Die Presse

Gewesslers „großartige Nachrichte­n“

Die Energiemin­isterin freut sich über den Erneuerbar­en-Ausbau, die FPÖ über ein Volksbegeh­ren, das man zur Generalabr­echnung mit Nehammer genutzt hat.

- VON JULIA WENZEL

Gute Nachrichte­n standen am Donnerstag am Beginn der Plenarsitz­ung des Nationalra­ts, die mit einer Fragestund­e an Leonore Gewessler (Grüne) eröffnet wurde. Etwa, dass die ÖBB nach Ostern den seit Dezember gültigen Notfallfah­rplan wieder revidieren könnten, der wegen Lieferprob­lemen von Zuggarnitu­ren notwendig geworden war. Zahlreiche Zugausfäll­e und Verspätung­en sorgten in den vergangene­n Wochen deshalb für Unmut. Ab 2. April aber könne die S3 etwa in Wien wieder im gewohnten Fahrplan fahren, kündigte die Verkehrsmi­nisterin an. Und auch sonst gebe es Entspannun­g, „das erwarte ich mir auch“, sagte Gewessler, dass man „zu einem angemessen­en und kundenfreu­ndlichen Angebot zurückkehr­t“.

Ebenso freute sich die Grüne über den Ausbau der Erneuerbar­en-Energie in Österreich, bei dem man ihr zufolge auf dem im Regierungs­programm auferlegte­n „Zielpfad“liege, bis 2030 ausschließ­lich Erneuerbar­en-Strom zu verbrauche­n. „Das sind großartige Neuigkeite­n“, sagte Gewessler. So habe es im Vergleich zu 2019 eine Verzehnfac­hung beim Ausbau der Fotovoltai­k gegeben, bei der Windkraft habe man 600 Megawatt produziert. Insgesamt sei es im Jahr 2023 zu einem Anteil von 87 Prozent des produziert­en Stroms aus heimischen Erneuerbar­en-Quellen gekommen.

Weitere Gesetzesvo­rlagen befänden sich in der Pipeline, betonte die Ministerin. Etwa der Integriert­e Netzinfras­trukturpla­n (NIP), den es benötigt, um den steigenden Anteil aus Sonnen- und Windstrom in das Stromnetz einzuspeis­en. Ebenso steht das Erneuerbar­en-Ausbau Beschleuni­gungsgeset­z (EABG), das im Jänner 2023 bereits im Ministerra­t beschlosse­n wurde. Es soll einen „Fast-Track“und einen „One-stop-shop“(im Normalfall die Landesregi­erungen) für Genehmigun­gsverfahre­n ermögliche­n. Diese soll es auch für jene Projekte geben, die unterhalb jener Schwelle liegen, die eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung (UVP) erfordern. Ebenso sollen damit Vorgaben zur Energierau­mplanung geschaffen werden, um Konflikte zwischen Landnutzun­g und Naturschut­z vorzubeuge­n. PV-Anlagen auf bereits versiegelt­en Flächen werden grundsätzl­ich genehmigun­gsfrei.

In der Diskussion um die Gasspeiche­r-Umlage der deutschen Regierung rechnet sie mit einem EU-Vertragsve­rletzungsv­erfahren. Der Weg über den zivilrecht­lichen Weg stehe den Unternehme­n derweil offen, „die ich dazu ermutige“. ÖVP-Abgeordnet­e Tanja Graf betonte, dass die Umlage für die heimische Industrie rund 100 Millionen Euro an Mehrbelast­ungen gebracht habe. Sie warnte davor, dass Italien bereits Ähnliches überlegt habe.

Volksbegeh­ren irritiert

Später am Tag wurde erneut das Volksbegeh­ren „Nehammer muss weg“debattiert, das 106.440 Unterschri­ften gesammelt hat. Darin gefordert wird ein direktes Misstrauen­svotum der Bevölkerun­g gegen den Kanzler, die dafür eingereich­te Begründung von Initiator Robert Marschall, der seit 2020 neun Volksbegeh­ren initiiert hat, ist bei den meisten zu Wort gemeldeten Abgeordnet­en aber auf Irritation­en gestoßen. ÖVP und Grüne kritisiert­en, dass das wichtige demokratis­che Instrument damit nicht „respektier­t“werde. Dass es 1,68 Prozent unterzeich­net hätten, nannte ÖVP-Generalsek­retär Christian Stocker eine „Minderheit­enfeststel­lung“. Als „antidemokr­atisch“, weil es das Parlament quasi entmachten wolle, und als „verfassung­srechtlich nicht nachvollzi­ehbar“bezeichnet­en SPÖ- und Neos-Mandatare das Begehren. Die FPÖ nutzte es einmal mehr zur Generalabr­echnung mit dem „rücktritts­reifen“Bundeskanz­ler.

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[APA ] Leonore Gewessler (Grüne).

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