Jeder „Misthaufen“zählt! Und wie!
Es geht im EGG nicht nur um Biogas, sondern neben Holzgas auch um grünen Wasserstoff.
Grüne Gase spielen eine zentrale Rolle bei der Umstellung der Gasversorgung auf Erneuerbare. Nur so kann die Zukunft des Gasnetzes und der Gasversorgung gesichert werden. Im Gastkommentar zu dem im Ministerrat verabschiedeten Erneuerbaren-Gas-Gesetz (EGG) bezieht sich Elisabeth Zehetner aber nur auf Biomethan, also aufgereinigtes Biogas („Die Presse“, 9. März). Es geht im EGG jedoch nicht nur um Biogas, sondern neben Holzgas auch um grünen Wasserstoff.
Aktuell gibt es wenige Anlagen, die auf die Biomethanproduktion gesetzt haben. Auch gibt es erst ein Projekt für die Einspeisung von Wasserstoff. Das hat einen Grund: Im Gasbereich gibt es keinen rechtlichen Rahmen, der einen wirtschaftlichen Betrieb nachhaltig ermöglicht. Dies soll sich (aufgrund der Lücke im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz) nun ändern. Damit die Produktion gesteigert werden kann, braucht es ein Gesetz wie das EGG.
Dennoch könnte das Ausbauziel von 7,5 TWh auch nur mit Biogas allein erreicht werden. Für die Zeit nach 2030 kann die Biogasproduktion weiter gesteigert werden. Studien rechnen mit einem Potenzial von bis zu 15 TWh Biogas und weiters bis zu 25 TWh Holzgas. Das Groß der Biogasmenge wird durch Reststoffe der Landwirtschaft (z. B. Gülle und Mist, Zwischenfrüchte oder Maisstroh) aufgebracht werden. Biogene Abfälle aus der Lebens- und Futtermittelindustrie sind eine willkommene Ergänzung.
Natürlich sind die Kosten von heimisch erzeugten erneuerbaren Gasen höher als bei Lieferungen von Erdgas aus Russland. Allerdings verbleiben rund 90 % der investierten Geldmittel und über 90 % der notwendigen Aufwendungen aufgrund der innovativen österreichischen Umwelttechnikfirmen und aufgrund der engen Verzahnung zwischen Biogasrespektive Biomethananlagen mit der umliegenden Wirtschaft im Inland. Um das Ausbauziel 2030 erreichen zu können, müssen über vier Milliarden Euro investiert werden. Die Produktion der 7,5 TWh verursacht Betriebskosten von einer Milliarde jährlich, zusätzlich entstehen direkt bei den Anlagen auch 1500 Arbeitsplätze. Die Nutzung erneuerbarer Gase ist also eine volkswirtschaftlich sinnvolle Investition in den Wirtschaftsstandort.
Eigeninvestitionen erlaubt
Ohnehin sind die im Kommentar aufgeworfenen Kosten von 3,6 Milliarden Euro eine Summe, die sich ausschließlich aus dem Ausgleichsbeitrag zuzüglich des Erdgaspreises für den Zeitraum 2025 bis 2030 ergibt. Nicht eingerechnet wurde, dass die Erdgasabgabe, die ETS-Kosten für große Industrieund Energieversorgungsunternehmen sowie die Kosten für Emissionszertifikate im NonETS-Bereich (Verkehr, Gebäude) entfallen. Zudem muss weniger Erdgas importiert werden, womit weniger Geld bei unsicherer Preisentwicklung – die letzten Gaskrisen haben es gezeigt – ins Ausland abfließt.
Der Preis für erneuerbare Gase entwickelt sich auf dem Markt, der Ausgleichsbeitrag bildet nicht zwangsläufig den Preis ab. Eigeninvestitionen der Gasversorger sind im Gesetz erlaubt und das beste Mittel, um Kosten zu senken, falls Gasversorger der Meinung sind, dass Produzenten zu überhöhten Preisen anbieten. Zudem sind im EGG „Verminderungsund Ausgleichsmöglichkeiten“gegeben, die die Pflichten der Gashändler reduzieren.
Es stehen Strafzahlungen für Klimazielverfehlungen im NonETS-Bereich (Gebäude, Verkehr) im Raum, die ebenfalls in die Milliarden Euro gehen werden. Diese können durch erneuerbare Gase vermindert werden. Ohne den Einsatz von erneuerbaren Gasen ist die Gasinfrastruktur nicht zukunftsfähig, und eine Netto-nullEmission Österreichs bis 2040 wäre praktisch unmöglich.