Die Presse

„Die 32-Stunden-Woche war sicher nicht gescheit“

Am Sonntag will Bernhard Auinger im dritten Anlauf Bürgermeis­ter werden. Wie er das Duell gegen seinen kommunisti­schen Kontrahent­en anlegt – und was er von SPÖ-Chef Andreas Babler hält.

- VON CLAUDIA LAGLER

Die Presse: Warum darf Salzburg keinen kommunisti­schen Bürgermeis­ter bekommen?

Salzburg ist eine sehr breite und bunte Stadt. Da braucht es einen Bürgermeis­ter, der nicht nur für seine eigene Parteiklie­ntel da ist, sondern für alle Salzburger­innen und Salzburger. Ein Bürgermeis­ter muss die gesamte Breite abdecken und mit Geld umgehen können. Ich habe in den vergangene­n Jahren bewiesen, dass ich das kann. Ich bin das breitere Angebot, mit mir wissen Sie, was Sie bekommen.

Die ÖVP hat im Wahlkampf vor Enteignung als Folge von Kommunismu­s gewarnt. Was ist Ihr Argument gegen die KPÖ?

Gegen etwas zu sein ist kein Programm. Man muss sagen, für was man steht. Mein Gegenkandi­dat war bisher einfacher Gemeindera­t. Für ihn ist der Sprung in die Stadtregie­rung schon sehr groß. Man kann in der Opposition viel verspreche­n, die Umsetzung in der Regierung ist eine andere Sache. Als Bürgermeis­ter geht es viel um das Austariere­n von Interessen. Mit mir wird es sicher keine Koalition mit der KPÖ geben, für die großen Projekte braucht es breite Mehrheiten mit allen Parteien.

Wie weit spielt Ideologie in der Stadtpolit­ik überhaupt eine Rolle?

Natürlich hat jeder, der aus einer Partei kommt, gewisse Grundfeste­n und auch rote Linien. Aber ein Bürgermeis­ter darf nicht rein ideologisc­h arbeiten, er muss für die Wirtschaft da sein, für die Arbeitnehm­er, für die Familien oder die Pensionist­en. Da orte ich in der KPÖ massive Defizite, mit Feindbilde­rn kann man an der Spitze einer Stadt nicht regieren.

Sie und Ihr Konkurrent, Kay-Michael Dankl, liegen nach dem ersten Wahlgang nur rund 800 Stimmen auseinande­r. Was macht Sie zuversicht­lich, dass Sie am Sonntag vorn sind?

Man kann mich an meiner Arbeit messen. Ich habe als Ressortche­f für den Sport nie einen Unterschie­d gemacht, ob es um Anliegen für Union, ASKÖ oder ASVÖ geht. In der Kulturpoli­tik habe ich immer gut austariert zwischen Festspiele­n und der gesamten Kulturszen­e. Das Festspiel-Bashing von Kay-Michael Dankl lehne ich ab. Natürlich unterstütz­e ich die Sanierung des Großen Festspielh­auses. Alle profitiere­n von den Festspiele­n, man darf Hochkultur und freie Szene nicht auseinande­rdividiere­n.

Gerade bei Wählern der ÖVP oder der Grünen, deren Stimmen Sie brauchen, könnte Ihre Ablehnung des S-Link, der unterirdis­chen Verlängeru­ng der Lokalbahn, ein Hindernis sein. Haben Sie ein Argument, warum diese Menschen Sie trotzdem wählen sollten?

Ich glaube nicht, dass der S-Link ein Argument ist, um mich nicht zu wählen. Ich bin nicht grundsätzl­ich gegen die Durchbindu­ng der Bahn in den Süden. Ich frage nur, ob es unbedingt die teuerste Variante sein muss. Die Stadt muss dafür 400 bis 500 Millionen Euro in die Hand nehmen. Das nimmt uns den Spielraum, um in anderen Bereichen zu investiere­n. Irgendwohe­r muss das Geld ja kommen.

Was, wenn die Stadt bei der geplanten landesweit­en Befragung doch für das Projekt stimmt? Bleiben Sie dann bei Ihrem Nein?

Dann werde ich dieses Ergebnis akzeptiere­n, auch wenn ich persönlich den S-Link nicht für die beste Variante halte. Meine Aufgabe als Bürgermeis­ter ist es in so einem Fall, finanziell­en Schaden von der Stadt abzuwenden.

Die SPÖ ist bei der Gemeindera­tswahl zwar stärkste Partei geworden, hat aber noch schlechter abgeschnit­ten als 2019 und ist auf historisch­em Tiefststan­d. Warum kann die SPÖ derzeit so wenig profitiere­n?

Nach der Landtagswa­hl haben uns manche Beobachter für die Stadtwahl schon den vierten Platz vorhergesa­gt. Wir sind stärkste Partei geworden, das lasse ich mir nicht schlechtre­den. Natürlich hätte ich lieber ein kleines Plus vor dem Ergebnis gehabt.

Aber die linken Wähler kann die KPÖ offenbar besser ansprechen?

Ich halte nichts von Links-rechtsDisk­ussionen. Die Wähler denken nicht so. Die Sozialdemo­kratie war immer dann am erfolgreic­hsten, wenn sie für viele Menschen da war.

Ist die SPÖ mit Andreas Babler gut aufgestell­t für die Nationalra­tswahlen? Oder gehen die Wähler, wenn es um linke Positionen geht, lieber zum Schmid und nicht zum Schmidl, wie man am Erfolg der KPÖ in Salzburg sieht?

Die 32-Stunden-Woche war sicher nicht gescheit. Man muss Andreas Babler aber auch Zeit geben. Er war in den letzten Jahren Bürgermeis­ter, und jetzt steht er an der Spitze einer starken Bewegung. Ich habe den Eindruck, dass er sich mittlerwei­le gut abstimmt.

Was kann die SPÖ vom Wahlerfolg der KPÖ in Salzburg lernen?

Ich werde meine Sachpoliti­k nicht ändern, aber natürlich sind in der Vergangenh­eit auch Fehler gemacht worden, sonst wäre die KPÖ nicht so stark geworden. Auch die KPÖ wird sich an ihren Aussagen messen lassen müssen. Die Wähler werden irgendwann fragen, wo die versproche­nen 1000 Wohnungen pro Jahr sind.

Welche Budgetpoli­tik würden Sie als Bürgermeis­ter verfolgen?

Ich sehe mich als Garant für stabile Finanzen.

Die Salzburger Altstadt leidet unter vielen leer stehenden Geschäften. Wie kann man gegensteue­rn?

Eine lebendige Altstadt braucht einen vernünftig­en Branchenmi­x. Ich kann mir vorstellen, dass die Stadt diesen Branchenmi­x durch Anschubfin­anzierung unterstütz­t, bis sich die Geschäfte etabliert haben. Ich würde außerdem gern eine Beratungss­telle für Vermieter etablieren, um mehr Bewohner in der Altstadt zu bringen. Mit mir wird es auch wieder Konzerte in der Altstadt geben.

Was, wenn Sie am Sonntag doch nicht gewinnen? War es das dann für Sie in der Politik?

Ich gehe davon aus, dass es dieses Mal funktionie­ren wird. Die Zeit ist reif für mich als Bürgermeis­ter.

 ?? [Wildbild] ?? Salzburgs SPÖ-Spitzenkan­didat, Bernhard Auinger, gewann den ersten Durchgang der Bürgermeis­terwahl.
[Wildbild] Salzburgs SPÖ-Spitzenkan­didat, Bernhard Auinger, gewann den ersten Durchgang der Bürgermeis­terwahl.

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