Das Intercont oder: Schöner sterben am Heumarkt!
„Masse ohne Maß“? 60 Jahre Hotel Intercontinental: Wenn nichts Besseres nachkommt.
Der Tod gilt ja im Allgemeinen als eher endgültige Angelegenheit. Sieht man ab von einer Handvoll Mythen rund um Zombies und sonstige Wiedergängerei, sollte in aller Regel ein Weiterleben nach dem Tod zumindest wenig wahrscheinlich sein. Ganz zu schweigen von der abwegigen Idee, der/die teure Verblichene würde womöglich eines nachsterblichen Tages frisch-fröhlich Geburtstag feiern.
Und doch, genau das begibt sich hierorts gegenwärtig: Wiens Hotel Intercontinental schickt sich an, beginnend mit diesem März, den 60. Jahrestag seiner Errichtung mit einer „musikalischen Reise“durch die Hotelgeschichte zu feiern, samt finaler „Geburtstagsparty“kommenden Oktober (www.vienna.intercontinental.com/60jahre-intercontinental-wien). Und das, wiewohl nämliches Gebäude nach dem Willen eines Immobilieninvestors und namhafter Teile der Stadtpolitik schon längst sollte aus dem Stadtbild getilgt, sein Abriss, folgt man den Wikipedia-Enzyklopädisten, spätestens vergangenen Herbst müsste geschehen sein.
Nun, eine Visite am Heumarkt zeigt: Das Intercont, es steht noch immer da. Wobei man keineswegs behaupten kann, es sei quasi vom ersten Tage an irgendwem Liebkind gewesen. Als „Masse ohne Maß“oder „ungestalter Hotelklotz“ward es einst begrüßt, und dieselben Debatten, die in den vergangenen zehn Jahren das Projekt eines Nachfolgebaus begleiteten, trugen schon ehedem das Ihre zu jener Gestalt bei, in der sich das Hotel heute präsentiert. Nur dass uns mittlerweile die Unerbaulichkeit des kürzlich in seiner x-ten Version vorgelegten Nachfolgeprojekts eindringlich vor Augen geführt hat, was alles an Entbehrlichkeit am selben Ort sonst noch geschehen kann.
Kurz: So schön wie in seinem 60. Jahr ist das Intercont nie zuvor gewesen. Ad multos annos? Muss nicht sein. Aber solang nichts Besseres nachkommt …