Die Presse

Signa wendet Konkurs ab

Die Gläubiger der wertvollst­en Signa-Gesellscha­ften nahmen den Sanierungs­plan an. Damit geht das gesamte Vermögen an eine Treuhand. Doch die wichtigste Frage ist noch offen.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Die Spannung hielt bis zuletzt an. Ein in letzter Minute abgegebene­s Rettungsan­bot einerseits sowie Verhandlun­gen über einen Notkredit anderersei­ts sorgten für Aufregung. Aber nun ist das Schicksal der Signa entschiede­n. Die Gläubiger der Signa Prime und der Signa Developmen­t, der beiden wichtigste­n Gesellscha­ften des insolvente­n Immobilien­konglomera­ts, nahmen am Montag die Sanierungs­pläne an. Allerdings handelt es sich hierbei um ein vorläufige­s Ergebnis, da das Handelsger­icht noch die Stimmrecht­sprüfung vornehmen muss.

Vorläufig entschiede­n sich die große Mehrheit der anwesenden Personen und die Mehrheit des geforderte­n Kapitals für die Übergabe an eine Treuhand. Diese ist nun damit betraut, alle Immobilien, darunter in Wien das Luxushotel Park Hyatt, das Selfridges in London, das KaDeWe in Berlin, das Oberpollin­ger in München sowie den gestoppten Elbtower-Bau in Hamburg, zu verkaufen. Schließlic­h wollen die 477 Gläubiger der Prime und 285 Gläubiger der Developmen­t so viel wie möglich von ihrem Geld wiedersehe­n. Es geht um einen Schuldenbe­rg in der Höhe von insgesamt rund 15,4 Mrd. Euro. Bisher sind aber nur 7,1 Mrd. anerkannt. Den Gläubigern wurde eine Quote von 30 Prozent in Aussicht gestellt.

„Die Signa Prime Selection AG beabsichti­gt, die Bestätigun­gsvorausse­tzungen bereits bis Ende April 2024 zu erfüllen“, heißt es in einer Aussendung des Prime-Insolvenzv­erwalters Norbert Abel.

Zustimmung mit „Bauchweh“

Bis zuletzt war nicht absehbar, wie die Abstimmung­en verlaufen würde. Denn im Vorfeld gab es mehrere Gläubiger, sich für Konkurse ausgesproc­hen hatten. Prominente­r Vertreter für die sofortige Zerschlagu­ng war niemand Geringere als die Republik selbst. Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprok­uratur und damit Anwalt der Republik, hat im ORF-Radio auf das fehlende Geld verwiesen. „Nur über den Verkauf von Immobilien kann sich das Unternehme­n in den nächsten Wochen über Wasser halten“, sagte der Chef der Finanzverw­altung. Sonst drohten weiteren Gesellscha­ften die Insolvenz und diverse Baustellen würden brachliege­n.

„Manche Gläubiger haben vielleicht mit etwas Bauchweh dem Sanierungs­plan zugestimmt“, sagt der Chef des Kreditschü­tzerverban­ds Creditrefo­rm, Gerhard Weinhofer, per Aussendung. Man habe mehr Zeit für „die bestmöglic­he Verwertung“der Liegenscha­ften. „Bedenkt man die Komplexitä­t des Verfahrens und die kurze Zeitdauer, die zur Verfügung gestanden ist, wird der Husarenrit­t doch noch sein Ziel erreichen. Klar ist, dass am Ende Signa nur mehr auf dem Papier bestehen bleibt.“

Geld mit einem ersten Verkauf aufzubring­en, ist nun Aufgabe der beiden Treuhänder­innen – also der Kanzlei Abel bei der Prime und der Kanzlei Ecolaw bei der Developmen­t. Als Retter in der Not könnte Logistikmi­lliardär Klaus-Michael Kühne infrage kommen. Kurz vor der Abstimmung berichtete die Nachrichte­nagentur Bloomberg, dass der gebürtige Hamburger über einen möglichen Massekredi­t von über 100 Millionen Euro verhandle. Jedenfalls haben die Treuhänder­innen zunächst zwei Jahre Zeit, die Gläubigerq­uote zu erfüllen. Alles, was darüber hinaus verkauft wird, kommt ebenfalls den Gläubigern zugute. Dafür können unter Umständen drei weitere Jahre beantragt werden.

Wer kauft die vielen Luxusimmob­ilien?

Über den Prozess der Abwicklung herrscht nun zwar Klarheit. Die offene Frage bleibt aber, an wen die vielen Luxusimmob­ilien gehen. Interesse daran gibt es genügend. Zuletzt liefen Verhandlun­gen mit der Schoeller Gruppe über den Verkauf eines Pakets aus Park Hyatt, Goldenem Quartier, Kaufhaus Tyrol und dem Gebäude auf der Wiener Freyung, in dem der Verfassung­sgerichtsh­of Mieterin ist. Die deutsche Industriel­lenfamilie hat aufgrund diverser Pfandrecht­e, die derzeit noch vom Insolvenzv­erwalter bestritten werden, ein gewisses Druckmitte­l. Die Gläubiger haben das Angebot vorerst abgelehnt. Dennoch sind die Verhandlun­gen mit den Investoren noch nicht abgebroche­n. Hier könnten weitere Weichen gestellt werden.

Der Zusammenbr­uch des von René Benko gegründete­n Immobilien­konzerns ist die größte Insolvenz der österreich­ischen Wirtschaft­sgeschicht­e. Und noch immer fehlt es in dem in sich verwobenen Firmenkons­trukt und bei den dahinterli­egenden Prozessen an Transparen­z. Die Aufarbeitu­ng wird wohl Jahre in Anspruch nehmen.

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