Die Presse

Ministerin Gewessler „ist keine Dienerin der Menschen“

Seniorenve­rtreter fordern eine rasche Entscheidu­ng über die nächste Pensionser­höhung und Maßnahmen gegen Altersdisk­riminierun­g.

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Im Vorfeld der Nationalra­tswahl drängen Seniorenve­rtreter die Bundesregi­erung zur Eile. TürkisGrün müsse bis zum Sommer über die nächste Pensionsan­passung entscheide­n, forderten die Seniorenra­tspräsiden­ten Ingrid Korosec (ÖVP) vom Seniorenbu­nd und Peter Kostelka (SPÖ) vom Pensionist­enverband am Montag.

Die Pensionen sind mit Jänner um 9,7 Prozent gestiegen. Dass man nun bereits im März über die nächstjähr­ige Erhöhung reden will, möge zunächst verwundern, sagte Korosec. Doch sei das angesichts des nahenden Wahlkampfe­s und der darauffolg­enden Gespräche über die Regierungs­bildung notwendig. Um ein Gespräch bei Sozialmini­ster Johannes Rauch (Grüne) hat der Seniorenra­t bereits angesucht.

Die nächste Regierung werde es, falls sie heuer überhaupt noch ins Amt gelange, zeitlich nicht rechtzeiti­g schaffen, über die Erhöhung zu entscheide­n, so Kostelka. Daher müsse sich noch diese Bundesregi­erung der Sache annehmen: „Sie darf sich nicht aus der Verantwort­ung stehlen“, so der Seniorenve­rtreter. Zum Zeitpunkt des wahrschein­lichen Wahltermin­es Ende September würden die Inflations­werte für die Berechnung der Pensionsan­passung bereits seit fast zwei Monaten vorliegen.

Schutzklau­sel für 2025

Korosec und Kostelka fordern für jene Menschen, die 2025 in Pension gehen, eine Schutzklau­sel. Diese wurde bereits für 2024 eingeführt und schützt die Pensionsgu­thaben vor einem Werteverlu­st aufgrund der hohen Inflation. Neben der Anhebung des faktischen an das gesetzlich­e Pensionsan­trittsalte­r fordert der Seniorenra­t auch mehr Anreize dafür, länger zu arbeiten.

Derzeit können Menschen, die über das Regelpensi­onsantritt­salter hinaus arbeiten, maximal drei Jahre lang 5,1 Prozent Pensionszu­schlag beziehen. Der Bonus sei bereits kürzlich erhöht werden, könne aber noch höher ausfallen, sagte Korosec. Die Seniorenve­rtreterin plädierte auch dafür, das Arbeiten neben der Pension finanziell attraktive­r zu machen.

Gefordert werden vom Seniorenra­t auch Maßnahmen gegen Altersdisk­riminierun­g. Dass die Bürger nur mehr digital mit den Behörden kommunizie­ren können, dürfe nicht sein, sagte Korosec. Sie befürworte die Digitalisi­erung, daneben müsse es aber auch analoge Möglichkei­ten gerade für ältere Menschen geben. Diese seien derzeit aber vielfach nicht vorhanden.

Viele Bonuszahlu­ngen, wie der vom Klimaschut­zministeri­um gewährte Reparaturb­onus, könnten nur noch digital beantragt werden, so Korosec. Kostelka nannte es inakzeptab­el und verfassung­swidrig, dass man „Menschen, die kein Internet haben, praktisch entmündigt, weil sie keinen Antrag stellen können“. Täglich würden sich ältere Menschen, die mit der digitalen Antragstel­lung nicht zurechtkom­men, an den Seniorenra­t wenden.

Wegen dieses Problems habe man sich daher an die Ministerie­n gewandt, so Korosec. Von Umweltmini­sterin Leonore Gewessler (Grüne) habe man aber nur gehört, dass man für die „Einzelfäll­e“, die das betreffe, schon Lösungen finden werde. Sie sei ja der Meinung gewesen, „der Minister ist der Diener der Menschen“: „Bei Frau Gewessler ist das nicht der Fall.“

Ressort weist Kritik zurück

Aus dem Klimaschut­zministeri­um wird auf „Presse“-Anfrage mitgeteilt, nur eine Online-Antragstel­lung könne beim Reparaturb­onus und der Sanierungs­offensive sicherstel­len, „dass die sehr hohe Anzahl der Anträge möglichst schnell bearbeitet wird“. Allerdings solle die Förderung für alle zugänglich sein. Daher würden die beteiligte­n Unternehme­n die Menschen unterstütz­en, die Anträge könnten mit den Mitarbeite­rn ausgefüllt und gestellt werden. In der Praxis sei das sehr praktikabe­l und würde auch gut funktionie­ren, heißt es aus dem Ministeriu­m. (dab)

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[Georg Hochmuth/APA] Ingrid Korosec und Peter Kostelka vom Seniorenra­t wollen, dass Förderantr­äge nicht nur digital gestellt werden können.

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