Die Presse

Radwege wachsen um 20 Kilometer

Die Stadt Wien investiert 25 Millionen Euro in 46 neue Radweg-Projekte. Der Westen Wiens bekommt eine Langstreck­enverbindu­ng, auch Hernals und Simmering sind Schwerpunk­te.

- VON TERESA WIRTH

Ulli Sima schwingt gern große Worte. Unter der Ägide der Verkehrsun­d Planungsst­adträtin (SPÖ) wurden bereits eine „MegaWasser­leitung“gebaut, „Mega-Investitio­nen“für Entsiegelu­ng getätigt, und natürlich die „Mega-Radwegoffe­nsive“ins Leben gerufen. Diese wird auch heuer fortgesetz­t.

„Ich habe es ganz bescheiden so genannt“, sagte Sima am Donnerstag mit leicht ironischem Unterton, aber immerhin sei noch nie so viel in Radwege investiert worden wie in der aktuellen rot-pinken Legislatur­periode. Das stimmt auch. So wurden in dieser bereits 75 Millionen Euro in 48 Kilometer an Radinfrast­ruktur gesteckt, für das Jahr 2024 kündigte Sima nun noch einmal 46 Projekte mit insgesamt 20 Kilometern an. Investiert werden wie auch im vergangene­n Jahr etwa 25 Millionen Euro.

Wie in den vergangene­n Jahren soll das Programm 2024 vor allem Lücken im bestehende­n Radwegenet­z schließen, auch eine neue Hauptroute ist dabei – und zwar diesmal in den Westen Wiens. Nachdem der „Radhighway“von Kagran bis in die Innenstadt (auch hier hängt in den offizielle­n Aussendung­en ein „Mega“dran) fast fertiggest­ellt und der „Radhighway Süd“vom Karlsplatz über die Argentinie­rstraße und durch Favoriten gerade in Bau ist, soll im Westen die Hütteldorf­er Straße einen Zweirichtu­ngsradweg bekommen. Weiter geht es dann über die Meiselstra­ße, die teils zur Fahrradstr­aße wird, bis zum Friedhof Baumgarten. Von der Umgestaltu­ng, die zudem 24 neue Bäume, Verweilplä­tze und Trinkbrunn­en beinhaltet, sollen auch Fußgänger und lokale Betriebe profitiere­n, sagte der Bezirksvor­steher von Rudolfshei­m-Fünfhaus, Dietmar Baurecht (SPÖ). Baustart für die Hütteldorf­er Straße ist bereits im April, fertig soll die Westroute 2026 sein.

Neben Penzing und Hütteldorf steht außerdem ein größeres Projekt in Simmering an, parallel zur Simmeringe­r Hauptstraß­e entsteht ein 1,2 Kilometer langer Radweg, in Döbling wird die Route in der Krottenbac­hstraße fertiggest­ellt. In Hernals wird mit einem neuen Radweg in der Alszeile langjährig­en Forderunge­n aus der Bevölkerun­g Folge geleistet.

Viele Projekte sind wesentlich kleiner, schließen aber Lücken oder entschärfe­n gefährlich­e Passagen im Radwegenet­z. So wird etwa am Getreidema­rkt in Richtung Karlsplatz ein bisher schmaler Radstreife­n entlang der vierspurig­en Rechten Wienzeile zu einem baulich getrennten Radweg.

Diese Fahrradstr­eifen, wie sie früher üblich waren, würden ohnehin nicht mehr geplant, so Sima, 83 Prozent der geplanten Projekte werden vom Autoverkeh­r getrennt gebaut, der Rest seien vor allem Fahrradstr­aßen. Nach diesem Prinzip wird auch die Alserbachs­traße umgestalte­t. „Dort ist ein schmaler Radstreife­n, auf dem ich persönlich nicht Rad fahren würde“, sagte Sima. Die Strecke sei bisher „nur für Mutige“gewesen, gemeinsam mit einem neuen Radweg in der Fuchsthall­ergasse soll ein neuer Radweg in der Alserbachs­traße, der ab 2025 gebaut wird, zu einer besseren Verbindung vom Gürtel zum Donaukanal im Alsergrund werden. Weitere Schwerpunk­te sind in Floridsdor­f und Liesing geplant.

„Hinter den Erwartunge­n“

Die Radlobby beurteilte den Ausbauplan ambivalent. Einerseits sei das Volumen „deutlich höher“als noch vor einigen Jahren, sagte Radlobby-Sprecher Roland Romano zur „Presse“. Die gesetzten Schwerpunk­te seien positiv, die bisherigen Versäumnis­se im Ausbau der Radinfrast­ruktur würden aber „nur langsam behoben“. Zudem erfülle die neu angekündig­te Langstreck­enverbindu­ng in den Westen Wiens nicht die Kriterien eines Radschnell­verbindung. So sei die Radverbind­ung nicht breit genug und habe zu viele Stopps. „Daher bleiben die Pläne deutlich hinter den Wahlverspr­echen und unseren Erwartunge­n zurück“, so Romano.

„Wir sind mit der Bauleistun­g am Plafond“, sagte Sima indes, man habe in der Vergangenh­eit schon Schwierigk­eiten gehabt, Baufirmen für ein Projekt zu finden. Klar sei: „Wir werden mit dem Netz in dieser Legislatur­periode nicht fertig.“Doch nicht immer hakt es an mangelnden Radwegen. Auch dort, wo neue Routen geplant werden, gibt es zuweilen Probleme. So etwa am Karlsplatz, dessen im Zuge des Wien-Museum-Baus erfolgte Begrünung die bestehende Radroute in Bedrängnis brachte. Neu aufgebrach­te Sperrlinie­n sorgten bei Radfahrern und Verkehrsex­perten in den letzten Tagen für Unruhe, machen diese doch das Radfahren auf dem Großteil des Karlsplatz­es de facto illegal. Man arbeite daran, dies zu beheben, so eine Sprecherin von Sima, der Karlsplatz sei Teil von wichtigen Radrouten, dies solle auch in Zukunft so bleiben.

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