Jägerinnen und Jäger sind Teil der Lösung
Eine nachhaltige Bewirtschaftung des ländlichen Raums sichert Zukunft und Leistungsfähigkeit von Ökosystemen.
Land- und Forstwirte als Grundeigentümer und die Jagd sind das Rückgrat des ländlichen Raums. Sie erhalten die Natur, gestalten die Kulturlandschaft und erzeugen regionale Lebensmittel. Grundlage all dessen ist bewirtschafteter Grundbesitz. Mit dem Recht auf Eigentum ist auch die nachhaltige Nutzung des Landes verbunden. Grundeigentümer sind geradezu verpflichtet, täglich Verantwortung zu übernehmen: für die Familie und nachfolgende Generationen, für die Natur und als Produzent auch für die gesamte Gesellschaft.
Das wird von all jenen, die selten bis nie Verantwortung übernehmen, aber immer öfter lautstark kurzsichtige unrealistische Forderungen erheben, zu oft vergessen. Wer nur vor Regierungsgebäuden und auf Straßen demonstriert, übernimmt keine Verantwortung. Wie denn auch? Klimafitte Lebensräume werden vor Ort gestaltet, nicht auf den Pflastersteinen und Straßen der Wiener Innenstadt. Und wer die eigenen dogmatischen Ansichten über einen seriösen und lösungsorientierten Dialog stellt, verspielt sein Recht auf die Mitwirkung am konsensualen Prozess, der aber den gemeinsamen Bemühungen der unterschiedlichen Stakeholder immer vorausgehen muss.
Auch wenn wir in den Lebensräumen Österreichs mit vielen Herausforderungen wie Kalamitäten nach Borkenkäferbefall, Trockenheit oder Bränden zu kämpfen haben, darf man eines nicht vergessen: In den vergangenen Jahren ist viel gelungen. Die Waldfläche in Österreich wächst kontinuierlich, die Lebensräume können ihre Funktionen und Aufgaben erfüllen und wir haben für ein mitteleuropäisches Land eine enorme Artenvielfalt.
Natürlich sind wir alle gefordert, diese Lebensräume gemeinsam zu erhalten, zu verbessern und weiterzuentwickeln – mit einer Vielzahl an Maßnahmen, aber immer mit ganzheitlichem Blick. Das verlangt einen permanenten Dialog zwischen Politik, Wissenschaft, Jagd, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und verantwortungsbewussten Umweltschutzorganisationen – sei es auf europäischer, nationaler, regionaler, sei es auf lokaler Ebene. Nur gemeinsam können wir Ziele und Maßnahmen definieren und umsetzen.
Harvester, Hirn und Hege
Ein nachhaltiger und damit klimafitter Lebensraum braucht ein Management mit Harvester, Hirn und Hege. Nur das sichert langfristig seine Funktionen als Lebensraum und Nahrungsgrundlage und kann einen zentralen Beitrag zum Klima- und Artenschutz leisten: Pflanzen – und hier vor allem Bäume – speichern Kohlendioxid, produzieren Sauerstoff und wirken temperaturausgleichend. Intakte Lebensräume sichern unsere Trinkwasserversorgung und sind Wasserquelle für Pflanzen und Tiere aller Art. Ökosysteme haben eine Schutzwirkung und sind die Grundlage für eine hohe Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Gütern aus regionaler Produktion. Ökosysteme erfüllen also fundamentale Aufgaben.
Lebensräume klimafit zu halten ist für Mensch, Tier und Umwelt von zentraler Bedeutung. Die Jagd wirkt daran entscheidend mit: sei es bei der Entwicklung und Attraktivierung von Lebensräumen, der Regulierung des Wildbestands auf das Tragfähigkeitsniveau des jeweiligen Habitats, sei es mit einer wildökologischen Raumplanung, der Einbringung der jagdlichen Expertise oder dem Dialog mit allen Stakeholdern. Ein Beispiel ist die Wildökolandaktion, die der NÖ Jagdverband gemeinsam mit der EVN und dem Landschaftsfonds des Landes Niederösterreich seit 1967 umsetzt. Ziel der Aktion ist die langfristige Lebensraumverbesserung für Wildtiere. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Seit dem Start der Aktion haben die Jägerinnen und Jäger gemeinsam mit den Grundeigentümern in über 4300 Projekten rund 3,75 Millionen Bäume und Sträucher gepflanzt und zusätzlichen Rückzugsraum für das Wild, aber auch alle anderen Tiere geschaffen. Insgesamt wurden über 1740 Hektar bepflanzt – das entspricht sechsmal der Wiener Innenstadt
oder aneinandergereiht der Strecke von Wien bis Athen.
Das zeigt: Jägerinnen und Jäger übernehmen Verantwortung, haben Natur- und Hausverstand und sind damit Teil der Lösung. Viel mehr noch braucht es die Jagd als Stimme der Vernunft in einem Diskurs, der oftmals marktschreierisch und dogmatisch statt lösungsorientiert geführt wird. Damit die Zukunft der Lebensräume keine Zerreißprobe, sondern ein Schulterschluss wird, setzt der NÖ Jagdverband dieses Jahr den Schwerpunkt auf das Thema Lebensraum. Wir wollen relevante Stakeholder und Experten an einen Tisch holen, um einen Konsens über gemeinsame Ziele und Maßnahmen zu finden.
Stakeholder und Projekte
Wir wollen die Folgen durch den Klimawandel, wildökologische Bewegungen und den Verlust der Artenvielfalt im Bezug auf unsere Lebensräume diskutieren. Trockenheit und Extremwetterereignisse, jede verlorene, aber auch neue Art, vor allem aber menschliches Wirtschaften und Handeln haben Auswirkungen auf die Habitatqualität. Ziel ist es, Lösungen für attraktive Lebensräume und eine hohe Habitatqualität in den Regionen Österreichs zu finden. Es gilt, die vielen Projekte von Jagd, Landund Forstwirtschaft, Wissenschaft, Umweltschutz und Politik zur Verbesserung von Lebensräumen ebenso wie die handelnden Personen selbst zu vernetzen, neue Ideen zu entwickeln und dann auch umzusetzen. Die derzeit oft fragmentierte Projektlandschaft soll so zu einem großen Ganzen verbunden werden. All jene, die Verantwortung übernehmen wollen, laden wir herzlich ein, sich in den nächsten Monaten daran zu beteiligen.