So groß ist das Exposure deutscher Banken in Gewerbeimmos
Gestiegene Zinsen und sinkende Bewertungen von Immobilien setzen Kreditnehmer unter Druck. Banken müssen hohe Vorsorgen bilden.
Sieben große deutsche Banken, deren Geschäftszahlen für 2023 bereits öffentlich sind, haben im vergangenen Jahr rund 1,5 Milliarden Euro an Vorsorge für Gewerbeimmobilienkredite gebildet. Das entspricht fast der Hälfte aller Rückstellungen, die von diesen Instituten 2023 verbucht wurden, wie eine Erhebung von Bloomberg News zeigt.
Ein Großteil der Gewerbeimmobilienvorsorge entfällt auf die Aareal Bank mit 441 Millionen Euro und auf die Deutsche Bank mit 388 Millionen Euro. Bei LBBW, Hamburg Commercial Bank, DZ Bank und Deutscher Pfandbriefbank bewegen sich die Rückstellungen zwischen rund 100 Millionen Euro und etwas mehr als 200 Mio. Euro. Keine genauen Angaben macht die Commerzbank.
Turbulenzen am Markt
Mit ihrer Risikovorsorge reagieren die Banken auf die Turbulenzen am Markt für Gewerbeimmobilien.
Stark gestiegene Zinsen und sinkende Bewertungen setzen viele Kreditnehmer unter Druck. Hinzu kommt der Trend zum Homeoffice, der Büroimmobilien zusätzlich belastet. Das gilt insbesondere für den
US-Markt. Deutsche Banken sind traditionell stärker bei Gewerbeimmobilien engagiert als Institute anderer Länder.
Erst vergangene Woche hatte die Ratingagentur Moody’s den
Ausblick für den deutschen Bankensektor von „Stabil“auf „Negativ“gesenkt. In der Begründung wurde explizit auf Gegenwind bei Gewerbeimmobilien verwiesen. „Zunehmende Problemkredite werden das Exposure von deutschen Banken bei angeschlagenen US-Gewerbeimmobilien widerspiegeln“, schrieb Moody’s. „Die Banken werden weitere Rückstellungen für Verluste bilden müssen.“
Engagement in den USA
Ein Blick in die Portfolios der sieben deutschen Banken zeigt jedoch, dass das Engagement in den USA sehr unterschiedlich aussieht. Während die DZ Hyp als Tochter der DZ Bank und die Commerzbank dort keine Gewerbeimmobilien finanzieren, entfallen bei der Aareal Bank ein Viertel und bei der Deutschen Bank die Hälfte des Gewerbeimmobilien-Exposures auf die USA.
Einheitlicher ist das Bild beim Anteil der Bürofinanzierungen. Er liegt bei allen Banken, die schon Zahlen für 2023 veröffentlicht haben, zwischen einem Viertel und der Hälfte der gesamten Gewerbeimmobilien. Am unteren Ende findet sich die Aareal Bank mit 28 Prozent und am oberen Ende die Pfandbriefbank mit 51 Prozent.
Risikofall Signa
Insgesamt summierten sich die Gewerbeimmobilien-Finanzierungen bei den sieben Banken zuletzt auf rund 230 Milliarden Euro. Bei einer Risikovorsorge von 1,5 Milliarden Euro für das Segment, verglichen mit einer Gesamtrisikovorsorge von 3,5 Milliarden Euro, dürfte es derweil nicht bleiben. In den nächsten Wochen berichten weitere stark engagierte Geldinstitute ihre Zahlen, darunter beispielsweise BayernLB und Helaba. Beide Banken haben informierten Kreisen zufolge umfangreiche Geschäfte mit der insolventen Signa-Immobiliengruppe des Österreichers René Benko gemacht. (Bloomberg)