Künftig leben wir halt davon, die Ketten der Lastenräder zu ölen
Je weniger Industriebetriebe produzieren, desto eher werden „Klimaziele“erreicht. Das als Fortschritt zu sehen, ist freilich reichlich irre.
Nachdem Elon Musks Riesenrakete Starship jüngst bei ihrem dritten Start zwar die Grenze zum Weltraum erreicht hatte, aber nicht wie geplant landen konnte, erntete der Milliardär vor allem in den deutschsprachigen Medien Häme, obwohl alle Fachleute den Flug für einen gewaltigen Fortschritt halten. Da titelte etwa „Der Standard“gewohnt sauertöpfisch: „Der Start des Starships verursachte erhebliche Schäden an der Startrampe“. Da fehlt nur noch der Hinweis auf den CO2-Ausstoß startender Raketen, das vorläufige Fehlen von weder männlich noch weiblich gelesenen künftigen raumfahrenden Personen sowie der Verweis darauf, wie viele warme Mahlzeiten um den Preis des Starts ausgerichtet werden könnten, und die ortsübliche Mieselsucht wäre perfekt.
Diese Mentalität besonders der deutschsprachigen Menschheit wird uns noch erhebliche Wohlstandseinbußen bringen. „Statt Zukunftsangst und Untergangsrhetorik brauchen wir mehr Mut, Technologieoffenheit und mehr Fortschrittsbegeisterung. So eine Stimmung wie heute vor 500.000 Jahren, und die Sache mit dem Feuer wäre nie genehmigt worden!“, spottet da der deutsche Physiker und Kabarettist Vince Ebert. Und welche Folgen das hat, fasste der Blogger Stefan Laurin („Ruhrbarone“) knackig zusammen: „Der Vorsprung von SpaceX ist so gewaltig, dass man mit gutem Grund sagen kann, dass wir das Ende der europäischen Raumfahrtindustrie erlebt haben. Für Europa ist das nichts Ungewöhnliches: Auch in anderen Schlüsseltechnologien wie Gentechnik, künstlicher Intelligenz, Quantencomputing und Kerntechnik sind wir abgehängt. China, Indien, Israel, die USA, Japan – überall wird an der Zukunft gearbeitet. Wir hingegen ölen die Ketten unserer Lastenräder.“
Was vor allem klimaneutral gehen sollte, man muss eben Prioritäten setzen. So triumphierte jüngst der grüne deutsche Wirtschaftsminister, Robert Habeck, im Brotberuf Autor von Kinderbüchern: „Wenn wir Kurs halten, erreichen wir unsere Klimaziele 2030.“Denn nach neuen Daten des Umweltbundesamts ist der CO2-Ausstoß 2023 signifikant gesunken. Habeck meint, „dass sich die politischen Anstrengungen lohnen und gelohnt haben“. Ja, eh, aber halt ein bisserl anders, denn die Verringerung der Emissionen ist nicht Ergebnis einer genialen grünen Energiewende, sondern eines wirtschaftlichen Desasters. „Zum einen haben wir im letzten Jahr in Deutschland erstmals seit rund 20 Jahren mehr Strom aus dem Ausland importiert, als wir exportiert haben, und dadurch sind die Emissionen in der Energiewirtschaft sehr deutlich zurückgegangen“, erklärt der deutsche Ökonom Sascha Samadi, „und ein weiterer wichtiger Faktor für den Emissionsrückgang sind die krisenbedingten Produktionsrückgänge in der Industrie. Gerade die energieintensive Industrie hat um zehn Prozent weniger produziert, weil vor allem die Preise für Strom und Erdgas sehr hoch waren. Deswegen war die Industrie teilweise auch nicht so wettbewerbsfähig wie in den Vorjahren und konnte weniger produzieren.“
Weshalb ja auch immer mehr deutsche (und österreichische) Betriebe abwandern oder neue Produktionsstätten in den USA oder in Asien errichten. Das löst praktischerweise langfristig das Problem des hiesigen Facharbeitermangels – ist die letzte Fabrik weg, brauchen wir auch keine Facharbeiter mehr. Wir lernen: Der Ökosozialismus löst alle Probleme auf einen Streich.
Nur finstere Reaktionäre, gegen die „der Kampf gegen rechts“noch viel härter als bisher geführt werden muss, fragen beckmesserisch, woher eigentlich unser Wohlstand kommen soll, wenn einmal das Klima gerettet, aber auch die Industrie weg ist, während die Amerikaner zum Mars fliegen, die Chinesen überlegene künstliche Intelligenzen schaffen und der Rest der Welt dem nacheifert. Ganz einfach: Wir leben dann eben davon, uns gegenseitig die Ketten unserer Lastenräder zu ölen. Der „Große Sprung nach hinten“, jetzt gilt es nur noch, unerschütterlich Kurs zu halten.
‘‘ Diese Mentalität besonders der deutschsprachigen Menschheit wird uns noch erhebliche Wohlstandseinbußen bringen.