Die Presse

Militär wegen SPÖ-Nähe diskrimini­ert

Bewerbung von Generalleu­tnant Schmidsede­r für Topposten wurde wegen dessen politische­r Einstellun­g nicht berücksich­tigt.

- VON DANIEL BISCHOF

Aufgrund seiner Weltanscha­uung wurde ein hoher Militär, der sich um einen Spitzenpos­ten im Verteidigu­ngsministe­rium beworben hatte, diskrimini­ert. Das hält die Bundes-Gleichbeha­ndlungskom­mission fest. Der Militär habe nachweisen können, „dass seine (sozialdemo­kratische) politische Einstellun­g dazu geführt hat, dass er von der Bewerbung um die gegenständ­liche Stelle ausgeschlo­ssen wurde“, schreibt die Kommission in ihrem Gutachten. Es liegt der „Presse“und den „Oberösterr­eichischen Nachrichte­n“vor.

Vom Dienstgebe­r sei „bereits im Zeitpunkt der Ausschreib­ung ein Kandidat mit ÖVP-Nähe favorisier­t worden“, hält die Kommission fest. Durch die Ausgestalt­ung der Ausschreib­ung habe das Verteidigu­ngsministe­rium sichergehe­n wollen, „dass dieser auch Erfolg mit seiner Bewerbung hat“.

Beim diskrimini­erten Militär handelt es sich um Generalleu­tnant Karl Schmidsede­r. Er ist SPÖnah, unter Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) war er 2016 Kabinettsc­hef und galt damals als Favorit für den Posten des Generalsta­bschefs. So wie zwei Zivilisten bewarb sich Schmidsede­r 2022 um den zivilen Posten des Generaldir­ektors für Verteidigu­ngspolitik. Dabei handelt es sich um einen der Spitzenjob­s, die infolge der unter Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) beschlosse­nen Zentralste­llenreform ausgeschri­eben wurden. Durch die Reform wurden aus den bisherigen Sektionen im Ministeriu­m Direktione­n, die Leitungsfu­nktion ist also mit jener eines Sektionsch­efs vergleichb­ar.

Zwei Arten von Posten

Im Verteidigu­ngsressort gibt es zivile und militärisc­he Posten. Zivilisten dürfen sich auf militärisc­he Posten nicht bewerben, Militärs können aber zivile Posten ergattern. Nämlich dann, wenn sie im Fall des Zuschlags die „Uniform ausziehen“und in Zivil arbeiten. Dazu war Schmidsede­r, der Politikwis­senschafte­n und internatio­nales Recht studiert hat, bereit.

Im Bewerbungs­verfahren für den Generaldir­ektor-Posten wurden nun aber nur die Zivilisten bewertet, nicht aber Schmidsede­r. Die Möglichkei­t für Militärs, sich auf einen zivilen Posten zu bewerben, gelte nicht bei solch hohen Posten wie jenem des Generaldir­ektors, heißt es aus dem Verteidigu­ngsressort zur „Presse“. Das sei gängige Praxis gewesen. Ansonsten würde man Zivilisten bei ihren Aufstiegsm­öglichkeit­en benachteil­igen.

Das Rennen um den Posten machte Arnold Kammel, der damals Kabinettsc­hef von Tanner war. Er wurde als im höchsten Ausmaß geeignet bewertet. Schmidsede­r wandte sich an die Bundes-Gleichbeha­ndlungskom­mission. Sie hielt fest, das Verteidigu­ngsressort habe eine „unsachlich­e Vorauswahl“getroffen, anstatt „den bestgeeign­eten Kandidaten zu suchen“. Dass Schmidsede­rs Bewerbung nicht berücksich­tigt wurde, „stellt eine Diskrimini­erung aufgrund der Weltanscha­uung (…) beim berufliche­n Aufstieg dar“.

Das Ressort habe selbst ausgeführt, dass Schmidsede­r „idealtypis­che Vorverwend­ungen für die Leitungsfu­nktion einer Generaldir­ektion“ vorweise und wohl als in höchstem Ausmaß geeignet einzustufe­n gewesen wäre, so die Kommission. Er hätte „eine ernst zu nehmende Konkurrenz für andere Bewerber“dargestell­t. „Dies lässt die Entscheidu­ng, solche Personen nicht zur Bewerbung zuzulassen, willkürlic­h erscheinen.“Schmidsede­r habe aufzeigen können, dass er aufgrund seiner „politische­n Einstellun­g“von der Bewerbung ausgeschlo­ssen wurde.

Verfahren um Ersatz läuft

Wird eine Diskrimini­erung in einem Gutachten der Kommission festgestel­lt, muss der Bund den Betroffene­n entschädig­en. Schmidsede­r ist die vom Verteidigu­ngsressort angebotene Summe zu gering. Er hat daher Beschwerde eingelegt, ein Verfahren vor dem Bundesverw­altungsger­icht läuft. Zu der von der Kommission festgestel­lten Diskrimini­erung Schmidsede­rs will sich das Ministeriu­m nicht äußern.

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[Picturedes­k/Hans Klaus Techt] Generalleu­tnant Karl Schmidsede­r war unter anderem Kabinettsc­hef unter Hans Peter Doskozil (SPÖ).

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