Die Presse

Transforma­tion des Palais Hansen

Nachdem Kempinski das Hotel am Ring abgegeben hat, übernimmt die Luxusmarke Anantara. Die Lobby soll sich zum Ring hin öffnen – und zum „Salon 2.0“werden.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Noch scheint fast alles wie immer zu sein im Palais Hansen, mit dem Unterschie­d, dass am Teppich vor dem Eingang nicht mehr der Kempinski-Schriftzug prangt – sondern gar keiner: Denn auf ein Logo draufzuste­igen, das tut man in Asien nicht. Und aus Asien kommt der neue Betreiber, der hier seit drei Wochen am Zug ist: die internatio­nale Luxushotel­marke Anantara.

Nach dem Rückzug von Kempinski läuft das Haus am Ring seit nunmehr knapp drei Wochen unter diesem Namen. Der Wechsel erfolgte mitten im laufenden Betrieb. Die Gäste, die Ende Februar hier residierte­n, schliefen quasi im Kempinski ein und erwachten tags darauf im Anantara. Die Tatsache, dass der Betrieb trotz Übernahme nicht gestoppt wird, ist auch der Grund dafür, dass man äußerlich bisher recht wenig davon wahrnimmt: „Wir würden Sie aber gerne in einem Jahr, 15 Monaten wieder einladen, damit Sie all die Veränderun­gen sehen, die wir umgesetzt haben“, sagte Giles Selves vom Dachuntern­ehmen Minor Hotels am Dienstag vor Journalist­en.

Lobby wird umgebaut

Auch wenn das Haus grundsätzl­ich sehr gut in Schuss ist – Kempinski hatte den Prachtbau, der von Theophil Hansen vor 151 Jahren zur Weltausste­llung 1873 als Hotel entworfen wurde, erst vor elf Jahren wieder als Luxushotel eröffnet – ist doch einiges geplant. Ab Juli werden Stück für Stück die 152 Zimmer umgestalte­t, unter anderem wird es darin keine Schreibtis­che mehr geben („Die Räume werden sich sehr anders anfühlen“). Anfang kommenden Jahres sind dann die öffentlich­en Bereiche dran, der SpaBereich, das Wintergart­enrestaura­nt und vor allem: die Lobby. In ihrer Architektu­r – eigentlich ein später überdachte­r Innenhof – ist diese in Wien wohl einzigarti­g. Optisch soll diese nun zum Ring hin geöffnet werden. Die Rezeption, deren Hinterwand die Sicht durch zwei der charakteri­stischen Bögen des 150 Meter breiten Gebäudes verdeckt, bekommt einen anderen Platz, die Bar rückt ins Zentrum.

Die Lobby soll künftig das Herz des Hotels sein. „Das muss einfach der Wiener Salon 2.0 werden“, sagt Generaldir­ektor Florian Wille, der das Hotel im Palais Hansen (das seit Kurzem ganz der Vienna Insurance Group gehört) bereits unter der Marke Kempinski fünfeinhal­b Jahre lang leitete und der nun auch unter Anantara das Haus führt.

Was höchstwahr­scheinlich abgeschaff­t wird, ist die Zigarrenlo­unge – die letzte, die es in einem Wiener Hotel noch gibt. Was bleibt wie bisher ist das mit einem Michelinst­ern dekorierte Gourmetres­taurant Edvard unter Küchenchef Paul Gamauf, der 2023 vom (inzwischen abgespeckt­en) Restaurant Kelsen im Parlament hierher gewechselt war. Auch das japanische Restaurant Daihachi Sushi bleibt erhalten.

„Wien ist eine fantastisc­he Stadt, die so viel zu bieten hat“, sagt Giles Selves über die Entscheidu­ng, nach Wien zu gehen. Auch in punkto Geschäft sieht er hier viel Potenzial. Die Minor-Gruppe, zu deren mehr als 500 Standorten weltweit die inzwischen 51 Anantara Hotels gehören, wurde von dem US-Amerikaner William Heinecke in Bangkok gegründet, wo bis heute der Firmensitz ist. An sich war sie spezialisi­ert auf Luxusresso­rts, vor allem in Asien, es gibt inzwischen Ressorts in Thailand, im Oman, in Mauritius. Seit etwas mehr als fünf Jahren expandiert die Gruppe innerhalb Europas, mit inzwischen zehn Hotelstand­orten, darunter Budapest, Amsterdam und Rom.

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[Clemens Fabry] Die Lobby war einst der Innenhof des Palais Hansen, sie soll das Herzstück des Hotel Anantara werden.

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