Programmvielfalt im Theater Akzent
Spielplan im Frühjahr. Im April kommen Ildikó von Kürthy, Michael Dangl, Heinz Marecek und Christoph Grissemann mit Manuel Rubey. Amüsantes und Nachdenkliches werden gleichermaßen geboten.
Einst schrieb sie mit „Mondscheintarif“ihren ersten Roman, der die Leserinnenwelt so sehr beeindruckte, dass er sich millionenfach verkaufte: Ildikó von Kürthy. Ihr witziger Stil, ihre nahegehenden Geschichten und vor allem ihr treffender, auch selbstironischer Blick auf das weibliche Geschlecht machten die deutsche Schriftstellerin zur Bestsellerautorin. Nun gibt es mit „Eine halbe Ewigkeit“eine Fortsetzung zu dem Kultbuch „Mondscheintarif“– und mit dieser kommt Ildikó von Kürthy im April ins Theater Akzent. Was ist ihrer Heldin von damals, Cora Hübsch, in einem Vierteljahrhundert so alles passiert? Was hat das Leben aus ihr, ihren Beziehungen, ihrem Körper und ihrer Seele gemacht? Welche Ziele haben Frauen wie sie, die mit ersten Hitzewallungen anstatt mit erstem Liebesrausch zu kämpfen haben? Was geschieht mit der Liebe, wenn sie in die Jahre kommt?
Kürthy wird aus ihrem Romanneuling lesen, singen, lachen – und eine Show zum Buch kreieren. Dabei hat sie stets eine prominente Begleiterin, diesmal Saskia Fischer. Diese ist Schauspielerin, ihr Großvater war die Entertainer-Legende Johannes Heesters, ihre Mutter ist die Mimin Nicole Heesters. Saskia Fischer wurde beispielsweise in der ARD-Serie „Großstadtrevier“bekannt.
Gemeinsam mit Ildiko von Kürthy wird sie nun zurück und nach vorn blicken – zurück auf das erste Verliebtsein als junge Frau, voraus bis…wer weiß das schon so genau…. Sicher ist, dass die beiden schonungslos, selbstironisch, heiter, aber auch nachdenklich, ehrlich und zum Schreien komisch sein werden. Kürthy und Fischer machen das Theater Akzent jedenfalls am 21. April zum Schauplatz von Offenherzigem und Nahegehendem.
Drei Männer stehen andererseits im Mittelpunkt, wenn es in Yasmina Rezas bitterer Komödie „Kunst“um unterschiedliche Blicke auf kreative Schöpfungen geht, gleichzeitig aber auch um testosterongeprägte Freundschaften. Die Besetzung ist außerdem eine besondere: Christoph Grissemann, Manuel Rubey und Robert Stachel werden sich das Stück vornehmen, in dem ein Freund für viel Geld ein monochromes Kunstwerk ersteht, was nicht jeder gutheißt. Da kommen Konflikte an den Tag, es ist von Enttäuschung und Karrierefrust die Rede, von Ritualen, die nicht mehr länger haltbar sind. Reza hinterfragt auf gekonnte Weise bisher stabil wirkende Weltvorstellungen – und all das komisch und tragisch zugleich. Die drei Ausnahme-Humoristen werden eine szenische Lesung der preisgekrönten Komödie rund um die Bedeutung von moderner Kunst darbieten – ein temporeicher Schlagabtausch ist garantiert. „Kunst“steht am 17. April auf dem Spielplan des Theater Akzent.
Schauspieler-Freundschaft
Höchst vergnüglich und tiefgehend zugleich wird es auch bei „Über unsere Verhältnisse“von Michael Maertens und Maria Happel. Die Burgschauspielerin, die auch Intendantin der Festspiele Reichenau ist, und der Burgschauspieler werden einmal mehr unter Beweis stellen, welche Vollblutkomödianten sie sind und mit wieviel Gefühl sie gleichzeitig Zwischentöne angehen. Die beiden feiern mit dem Programm ihre 30-jährige Freundschaft und Zusammenarbeit. Dies tun sie mit Texten von Kurt Tucholsky bis Loriot, in denen die Themenbandbreite von Ameisen über Briefmarken bis zu Badewannen reicht. Die Musik dazu kommt von Miloš Todorovski, der für seine Akkordeon-Spiel vielfach ausgezeichnet wurde, beispielsweise mit Roland Neuwirth und den Extremschrammeln, der Harri Stojka Band und Fatima Spar auftrat sowie in Musikverein, Konzerthaus, Concertgebouw Amsterdam, Barbican Center London und vielen mehr zu Gast war. Der garantiert amüsante Abend mit den beiden stets so prägnant agierenden Mimen und dem renommierten Musiker ist für 6. April avisiert.
