Die neuen starken Männer der Skination schärfen ihr Profil
Der Österreichische Skiverband hat sich eine neue Satzung verpasst. Was unspektakulär klingt, hat weitreichende Folgen, die nun sichtbar werden: Verbandsgrößen werden entmachtet, eine neue Garde von Entscheidungsträgern übernimmt das Ruder – und stellt womöglich schon die Weichen für den nächsten ÖSV-Präsidenten.
Die neuen starken Männer im ÖSV sind Generalsekretär Christian Scherer und der neue Sportdirektor Mario Stecher, daran besteht nach ihrem gemeinsamen Auftritt beim Weltcupfinale in Saalbach-Hinterglemm kein Zweifel mehr. Sie sind nicht nur das Leitungsorgan, sie schärfen mit zwei Botschaften auch gleich ihr Profil, nach innen wie nach außen.
So ist die erste Amtshandlung von Stecher noch vor dem offiziellen Amtsantritt am 1. Mai die Ablöse von Alpin-Nachwuchschef Jürgen Kriechbaum. Dass dort trotz seit Jahren ausgemachter Nachwuchskrise nichts weitergeht, irritiert ohnehin, nun ist seine Absetzung auch ein Signal: Stecher ist daran gelegen, Dinge zu verändern, womit Überraschungen bei Postenbesetzungen künftig nicht ausgeschlossen sind. Wenn schon nicht ein Jahr vor der alpinen Heim-WM in Saalbach – kein guter Zeitpunkt, um alles über den Haufen zu werfen –, dann wohl spätestens nach Olympia 2026 in Mailand und Cortina.
Stechers größte Herausforderung dabei: Er muss eine rote Linie hinbekommen, bis in die Landesverbände, die Skigymnasien, die Vereine, ja bis zu den Eltern von jungen Talenten. Mit Werten, die überzeugen, und einem Rahmen für Training, Teamgefüge und für das, was verlangt wird. All das eben, was ihm als Sportlicher Leiter der erfolgreichen ÖSV-Nordischen gelungen ist. Denn auch da ist Stecher eindeutig: Was mitunter von den Alpinen abgeliefert wird, sei nicht das, was der ÖSV zu leisten imstande ist.
Die Botschaft nach außen richtet Generalsekretär Scherer in Richtung Internationaler Skiverband. Nein, man sei wirklich nicht einverstanden mit dem Vorgehen von FIS-Präsident Johan Eliasch bei Zentralvermarktung und Rennkalender. Und wenn Scherer in diesem Kontext die nächsten FISWahlen erwähnt, ist das als deutliche Ansage zu verstehen und als Zeichen dafür, dass er die großen nationalen Verbände hinter sich weiß.
Das Duo Scherer/Stecher wird den ÖSV nachhaltig prägen, das Präsidium um Roswitha Stadlober und Finanzreferent Patrick Ortlieb eine geringere Rolle spielen. Und so wird auch ein Szenario wieder wahrscheinlicher, das gelegentlich gern ins Spiel gebracht wird: Stechers Schwager Benjamin Raich als künftiger ÖSV-Präsident.
Überraschungen bei Postenbesetzungen sind künftig nicht mehr ausgeschlossen, Olympia 2026 könnte zur Zäsur werden.