Wie passt die aktuelle Rekordjagd an den globalen Aktienmärkten zur herrschenden Wirtschaftskrise? Und ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um die Gewinne mitzunehmen? DAX schlägt Rekorde: Trotzdem noch einsteigen?
Derzeit jagt ein Rekordhoch das nächste: der japanische Nikkei-Index erreichte Anfang März einen Rekordstand, und auch an der Wall Street schließen die Indizes regelmäßig im Goldrausch. In der vergangenen Woche erreichten diese Höhenflüge auch Deutschland: Der deutsche Leitindex DAX kletterte am Mittwoch zum ersten Mal über 18.000 Punkte. Aufgrund des Bullruns der vorigen Wochen fragen sich nun Anlegerinnen und Anleger, wie sie darauf regieren sollen: Ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um die Gewinne mitzunehmen? Oder lieber stillhalten und abwarten, ob die Märkte noch weiter steigen?
Rezessionsstimmung drückt
Die Rekordrallye überrascht auf den ersten Blick. Schließlich ist die Konjunkturstimmung im gesamten deutschsprachigen Raum schlecht. Aber wer genauer hinschaut, erkennt: Kurse am Aktienmarkt folgen in der Regel den Gewinnen der Unternehmen – und diese zeigen sich bei börsenotierten Konzernen vor allem an den Dividenden. Die Ausschüttungen erreichten 2023 einen neuen Rekord. Die globalen Dividendenauszahlungen stiegen im Vorjahr um 5,6 Prozent auf satte 1,66 Billionen Dollar, wie aus dem Global Dividend Index der Investmentgesellschaft Janus Henderson hervorgeht. Und die Unternehmen, die im DAX gelistet sind, machen den Großteil ihrer Gewinne außerhalb Europas.
Bevor die Entscheidung getroffen wird, bei einem Rekordhoch einzusteigen, sollte eine Frage beantwortet werden: Ist es nur eine Blase? Denn viel wichtiger als der Stand eines Index ist die Frage, ob die Titel zu hoch bewertet sind. Die größten Treiber sind Tech-Werte und Anwendungen für die künstliche Intelligenz.
Verbunden ist damit die Hoffnung auf ein großes Einsparungspotenzial:
weniger Zeit und weniger Kosten. Beispielhaft steht dafür im Moment der US-Halbleiterherstellers Nvidia, der Spezialchips für KI-Anwendungen herstellt. Er übertraf zuletzt die Erwartungen an Wachstum und Gewinn erneut deutlich.
Seit Jahresbeginn ist der Marktwert des Konzerns um 85 Prozent gestiegen. Aber wann ist bei diesem Hype eine Spekulationsblase erreicht? Es gibt zwar auch warnende Stimmen bezüglich Nvidia, aber die einhellige Analystenmeinung besteht auf einer wachsenden Zukunft.
„Sell in May“
Die wesentlichen Gründe für die Rekordjagd am Aktienmarkt sind seit Monaten schon die gleichen: Investoren spekulieren auf baldige Zinssenkungen – sowohl in den USA als auch im Euroraum. Sinkende Zinsen machen Anlageklassen wie Aktien attraktiver.
Auf der Suche nach Erklärungen für die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt sollte aber auch die Saisonalität nicht außer Acht gelassen werden. Die besten sechs Monate sind historisch gesehen von Anfang November bis Ende April: In diesem Zeitraum ist die Chance auf Kursgewinne deutlich höher. Das Börsensprichwort „Sell in May and go away, but remember to come back in September“gibt es schließlich nicht umsonst.
Wenig Risiko mit Sparplänen
Sind Anlegerinnen und Anleger unsicher, ob sie kaufen sollen oder nicht, so empfiehlt sich der Einstieg via Sparplan. Die geplante Summe kann beispielsweise in monatlichen Etappen oder quartalsweise investiert werden. Das minimiert das Risiko, zu teuer einzukaufen.
Bei einem Sparplan kaufen Anlegerinnen und Anleger automatisiert an einem bestimmten Stichtag im Monat ein und investieren immer den gleichen Betrag. Dabei hängt alles von den Kursen an diesem Tag ab: Bei niedrigen Kursen erwirbt man zum gleichen Preis mehr Anteile, bei hohen Kursen weniger. Wer auf diese Weise investiert, braucht sich um Höchststände auch wenig Gedanken zu machen. Man kann seinen Sparplan einfach laufen lassen.