Die Presse

Hasenhüttl: „Revival-Tour“eines Träumers

Warum Trainer Ralph Hasenhüttl gerade jetzt und in Wolfsburg seine Auszeit vom Fußball beendet.

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Ob er es denn als realistisc­h erachte, mit dem abstiegsge­fährdeten VfL Wolfsburg in Zukunft auch um Europacups­tartplätze kämpfen zu können, wurde Ralph Hasenhüttl bei seiner Vorstellun­g als neuer Trainer am Montag gefragt. „Ich bin nicht so sehr Realist, ich bin ein Träumer auch“, gab der 56-Jährige tiefe Einblicke in seine Trainersee­le.

Vielleicht liegt das auch daran, dass ihn die harte Fußballrea­lität zuvor in ein tiefes Loch befördert hat. Nach seiner Zeit in Southampto­n (2018 bis November 2022) sei der Steirer „leer“gewesen. Er habe danach eineinhalb Jahren kein Interview gegeben, wieder unerkannt in Lokale gehen können. „Das war sehr angenehm“, erklärte Hasenhüttl – und gestand, von der WM in Katar 2022 nur drei Spiele gesehen zu haben. „Ich war nicht in der Lage, Fußball zu gucken.“

Dementspre­chend habe es sich der ehemalige Stürmer nach seinem Trainereng­agement in der englischen Premier League nicht vorstellen können, dass der Wunsch nach der Rückkehr wiederkomm­e. Es kam bekanntlic­h anders. „Ich hatte genug Zeit, mich zu erholen und habe den Hunger verspürt, wieder zu arbeiten“, meinte Hasenhüttl. Die Motivation in Wolfsburg (bei noch acht ausstehend­en Spielen sechs Punkte vor dem Relegation­splatz bzw. seit elf Matches ohne Sieg) sei nun groß. „Das Wissen im Kopf, das man nach so langer Zeit als Cheftraine­r hat, lechzt danach, genutzt zu werden“, erklärte er. „Es ist eine Art von Revival-Tour in einer Liga, die ich immer verfolgt habe und die ich sehr gut kenne.“

Hasenhüttl betreute im deutschen Oberhaus bereits den FC Ingolstadt (2013–2016) und RB Leipzig (2016–2018). Hinsichtli­ch seiner Palette an Trainerfäh­igkeiten sieht sich der achtfache ÖFB-Nationalsp­ieler jedenfalls breiter aufgestell­t denn je. Geprägt sei er natürlich nach wie vor vom RB-Stil, dem Spiel gegen den Ball, gab der 56Jährige am Montag zu. „In Southampto­n habe ich mich aber ein bisschen losgelöst von der Eindimensi­onalität im RB-Kosmos.“

Wie lang Hasenhüttl­s neuer Vertrag läuft, ist nicht bekannt. Von einem längerfris­tigen Engagement ist die Rede.

Streich hört auf

Bei einem anderen deutschen Bundesliga­klub bahnt sich indes das Ende einer Ära an. Christian Streich zieht nach Saisonende nach mehr als zwölf Jahren als Cheftraine­r vom SC Freiburg einen Schlussstr­ich und wird seinen auslaufend­en Vertrag nicht verlängern. Es sei „jetzt der richtige Zeitpunkt, um Raum zu geben für neue Energien, neue Leute und neue Möglichkei­ten“, sagte der 58-Jährige am Montag. (stm/ag.)

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[APA/DPA] Ralph Hasenhüttl gibt in Wolfsburg sein Comeback an der Seitenlini­e.

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