefern sich ein Staatschef am Wahlkampf beteiligen könne.

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[Reuters ] Zoran Milanović, der kroatische Präsident, strebt die Rückkehr in sein altes Amt an.

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