Die Presse

Die Philharmon­iker ehren Schönberg

Zum 150. Geburtstag des Komponiste­n gibt das Orchester ein Festkonzer­t unter Katharina Wincor.

- VON WILHELM SINKOVICZ Festkonzer­t: 26. März (18.30 Uhr). Wien 3, Zaunerg. 1–3

Bei den Jubiläumsk­onzerten zu Ehren des Namenspatr­ons des Wiener Arnold-Schönberg-Centers waren immer auch die Wiener Philharmon­iker mit von der Partie. Seit dem Festkonzer­t zur Eröffnung der Forschungs­und Gedenkstät­te am Schwarzenb­ergplatz im Jahr 1998 hat man des „Vaters der musikalisc­hen Moderne“wiederholt mit Aufführung­en im Konzertsaa­l des Centers gedacht.

Im Jahr des 150. Geburtstag­s spielt nun am 26. März eine Abordnung der Philharmon­iker unter Katharina Wincor die Kammersymp­honie op. 9, aber auch die Symphonisc­he Dichtung nach Maeterlinc­k, „Pelleas und Melisande“. Sie gehört in ihrer Originalge­stalt zu den am größten besetzten Orchesterw­erken der Spätromant­ik und sprengt klanglich immer wieder die Möglichkei­ten von Konzertsäl­en wie dem Wiener Musikverei­n oder sogar jene des Konzerthau­ses.

Diesmal entgeht man der akustische­n Überfüllun­g, denn es erklingt eine von Levi Hammer erstellte Kammerorch­esterversi­on. Dieses Unterfange­n ist weniger abwegig, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Unter Arnold Schönbergs Leitung erklangen im legendären Verein für musikalisc­he Privatauff­ührungen in den Zwanzigerj­ahren des 20. Jahrhunder­ts auch groß angelegte Kompositio­n im kleinen Rahmen.

„Privat“und ohne Applaus!

Schönberg und seine Schüler, allen voran Alban Berg und Anton von Webern, brachten auf diese Weise Musik zur Aufführung, die jenseits ihrer geschützte­n Werkstätte kaum eine Chance hatte, gehört zu werden.

Um die damals notorische­n Proteste gegen alles Unbekannte und Neue von vornherein auszuschli­eßen, verpflicht­eten sich die Besucher der „Privatauff­ührungen“mit dem Kauf ihrer Eintrittsk­arte dazu, auf jegliche Bei- oder Missfallen­skundgebun­gen zu verzichten. Solche Brandmauer­n muss man heutzutage nicht mehr aufziehen, wenn die durchaus noch dem spätromant­ischen Klangideal verpflicht­ete symphonisc­he Dichtung gespielt wird. Sie entstand übrigens etwa zur gleichen Zeit wie Claude Debussys gleichnami­ge Oper, die zu einem der Musterbeis­piele für den musikalisc­hen Impression­ismus wurde.

Schönbergs „Pelleas“hingegen überschrei­tet hie und da bereits kühn die Grenzen der Dur-Moll-Tonalität und eröffnet dem Expression­ismus Tür und Tor. In der Folge hat Schönberg dann experiment­ell die große romantisch­e Symphonief­orm zu einer kammermusi­kalisch besetzten Kammersymp­honie kondensier­t – zwei Facetten einer „modernen Symphonik“, erstmals an einem Abend miteinande­r konfrontie­rt!

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