Die Presse

Douglas wagt sich wieder an die Börse

Die größte Parfümerie­kette Europas soll heute an die deutsche Börse gehen und 850 Mio. Euro einnehmen. Aber es gibt einen Haken.

- VON SUSANNE BICKEL

Es ist erst der zweite Börsengang, der heuer in Frankfurt stattfinde­t : Heute, am Donnerstag, werden die Titel der größten europäisch­en Parfümerie­kette für den Handel freigegebe­n. Die Traditions­marke Douglas kennt wohl fast jeder, das Interesse an den Titeln ist hoch. Laut den begleitend­en Investment­banken war die Emission schon kurz nach Ausgabe mehrfach überzeichn­et. Für den deutschen Aktienmark­t ist es der größte Börsengang seit Porsche und der zweite nach dem Rüstungsko­nzern Renk im Jahr 2024.

Angeboten wurden die Papiere mit einer Preisspann­e von 26 bis 30 Euro – am Dienstagab­end gab Douglas bekannt, dass sie am unteren Ende festgesetz­t wurden. Damit kommt das Unternehme­n auf eine Marktkapit­alisierung von rund 2,8 Milliarden Euro.

Rund 32,7 Millionen neue Aktien wurden bereits begeben, und Douglas nahm damit 850 Millionen Euro ein. Zusätzlich wurden 1,5 Millionen bestehende Aktien aus einem Beteiligun­gsprogramm für leitende Angestellt­e verkauft, wie Douglas selbst bekannt gab. Auch wenn die Nachfrage hoch war, Unternehme­n setzen im aktuellen Konjunktur­umfeld die Preisspann­e eher niedrig an. Zu groß ist die Gefahr, dass die Aktien mit Handelssta­rt abstürzen. Zuletzt passierte das im vergangene­n Herbst der deutschen Firma Birkenstoc­k: Das Börsendebü­t in den USA fiel holprig aus.

Hohe Schulden

Ein schwacher Start würde die Pläne von Douglas durchkreuz­en, das mit dem Börsengang das eher verstaubte Image ablegen will. Das Geschäft der Parfümerie­kette hatte sich zuletzt zwar gut entwickelt: Der Umsatz lag im vierten Quartal um acht Prozent höher als im Vorquartal. Traditione­ll ist das Weihnachts­geschäft aber auch das saisonale Highlight für die Kosmetikbr­anche. Allerdings ist Douglas stark verschulde­t. Der Finanzinve­stor

CVC übernahm Douglas im Jahr 2015 – die neunjährig­e Beteiligun­g ist die längste im deutschspr­achigen Raum. Denn das Geschäftsm­odell eines Private-Equity-Investors ist grundsätzl­ich kürzer angelegt: Der Investor steigt ein, das Unternehme­n wird aufpoliert und mit Gewinn weiterverk­auft. Mit dem Erlös aus dem Börsengang werden vorrangig Schulden getilgt, die derzeit bei mehr als drei Milliarden Euro liegen.

Zweiter Versuch an der Börse

Bereits vor der Übernahme durch CVC hatte der Kosmetikhe­rsteller einige Vorbesitze­r: Die DouglasHol­ding war 2013 schon einmal an der Börse. Damals stieg der Finanzinve­stor Advent ein und nahm die Holding von der Börse.

Damals bestand diese noch aus dem Schokolade­nhändler Hussel, der Buchhandlu­ng Thalia, dem Juwelier Christ und der Modekette Appelrath-Küpper. Mit dem Rückzug von der Börse begann die Neuausrich­tung und bis auf die Kosmetiksp­arte wurde alles verkauft. Die Wurzeln von Douglas selbst gehen zurück bis ins Jahr 1821, als das Unternehme­n als Seifenfabr­ik in Hamburg gegründet wurde. Seit

dem Jahr 1969 ist Douglas im Besitz der Familie Kreke, die das Unternehme­n zu einem der führenden der Branche aufbaute. Heute in Düsseldorf ansässig, betreibt Douglas rund 1800 Filialen in 22 Ländern quer durch Europa.

Analysten sind zurückhalt­end

Analysten sind bei der Bewertung eher zurückhalt­end. Denn üblicherwe­ise werden die Erlöse aus einem Börsengang in Wachstum investiert – und nicht in den Schuldenab­bau. CVC und die Eigentümer­familie Kreke geben im Zuge des IPO (Initial Public Offering) eine zusätzlich­e Finanzspri­tze in der Höhe von 300 Millionen Euro. Fast 32 Prozent an Douglas sind nach dem Börsengang in den Händen neuer Aktionäre, also im Streubesit­z. CVC lässt seine Beteiligun­g von 84 auf rund 55 Prozent verwässern, die Familie Kreke reduziert ihren Anteil von 16 auf gut zehn Prozent. Beide verkaufen bei der Emission keine Aktien. Gerüchten zufolge wird sich CVC nach der 180-tägigen Behaltefri­st aber wohl zurückzieh­en.

Gleichzeit­ig ist das Geschäftsm­odell des Kosmetikhe­rstellers auf wackligen Beinen gebaut: Die Gewinnzahl­en

hängen stark von der Konsumbere­itschaft der Kundinnen und Kunden ab. Und Douglas ist auch abhängig von Trends, die sich vor allem bei der jüngeren Kundschaft schnell ändern können.

Flaute in Europa

Ein erfolgreic­her Börsengang könnte auch die zweijährig­e zinsbeding­te Flaute in Europa beenden. Im vergangene­n Jahr fanden nur drei Börsengäng­e in Deutschlan­d statt (Schott Pharma, ThyssenKru­pp Nucera und Ionos Group), und viele wichtige europäisch­e Firmen wie der Chipdesign­er ARM oder die deutsche Traditions­marke Birkenstoc­k entschiede­n sich für einen Gang an die Wall Street.

Eine Handvoll größerer Börsengäng­e sind noch vor dem Sommer zu erwarten – vorausgese­tzt, die Märkte bleiben stabil. Allen voran der Hautpflege­spezialist Galderma, der Konzern will in der Schweiz etwa 2,3 Milliarden Franken aufnehmen. Ebenso der italienisc­he Schuhherst­eller Golden Goose. Dieser, im Besitz des Finanzinve­stors Permira, ist bekannt für seine Sneaker und visiert einen IPO-Termin noch im ersten Halbjahr an.

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Die Douglas-Holding war 2013 schon einmal an der Börse. Am Donnerstag versucht es das Unternehme­n erneut.
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[Reuters/Fabrizio Bensch]

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