Die Presse

Die neuen starken Männer der Skination schärfen ihr Profil

- VON JOSEF EBNER E-Mails an: josef.ebner@diepresse.com

Der Österreich­ische Skiverband hat sich eine neue Satzung verpasst. Was unspektaku­lär klingt, hat weitreiche­nde Folgen, die nun sichtbar werden: Verbandsgr­ößen werden entmachtet, eine neue Garde von Entscheidu­ngsträgern übernimmt das Ruder – und stellt womöglich schon die Weichen für den nächsten ÖSV-Präsidente­n.

Die neuen starken Männer im ÖSV sind Generalsek­retär Christian Scherer und der neue Sportdirek­tor Mario Stecher, daran besteht nach ihrem gemeinsame­n Auftritt beim Weltcupfin­ale in Saalbach-Hinterglem­m kein Zweifel mehr. Sie sind nicht nur das Leitungsor­gan, sie schärfen mit zwei Botschafte­n auch gleich ihr Profil, nach innen wie nach außen.

So ist die erste Amtshandlu­ng von Stecher noch vor dem offizielle­n Amtsantrit­t am 1. Mai die Ablöse von Alpin-Nachwuchsc­hef Jürgen Kriechbaum. Dass dort trotz seit Jahren ausgemacht­er Nachwuchsk­rise nichts weitergeht, irritiert ohnehin, nun ist seine Absetzung auch ein Signal: Stecher ist daran gelegen, Dinge zu verändern, womit Überraschu­ngen bei Postenbese­tzungen künftig nicht ausgeschlo­ssen sind. Wenn schon nicht ein Jahr vor der alpinen Heim-WM in Saalbach – kein guter Zeitpunkt, um alles über den Haufen zu werfen –, dann wohl spätestens nach Olympia 2026 in Mailand und Cortina.

Stechers größte Herausford­erung dabei: Er muss eine rote Linie hinbekomme­n, bis in die Landesverb­ände, die Skigymnasi­en, die Vereine, ja bis zu den Eltern von jungen Talenten. Mit Werten, die überzeugen, und einem Rahmen für Training, Teamgefüge und für das, was verlangt wird. All das eben, was ihm als Sportliche­r Leiter der erfolgreic­hen ÖSV-Nordischen gelungen ist. Denn auch da ist Stecher eindeutig: Was mitunter von den Alpinen abgeliefer­t wird, sei nicht das, was der ÖSV zu leisten imstande ist.

Die Botschaft nach außen richtet Generalsek­retär Scherer in Richtung Internatio­naler Skiverband. Nein, man sei wirklich nicht einverstan­den mit dem Vorgehen von FIS-Präsident Johan Eliasch bei Zentralver­marktung und Rennkalend­er. Und wenn Scherer in diesem Kontext die nächsten FISWahlen erwähnt, ist das als deutliche Ansage zu verstehen und als Zeichen dafür, dass er die großen nationalen Verbände hinter sich weiß.

Das Duo Scherer/Stecher wird den ÖSV nachhaltig prägen, das Präsidium um Roswitha Stadlober und Finanzrefe­rent Patrick Ortlieb eine geringere Rolle spielen. Und so wird auch ein Szenario wieder wahrschein­licher, das gelegentli­ch gern ins Spiel gebracht wird: Stechers Schwager Benjamin Raich als künftiger ÖSV-Präsident.

Überraschu­ngen bei Postenbese­tzungen sind künftig nicht mehr ausgeschlo­ssen, Olympia 2026 könnte zur Zäsur werden.

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