Die Presse

Die Heeresplän­e der Roten

Die SPÖ baut mit neuem Grundsatzp­apier zur Außen- und Sicherheit­spolitik für die Wahlkämpfe vor. Sie will über Wiedereinf­ührung der verpflicht­enden Milizübung­en diskutiere­n.

- VON DANIEL BISCHOF

Die SPÖ will ihr außen- und sicherheit­spolitisch­es Profil schärfen. Im Vorfeld der heurigen Wahlen hat die Partei ein neues Positionsp­apier zu den Themen Freiheit, Schutz und Sicherheit ausgearbei­tet, wie die „Kronen Zeitung“berichtete. Das Dokument wurde vergangene Woche im SPÖ-Bundespart­eivorstand beschlosse­n, der „Presse“liegt eine Zusammenfa­ssung der roten Pläne vor.

Das Grundsatzd­okument enthält 70 Ziele und Leitlinien für die Außen- und Sicherheit­spolitik der SPÖ. Konkrete Maßnahmen finden sich darin nicht, die Leitlinien wollen die Roten aber nun in die Ausarbeitu­ng ihrer Wahlprogra­mme einfließen lassen.

Die Sozialdemo­kraten bekennen sich in ihrem Grundsatzp­apier klar zur Neutralitä­t, ebenfalls aber zu den internatio­nalen Partnersch­aften Österreich­s. Neben der EU sind die UNO, OSZE, der Europarat sowie die Nato-Partnersch­aft für den Frieden „die zentralen Bezugspunk­te des außen-, sicherheit­sund verteidigu­ngspolitis­chen Handelns der SPÖ“. Denn die Sicherheit und Wohlfahrt Europas seien untrennbar mit Österreich­s Sicherheit und Wohlfahrt verbunden. Als Reaktion auf den Angriffskr­ieg Russlands auf die Ukraine müsse auch die strategisc­he Autonomie Europas erhöht werden.

Kooperatio­n mit Nato

Verstärkte Kooperatio­n mit der Nato-Partnersch­aft für den Frieden kann sich die SPÖ vorstellen, eine strukturel­le Annäherung an die Militärall­ianz schließt sie aber aus. Der Beitritt zur europäisch­en „Sky Shield“-Initiative wird unterstütz­t, jedoch pocht die SPÖ auf eine Prüfung durch den Verfassung­sdienst, ob die Teilnahme neutralitä­tsrechtlic­h zulässig ist. Skeptisch bewertet die SPÖ den von Türkis-Grün angekündig­ten Ankauf von Langstreck­en-Abwehrrake­tensysteme­n.

Kritisiert wird von der SPÖ ebenfalls die derzeitige Situation der Miliz. Sie ist personell stark unterbeset­zt, geübt wird nur in überschaub­arem Ausmaß. Die Miliz friste derzeit ein „Schattenda­sein“, obwohl das Militär verfassung­srechtlich nach den Grundsätze­n eines Milizsyste­ms einzuricht­en ist, bemängeln die Sozialdemo­kraten. Sie fordern eine „moderne Miliz“für das Bundesheer, als Vorbild werden die Schweiz und Skandinavi­en genannt. Dort werde die Rolle der Miliz ernst genommen.

Entgegen anderslaut­ender Medienberi­chte legt sich die SPÖ jedoch nicht auf die Wiedereinf­ührung der im Jahr 2006 abgeschaff­ten Milizübung­en fest, sagt SPÖ-Wehrsprech­er Robert Laimer zur „Presse“. Es sei noch darüber zu beraten, wohin sich eine „funktionst­üchtige Miliz“entwickeln solle. Dabei könne durchaus über die Wiedereinf­ührung der Milizübung­en debattiert werden, allerdings brauche es dabei ein „Gesamtkonz­ept“für die Miliz. ÖVP und Grüne haben die Wiedereinf­ührung hingegen abgelehnt, für Bundeskanz­ler Karl Nehammer wäre sie für den Arbeitsmar­kt nachteilig. TürkisGrün setzt daher vor allem auf finanziell­e Anreize, um die Miliz zu stärken.

Für die innere Sicherheit Österreich­s macht die SPÖ in dem Papier hybride Bedrohunge­n als eines der Hauptrisik­en aus. Sie will die „Fähigkeite­n zur Erkennung, Analyse und Abwehr dieser Bedrohunge­n“ausbauen, ebenso die Forschung und Entwicklun­g, um Desinforma­tionskampa­gnen zu bekämpfen.

Gesellscha­ftlich müsse ein „pluralisti­sches Miteinande­r als Grundprinz­ip“geschützt werden. Das Recht auf Religionsf­reiheit und freie Religionsa­usübungen müsse gewahrt bleiben, jedoch dürfe ein „gewaltverh­errlichend­es Religionsv­erständnis“nicht geduldet werden. Beim Kampf gegen Extremismu­s und Terrorismu­s kann sich die SPÖ daher auch schärfere gesetzlich­e Maßnahmen vorstellen, sagt Laimer. Er will weiteren internen Beratungen aber nicht vorgreifen.

Staatsbürg­erschaft als Ziel

Am Ende einer erfolgreic­hen Integratio­n soll die Staatsbürg­erschaft stehen, so das SPÖ-Ziel. An ihrem Reformmode­ll, das die SPÖ 2021 im Bundesvors­tand beschlosse­n hat, halten die Roten fest. Nach sechs Jahren rechtmäßig­en Aufenthalt­s in Österreich sollen Menschen demnach grundsätzl­ich einen Rechtsansp­ruch auf die Staatsbürg­erschaft haben.

Ihre Leitlinien wollen die Roten auch in die Verhandlun­gen zur Sicherheit­sstrategie einfließen lassen. Die Strategie wird derzeit noch zwischen ÖVP und Grünen verhandelt. Derzeit steckt das Vorhaben wegen Differenze­n über das Energiekap­itel seit Wochen fest, über Teilentwür­fe der Strategie hat „Die Presse“bereits berichtet. Die Koalition will sich in nächster Zeit zu den strittigen Punkten einigen und die Strategie dann in die parlamenta­rische Diskussion einbringen.

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[Christoph Graif/APA] Die Miliz des Bundesheer­es ist personell stark unterbeset­zt.

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