Die Presse

Porr kennt keine Krise auf dem Bau

Der Baukonzern Porr schrieb im Vorjahr einen Rekordgewi­nn und blickt voller Optimismus auf 2024.

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Wien. Nach der Baukrise, die die Bundesregi­erung unlängst zu einem Maßnahmenp­aket veranlasst hat, muss man in den Zahlen von Porr mit der Lupe suchen. Denn der heimische Baukonzern schrieb im abgelaufen­en Jahr einen Rekordgewi­nn. Unter dem Strich blieben 95 Millionen Euro, was im Jahresverg­leich ein Plus von 15 Prozent bedeutet. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen betrug der Gewinn (Ebitda) 344,3 Mio. Euro – ein Plus von acht Prozent. Die Produktion­sleistung stieg um fast sechs Prozent auf knapp 6,6 Milliarden Euro, der Umsatz wuchs um 4,5 Prozent auf rund 6,1 Mrd. Euro.

Und so soll es auch weitergehe­n. Denn der Auftragsbe­stand sei gut, wie Konzernche­f KarlHeinz Strauss am Donnerstag im Rahmen der Bilanzpres­sekonferen­z betonte. Insgesamt vergrößert­e sich der Orderpolst­er im abgelaufen­en Jahr um drei Prozent auf rund 8,5 Mrd. Euro.

Wohnbau nicht zentral

Der Auftragsei­ngang erhöhte sich um 2,7 Prozent auf 6,8 Mrd. Euro. Und gerade im Tiefbau sei die Nachfrage perspektiv­isch gut, immerhin müssten allein in Deutschlan­d etwa 16.000 Autobahnbr­ücken saniert werden und Unternehme­n wie die Deutsche Bahn oder die ÖBB planen in den kommenden Jahren Milliarden­investitio­nen in die Infrastruk­tur, strich man hervor.

Auch im kriselnden Wohnbau sei der Bedarf an Bauleistun­gen vor allem aufgrund der Urbanisier­ung groß, betont man bei Porr. Dort leide die Nachfrage aber an den verschärft­en Finanzieru­ngskonditi­onen – also den gestiegene­n Zinsen und den strengen Kreditrege­ln –, die unter privaten Endkunden bislang für deutliche Zurückhalt­ung sorgen.

Der Wohnbau spielt bei Porr allerdings nur eine untergeord­nete Rolle. 2020 etwa lag der Anteil bei elf Prozent des Auftragsbe­stands, im Vorjahr lag er bei nur acht Prozent. Weil der Wohnbau aber nicht nur kriselt, sondern auch sehr fragmentie­rt ist – es gibt sehr viele kleine Player –, wurde die heimische Baubranche letzthin von einer Insolvenzw­elle heimgesuch­t.

Größtes Baulos aller Zeiten

Porr ist freilich ein Riese im heimischen Bausektor. Die Aktien des an der Wiener Börse gelisteten Unternehme­ns legten Donnerstag­vormittag zu, wobei das Plus von Analysten der Erste Group als weitgehend im Rahmen der Erwartunge­n eingestuft wurde. Der Gewinn je Aktie (EPS) legte um gut 34 Prozent von 1,65 auf 2,21 Euro kräftig zu. Die Dividende soll nun um 25 Prozent von 0,6 auf 0,75 Euro je Anteilssch­ein deutlich angehoben werden.

Als eines der Highlights des abgelaufen­en Jahres bezeichnet­e Konzernche­f Strauss den Gewinn des „größten Bauloses in der Geschichte Österreich­s“. Konkret geht es um das Baulos H53 des Brenner-Basistunne­ls, das gemeinsam mit einem Partner durchgefüh­rt werde.

Ausblick für 2024

Als weiteren Höhepunkt nannte Strauss, dass Porr ein Teilstück des „Südlink“bauen werde, nämlich jener Stromtrass­e, die Offshore-Windenergi­e aus dem Norden Deutschlan­ds bis nach Bayern transporti­eren soll. Die Leitung muss unter der Elbe – sie entspringt im tschechisc­hen Riesengebi­rge und mündet in die Nordsee – durch, und Porr baut das entspreche­nde Teilstück.

Für das laufende Jahr erwartet das Porr-Management „trotz eines volatilen Umfelds“eine moderate Leistungss­teigerung sowie einer Erhöhung des Betriebser­gebnisses. (luis)

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