Strauchelnde Tennisstars: Dominic Thiem ist kein Einzelfall
Verletzungen, Formtiefs, mentale Probleme: Es gibt viele Gründe, warum einstige Weltklasse-Spieler nicht zurück zu alter Stärke finden.
Zadar/Wien. Dominic Thiem tritt auf der Stelle. Das hat die Achtelfinalniederlage gegen Landsmann Lukas Neumayer beim Challenger in Zadar, die in ihrer Deutlichkeit (2:6, 1:6) schon etwas Debakulöses hatte, nochmals veranschaulicht. Vorstellungen wie jene in Kroatien erschweren nicht nur Thiems ausgerufenen Weg zurück in die Top 50 der Weltrangliste, sie dürften vielmehr die Gedanken an ein baldiges Karriereende befeuern.
Folgt der 30-Jährige seinem Plan, tritt er kommende Woche beim Challenger in Neapel an. Im April hat er für die ATP-250-Turniere die in Estoril und München genannt. Nach den jüngsten Auftritten deutet nichts darauf hin, dass der frühere Weltranglistendritte nochmals zurück zu alter Stärke finden wird. Thiem ist dahingehend kein Einzelfall. Eine Liste ehemaliger Top-10-Profis, die (erfolglos) um den Anschluss kämpfen.
Andy Murray (ATP 62)
Der frühere Weltranglistenerste ist ein Phänomen. Trotz künstlicher Hüfte misst sich der Schotte, 36, seit Jahren mit der sehr viel jüngeren Konkurrenz. Aus einem einfachen Grund: „Ich liebe den Wettkampf.“In der Saison 2023 verbesserte sich der dreifache Grand-Slam-Sieger nochmals bis auf Platz 36.
Sein Ziel, wie an seinen besten Tagen in den Endphasen der großen Turniere mitzumischen, erreichte Murray während seiner zweiten Karriere aber nicht mehr. Zuletzt hatte er angekündigt, dass er „wahrscheinlich nicht länger als diesen Sommer“spielen werde.
Stan Wawrinka (ATP 83)
Neben Murray und Thiem ist Wawrinka der dritte Grand-SlamChampion in den aktuellen Top 100, der den eigenen hohen Ansprüchen hinterherhinkt. Der Schweizer war wie Thiem die Nummer drei der Welt, kehrte im März 2022 und sogar beim selben Turnier (Marbella-Challenger) von seiner einjährigen Verletzungspause (Fuß) zurück.
An seine Glanzzeiten konnte Wawrinka, 38, nach seinem Rückfall bis auf Platz 361 nicht mehr anschließen, erreichte im Vorjahr aber immerhin die dritte Runde von Wimbledon und der US Open. Im Umag-Finale verpasste er seinen ersten ATP-Titel seit 2017.
D. Schwartzman (ATP 122)
Jahrelang zählte Diego Schwartzman zur erweiterten Weltspitze, stand im Oktober 2020 sogar noch auf Rang acht der Weltrangliste. Ein hartnäckiges Formtief lässt den 31jährigen Argentinier jetzt an der Fortsetzung seiner Karriere zweifeln. „Wenn du nicht zumindest ein paar kleine Erfolge hast, ist es schwer, es zu genießen“, hatte Schwartzman vor wenigen Wochen nach einer Auftaktniederlage in Buenos Aires erklärt. Von acht Matches in dieser Saison hat der French-Open-Halbfinalist 2020 nur ein einziges gewonnen.
Denis Shapovalov (ATP 126)
Der Kanadier galt in Teenagerjahren als Supertalent, knackte als 21Jähriger die Top Ten, konnte seinen Höhenflug aber nicht aufrechterhalten. Eine Knieverletzung beendete Shapovalovs Saison 2023 nach Wimbledon vorzeitig. Derzeit kämpft der Linkshänder mit dem gewissen Etwas um die Rückkehr in die Top 100. Was seine Fähigkeiten anbelangt, ist Shapolavov definitiv ein Mann für die Top 20.
Matteo Berrettini (ATP 142)
Im Mai 2022 servierte Berrettini noch als Nummer sechs der Welt seine Asse, mittlerweile findet er sich nur noch auf Platz 142 wieder. Im Vorjahr klagte der Italiener zunächst über körperliche Probleme (Fuß), die in weiterer Folge auch zu mentalen Hürden führten. „Ich habe den Prozess, wieder zu trainieren und zurückkommen zu wollen, nicht genossen. Aber das ist der Schüssel. Du musst es wollen“, erklärte der 27-Jährige, der erst in der Vorwoche wieder ins Turniergeschehen einstieg.
Milos Raonic (ATP 197)
Der Kanadier, 33, Wimbledon-Finalist 2016 und ehemalige Nummer drei der Welt, ist ein Dauerpatient. Bei allen drei Turnierstarts 2024 musste Raonic aufgeben oder konnte gar nicht erst antreten.
Kei Nishikori (ATP 352)
Der Japaner ist wie Raonic vom Pech verfolgt. Handgelenk und Knie spielten jahrelang nicht mit. 2022 und 2023 konnte Nishikori gerade einmal drei Matches auf ATPLevel bestreiten.