Douglas wagt sich wieder an die Börse
Die größte Parfümeriekette Europas soll heute an die deutsche Börse gehen und 850 Mio. Euro einnehmen. Aber es gibt einen Haken.
Es ist erst der zweite Börsengang, der heuer in Frankfurt stattfindet : Heute, am Donnerstag, werden die Titel der größten europäischen Parfümeriekette für den Handel freigegeben. Die Traditionsmarke Douglas kennt wohl fast jeder, das Interesse an den Titeln ist hoch. Laut den begleitenden Investmentbanken war die Emission schon kurz nach Ausgabe mehrfach überzeichnet. Für den deutschen Aktienmarkt ist es der größte Börsengang seit Porsche und der zweite nach dem Rüstungskonzern Renk im Jahr 2024.
Angeboten wurden die Papiere mit einer Preisspanne von 26 bis 30 Euro – am Dienstagabend gab Douglas bekannt, dass sie am unteren Ende festgesetzt wurden. Damit kommt das Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von rund 2,8 Milliarden Euro.
Rund 32,7 Millionen neue Aktien wurden bereits begeben, und Douglas nahm damit 850 Millionen Euro ein. Zusätzlich wurden 1,5 Millionen bestehende Aktien aus einem Beteiligungsprogramm für leitende Angestellte verkauft, wie Douglas selbst bekannt gab. Auch wenn die Nachfrage hoch war, Unternehmen setzen im aktuellen Konjunkturumfeld die Preisspanne eher niedrig an. Zu groß ist die Gefahr, dass die Aktien mit Handelsstart abstürzen. Zuletzt passierte das im vergangenen Herbst der deutschen Firma Birkenstock: Das Börsendebüt in den USA fiel holprig aus.
Hohe Schulden
Ein schwacher Start würde die Pläne von Douglas durchkreuzen, das mit dem Börsengang das eher verstaubte Image ablegen will. Das Geschäft der Parfümeriekette hatte sich zuletzt zwar gut entwickelt: Der Umsatz lag im vierten Quartal um acht Prozent höher als im Vorquartal. Traditionell ist das Weihnachtsgeschäft aber auch das saisonale Highlight für die Kosmetikbranche. Allerdings ist Douglas stark verschuldet. Der Finanzinvestor
CVC übernahm Douglas im Jahr 2015 – die neunjährige Beteiligung ist die längste im deutschsprachigen Raum. Denn das Geschäftsmodell eines Private-Equity-Investors ist grundsätzlich kürzer angelegt: Der Investor steigt ein, das Unternehmen wird aufpoliert und mit Gewinn weiterverkauft. Mit dem Erlös aus dem Börsengang werden vorrangig Schulden getilgt, die derzeit bei mehr als drei Milliarden Euro liegen.
Zweiter Versuch an der Börse
Bereits vor der Übernahme durch CVC hatte der Kosmetikhersteller einige Vorbesitzer: Die DouglasHolding war 2013 schon einmal an der Börse. Damals stieg der Finanzinvestor Advent ein und nahm die Holding von der Börse.
Damals bestand diese noch aus dem Schokoladenhändler Hussel, der Buchhandlung Thalia, dem Juwelier Christ und der Modekette Appelrath-Küpper. Mit dem Rückzug von der Börse begann die Neuausrichtung und bis auf die Kosmetiksparte wurde alles verkauft. Die Wurzeln von Douglas selbst gehen zurück bis ins Jahr 1821, als das Unternehmen als Seifenfabrik in Hamburg gegründet wurde. Seit
dem Jahr 1969 ist Douglas im Besitz der Familie Kreke, die das Unternehmen zu einem der führenden der Branche aufbaute. Heute in Düsseldorf ansässig, betreibt Douglas rund 1800 Filialen in 22 Ländern quer durch Europa.
Analysten sind zurückhaltend
Analysten sind bei der Bewertung eher zurückhaltend. Denn üblicherweise werden die Erlöse aus einem Börsengang in Wachstum investiert – und nicht in den Schuldenabbau. CVC und die Eigentümerfamilie Kreke geben im Zuge des IPO (Initial Public Offering) eine zusätzliche Finanzspritze in der Höhe von 300 Millionen Euro. Fast 32 Prozent an Douglas sind nach dem Börsengang in den Händen neuer Aktionäre, also im Streubesitz. CVC lässt seine Beteiligung von 84 auf rund 55 Prozent verwässern, die Familie Kreke reduziert ihren Anteil von 16 auf gut zehn Prozent. Beide verkaufen bei der Emission keine Aktien. Gerüchten zufolge wird sich CVC nach der 180-tägigen Behaltefrist aber wohl zurückziehen.
Gleichzeitig ist das Geschäftsmodell des Kosmetikherstellers auf wackligen Beinen gebaut: Die Gewinnzahlen
hängen stark von der Konsumbereitschaft der Kundinnen und Kunden ab. Und Douglas ist auch abhängig von Trends, die sich vor allem bei der jüngeren Kundschaft schnell ändern können.
Flaute in Europa
Ein erfolgreicher Börsengang könnte auch die zweijährige zinsbedingte Flaute in Europa beenden. Im vergangenen Jahr fanden nur drei Börsengänge in Deutschland statt (Schott Pharma, ThyssenKrupp Nucera und Ionos Group), und viele wichtige europäische Firmen wie der Chipdesigner ARM oder die deutsche Traditionsmarke Birkenstock entschieden sich für einen Gang an die Wall Street.
Eine Handvoll größerer Börsengänge sind noch vor dem Sommer zu erwarten – vorausgesetzt, die Märkte bleiben stabil. Allen voran der Hautpflegespezialist Galderma, der Konzern will in der Schweiz etwa 2,3 Milliarden Franken aufnehmen. Ebenso der italienische Schuhhersteller Golden Goose. Dieser, im Besitz des Finanzinvestors Permira, ist bekannt für seine Sneaker und visiert einen IPO-Termin noch im ersten Halbjahr an.