Ein weiterer Schauspieler, der aus Wiens Theaterlandschaft nicht wegzudenken ist, nimmt sich ein Werk von Oscar Wilde vor: Michael Dangl, der zuletzt am Theater in der Josefstadt beispielsweise in „Der ideale Mann“, „Leopoldstadt“, „Sommergäste“und „The Parisian Woman“zu sehen war, wird „Das Bildnis des Dorian Gray“lesen, jenes Werk, in dem ein Reicher und Schöner ein Porträt anstatt sich selbst altern lässt. Zwar bleibt sein Äußeres jung und schön, doch wird er selbst immer grausamer und maßloser. Das Werk ist Oscar Wildes einziger Roman – und war auch Gegenstand eines Prozesses wegen Unzucht gegen den Schriftsteller.
Dangl ist neben seiner Tätigkeit für das Theater, die ihn auch an die Festspiele Reichenau, die Festspiele Gutenstein und die Salzburger Festspiele führte, sowie für Filmund Fernsehen („Vienna Blood“, „SOKO Linz“) ja auch für seine musikalisch-literarischen Rezitationsprogrammen bekannt.
Unterstützt wird die atmosphärische Spannung an diesem Abend von der Flötistin Maria Fedotova und der Pianistin Cordula Hacke. Fedotova, die man von Konzerten des Tschaikowsky-Orchesters unter Wladimir Fedossejew kennt, ist auch solistisch tätig und wandelt oft abseits ausgetretener Repertoire-Pfade. Diesmal wird sie Meisterwerke des französischen Impressionismus bringen, die zeitgleich mit Oscar Wildes Roman entstanden.
Verdi versus Wagner
Um die Verbindung zur Musik geht es auch Schauspieler Joseph Lorenz in seinem Rezitationsabend. Er hat sich „Verdi – Roman der Oper“von Franz Werfel vorgenommen. Dieser dreht sich um die Schaffenskrise, die Giuseppe Verdi im Winter 1883 70jährig erlebte. Auch seine Konfrontation mit der Musik Richard Wagners ist Thema – ja befeuert Verdis Selbstzweifel noch stark. Dem Autor Franz Werfel gelang es in diesem Roman, eindrucksvolle Sprach-Bilder zu kreieren und das damalige Venedig vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen. Er macht die Qual des Künstlers nachvollziehbar. Was Wunder, dass „Verdi – Roman der Oper“sich einst innerhalb kürzester Zeit 60.000 Mal verkaufte, als er 1924 herauskam. Joseph Lorenz, der im Theater in der Josefstadt in dieser Saison in „Leopoldstadt“, „Lulu“, „Sommergäste“sowie in dem gerade uraufgeführten Stück „Leben und Sterben in Wien“zu sehen ist, wird die Faszination, die von diesem Werk, aber auch generell von Verdi ausgeht, am 13. April auf die Bühne des Theater Akzent bringen.
Theater-Anekdoten
Und auch ein weiterer, mit dem Theater in der Josefstadt eng verbundener Schauspieler wird das Theater Akzent im April beehren: Heinz Marecek präsentiert „Vorhang auf – Erlesenes und Erlebtes“. Darin findet sein legendär gewordenes Bühnenprogramm „Das ist ein Theater!“, in dem er das Publikum mit Anekdoten aus fünf Jahrzehnten im Scheinwerferlicht vergnügte, eine Fortsetzung. Er stellt dabei selbst Erlebtes heiteren Bonmots berühmter Theaterautoren gegenüber. Der Schauspieler und Regisseur, der einst an Volksoper, Theater der Jugend, Landestheater Graz und Theater in der Josefstadt sowie in Film- und TV-Rollen wie „Der Bockerer“, „Schwejk“und „Die liebe Familie“zum Liebling und Idol vieler wurde und der heute noch in „SOKO Kitzbühel“und „Die Bergretter“gefällt, wird wie stets seinen unfehlbaren Sinn für launigen Humor beweisen. Treffsichere Pointen sind bei ihm immer dabei. Das brandneue Programm „Vorhang auf!“wird einmal mehr mit der Skurrilität der Theaterwelt, mit kleinen Missgeschicken und großen Katastrophen auf und hinter der Bühne zum Lachen bringen.