Die Presse

Russische Diplomaten spähen von Wien andere Staaten aus

Plattform VSquare deckt auf: Die zwei jüngst ausgewiese­nen russischen Diplomaten waren auch in Nachbarlän­dern als Agenten aktiv.

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Die zwei russischen Diplomaten, die Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg vergangene Woche zu unerwünsch­ten Personen erklärt hat, sollen nicht nur in Österreich spioniert haben, sondern auch in Nachbarsta­aten. Das berichtet der ungarische Enthüllung­sjournalis­t Szabolcs Panyi in seinem Newsletter für die zentraleur­opäische Aufdeckerp­lattform VSquare. In einer Sitzung hinter verschloss­enen Türen habe der Nachrichte­ndienstche­f eines mitteleuro­päischen Landes beklagt, dass rund 100 der 252 derzeit in Österreich akkreditie­rten russischen Diplomaten als Agenten aktiv seien. „Sie operieren offenbar nicht nur in Österreich“, wird eine Quelle in dem Bericht zitiert.

Die Sprecherin von Außenminis­ter Schallenbe­rg wollte sich gegenüber der „Presse“, wie schon zuvor, nicht zu den konkreten Vorwürfen gegen die beiden ausgewiese­nen russischen Diplomaten äußern. Informatio­nen des russischen Exilmedium­s „The Insider“zufolge soll es sich um einen seit 2020 in Wien akkreditie­rten Botschafts­rat und um einen Ersten Botschafts­sekretär handeln. Sie sollen dem Militärgeh­eimdienst GRU beziehungs­weise dem Auslandsge­heimdienst SWR angehört haben. Laut „Financial Times“ist Wien neben Genf eine Hauptdrehs­cheibe für russische Spionageak­tivitäten in Europa.

Schengen-Restriktio­n gefordert

Tschechien, die baltischen Staaten, Polen, Schweden, Dänemark, Malta und etwas zaghafter auch die Niederland­e fordern schon seit einiger Zeit, dass die Möglichkei­t russischer Diplomaten, sich frei in der Schengenzo­ne zu bewegen, eingeschrä­nkt werden sollte. Hinter der Initiative steckt die Angst vor russischen Spionagetä­tigkeiten. Österreich hat sich bisher dagegen quergelegt, den Bewegungss­pielraum für Russen einzuengen. Das sei nicht zu administri­eren, hieß es auf Anfrage der „Presse“im Außenamt. Eine Rolle spielt dabei sicher auch, dass Wien Sitz vieler internatio­naler Organisati­onen ist. (red.)

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