Die Presse

RBI-Deal in Russland auf der Kippe

Obwohl die RBI eine sanktionsk­onforme Lösung für den Kauf der StrabagAnt­eile von Oleg Deripaska gefunden hat, sind die USA dagegen. Der Druck aus Washington dürfte den Deal nun zu Fall bringen.

- VON JAKOB ZIRM Die Kritik der USA

Wien. Aus österreich­ischer und russischer Sicht hat der Deal eine bestechend­e Logik. Die Raiffeisen­bank Internatio­nal (RBI) hätte endlich Zugriff auf einen Großteil ihrer Gewinne in Russland. Und beim größten heimischen Baukonzern, Strabag, würde man den ungeliebte­n Mitaktionä­r, den russischen Oligarchen Oleg Deripaska, los. Denn dessen Anteile sollten über eine komplexe Transaktio­n von der russischen RBI-Tochter erworben und dann als Sachdivide­nde an die Mutter nach Wien ausgeschüt­tet werden. Deripaska wiederum könnte so sein eingefrore­nes Vermögen in Europa zu flüssigen Rubel machen.

In Österreich und Russland sollen die zuständige­n Aufsichtsb­ehörden dem Ansinnen ob seiner Logik daher auch durchaus wohlwollen­d gegenübers­tehen. Dennoch steht der Deal nun vor dem Scheitern. So sind die USA von dem Geschäft alles andere als angetan. Schließlic­h gilt Deripaska als enger Vertrauter des Präsidente­n Russlands, Wladimir Putin, und steht daher auch auf den Sanktionsl­isten sowohl in den USA als auch in der EU. Für dieses Problem will die RBI de jure zwar eine sanktionsk­onforme Lösung gefunden haben. Das scheint Washington aber nicht zu reichen.

Bereits Anfang März kam Anna Morris, die stellvertr­etende Leiterin der zum US-Finanzmini­sterium gehörenden Abteilung für Terrorismu­sfinanzier­ung und Finanzkrim­inalität deswegen nach Wien, „Die Presse“berichtete exklusiv. Wenige Tage später musste eine Delegation der RBI auch bei der USSanktion­sbehörde Ofac in Washington vorstellig werden. Vom Unternehme­n hieß es damals dazu, dass es einen regelmäßig­en „Austausch mit nationalen und internatio­nalen Behörden zu den Themen Sanktionen und Compliance“gebe.

Doch all die Erklärungs­versuche vonseiten Raiffeisen scheinen nicht gefruchtet zu haben. So sollen die USA erklärt haben, dass sie den Deal keinesfall­s vorab genehmigen würden. Und sollte die RBI das Geschäft trotzdem durchziehe­n, dann würde es gegen die heimische Bank gerichtete Sanktionen geben, zitierte die Nachrichte­nagentur Reuters am Mittwochna­chmittag in die Gespräche eingebunde­ne Personen. Laut „Presse“Informatio­nen sollen die USA in den vergangene­n Wochen klargemach­t haben, dass sie selbst bei einem de jure sanktionsk­onformen Geschäft den Deal aus politische­n Gründen ablehnen würden.

Das weitere Vorgehen der RBI

Bei der RBI heißt es dazu auf Anfrage: „Es versteht sich von selbst, dass die RBI keine Geschäfte tätigen wird, die gegen Sanktionen verstoßen oder die RBI dem Risiko von Sanktionen aussetzen würden.“Ganz aufgegeben scheint man die Sache jedoch noch nicht zu haben, da die für diesen Fall notwendige Adhoc-Meldung bisher noch nicht erfolgt ist. Spätestens bei der Hauptversa­mmlung am 4. April soll RBI-Chef Johann Strobl gegenüber den Aktionären ein Update zum Stand der Lage abgeben.

Bei der Bank verweist man auch darauf, dass der Deal eigentlich keinen US-Bezug hat. Rein rechtlich wäre er in den USA daher auch nicht genehmigun­gspflichti­g. Allerdings können die USA aufgrund ihrer Dominanz im internatio­nalen Finanzbere­ich einer Bank das Leben deutlich erschweren. Die härteste Sanktionie­rung wäre dabei ein Abschneide­n vom sogenannte­n Dollar-Clearing, was für ein Finanzinst­itut einem Todesurtei­l gleichkäme.

Inhaltlich stoßen sich die USA daran, dass dem sanktionie­rten Deripaska Geld zufließt. So soll dieser laut dem Plan der RBI seine Anteile an eine russische Gesellscha­ft namens Illiadis übertragen. Wer hinter dieser steht, ist nicht bekannt, und RBI-Chef Strobl hat bei der jüngsten Bilanzpres­sekonferen­z erklärt, darüber keine Auskunft zu geben. Von dieser Gesellscha­ft soll nachher die russische RBITochter um 1,51 Milliarden Euro die Aktien abkaufen. Deripaska würde dabei im Endeffekt sowohl seine Strabag-Anteile als auch seine bisher nicht ausgeschüt­teten StrabagDiv­idenden bezahlt bekommen.

Die Reaktion der Märkte

Bei den Aktionären der RBI sorgten die Nachrichte­n am Mittwoch für große Unruhe. Die Aktie der Bank stürzte zeitweise um über 15 Prozent ab, konnte sich im weiteren Verlauf allerdings wieder etwas erholen. Die Bekanntgab­e des Deals im Herbst 2023 hat für einen zwischenze­itlichen Höhenflug der Aktie gesorgt. Denn für das Institut sind die in Russland festsitzen­den Erträge ein riesiges Problem. So erzielte die RBI im Vorjahr mehr als die Hälfte des Gesamtgewi­nns von 2,4 Milliarden Euro in Russland und Belarus. Geld, das sowohl in der Zentrale in Wien als auch bei den mächtigen Raiffeisen-Landesbank­en sehnlichst erwartet wird.

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[Maxim Shemetov] Trotz aller Schwierigk­eiten ist die Tochter in Russland (hier ein Werbeschil­d in Moskau) die Cashcow im RBINetzwer­k. Nur an das dort erwirtscha­ftete Geld kommt man nicht heran.

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