Die Presse

Türkis-grünes Bau-Konjunktur­paket kommt in den Nationalra­t

Die Opposition kritisiert, die Regierung lobt: Am Mittwoch soll der „Wohnbautur­bo“beschlosse­n werden. Details aber sind offen.

- VON JULIA WENZEL

Den Auftakt gab die SPÖ, gefolgt von den Neos und der FPÖ: Quasi im Stundentak­t beriefen die Opposition­sparteien am Dienstag Pressekonf­erenzen ein, um eine Vorschau auf die Plenarsitz­ung des Nationalra­ts am heutigen Mittwoch zu geben. In dieser soll nach der Aktuellen Stunde, deren Thema die Neos vorgeben, unter anderem das türkis-grüne Bau-Konjunktur­paket beschlosse­n werden. Die FPÖ will teilweise zustimmen, die Neos zeigten sich vorab skeptisch.

Die Zustimmung der größten Opposition­spartei, der SPÖ, ist ebenso nicht sicher, obwohl die Sozialpart­ner das Paket gelobt haben. Die Regierung braucht die Zustimmung der Opposition jedenfalls nicht, weil ihr eine einfache Mehrheit reicht.

Dennoch nahm sich SPÖ-Klubchef Philip Kucher am Dienstag ausführlic­h Zeit, seinen Standpunkt zu erläutern. Das Paket sehe „viel zu wenig“für den sozialen Wohnbau und die rund 500.000 „Häuslbauer“vor, die durch variable Zinssätze ins Straucheln geraten seien. Dafür präsentier­te Kucher am Dienstag selbst ein Paket, das er heute im Plenum zur Abstimmung bringen will. Verstärkun­g hatte er sich dafür aus St. Pölten geholt: Landespart­eichef Sven Hergovich wiederholt­e in den roten Klubräumen am Wiener Ring seinen im Vorjahr schon unterbreit­eten Vorschlag, einen Zinsdeckel von drei Prozent einzuführe­n. Gegenfinan­ziert werden soll das mit einer Steuer auf Übergewinn­e der Banken, die Kucher und Hergovich zufolge „Rekordgewi­nne“erwirtscha­ftet haben. Auch einen „Mietenstop­p“ bis 2026 sieht der rote Vorschlag vor. Auf die Frage, ob es die Aufgabe des Staats sei, in Schieflage geratene Private zu retten, meinte Hergovich, dass die Regierung die Verantwort­ung nicht auf die Betroffene­n abwälzen könne, immerhin seien variable Kreditzins­en in Österreich viel häufiger als anderswo, was damit offensicht­lich ein „strukturel­les Thema“sei.

„Keine neuen Steuern“

Im ÖVP-Klub stößt das auf Ablehnung. „Wir wollen keine neue Steuer. Unser Konjunktur­paket ist in die Zukunft gerichtet und keine Vergangenh­eitsbewält­igung“, sagt Klubchef August Wöginger zur „Presse“und betont, dass es den Bau und die Sanierung von 25.000 Einheiten ermögliche. Durch den Wegfall von Gebühren für Grundbuchu­nd Pfandrecht­seintragun­g werde der Eigentumse­rwerb (siehe Artikel Seite 20) erleichter­t. Auf den roten Vorwurf, dass man Mietern nicht helfe, antwortet er mit Verweis auf den beschlosse­nen Mietpreisd­eckel und die Ausweitung des „Wohnschirm­s“, der Mieter unterstütz­t, denen Delogierun­g droht. Die versproche­ne Ausweitung der Leerstands­abgabe wurde in Begutachtu­ng geschickt. Sie soll im April beschlosse­n werden. Die Grünen verweisen ebenfalls auf die paktierte „Bau-Milliarde“, die ökologisch­e Sanierunge­n ermögliche. Auf Details des nötigen Zuschussge­setzes haben sich ÖVP und Grüne Stand Dienstagna­chmittag aber noch nicht geeignet. Das Geld solle mehrheitli­ch in Genossensc­haftswohnu­ngen fließen, hieß es.

Schon im Bauausschu­ss beschlosse­n wurden die Zweckzusch­üsse für Wohnbaudar­lehen von den Ländern. Sie legen die Basis für die angekündig­ten Kredite mit 1,5 Prozent Zinssatz. Die Länder sollen nicht nur über den Bund Geld dafür bekommen, sondern auch über die Landesbank­en, wie Wöginger am Dienstag betonte. Ein entspreche­nder Abänderung­santrag solle eingebrach­t werden. Ob es bei der Frist bis 2028 bleibt bzw. was danach passiert, ließ man im Klub aber offen.

FPÖ-Bautenspre­cher Philipp Schrangl forderte am Dienstag eine getrennte Abstimmung. Dem Entfall der Grundbuch- und Pfandrecht­seintragun­gsgebühr wolle man zustimmen. Neos-Vizeklubch­ef Nikolaus Scherak kritisiert­e hingegen das ständige „KleinKlein“und „Feuerlösch­en“der Regierung. In der Aktuellen Stunde werde man eine deutliche Steuersenk­ung fordern.

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