Die Presse

Rot oder Dunkelrot: Der Stichwahlk­ampf in der Stadt Salzburg

Am Sonntag entscheide­n die Salzburger über ihren Bürgermeis­ter. SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger ist dabei leichter Favorit gegenüber KPÖ-Kandidat Kay-Michael Dankl.

- VON CLAUDIA LAGLER

Der Erfolg der Kommuniste­n bei der Wahl am 10. März in der Stadt Salzburg hat für internatio­nale Aufmerksam­keit gesorgt. Der KPÖ plus gelang das Kunststück, mit Kay-Michael Dankl als Frontmann als zweitstärk­ste Kraft im Gemeindera­t aus der Wahl hervorzuge­hen. Die Kommuniste­n erreichten 23 Prozent der Stimmen und wuchsen damit von einem auf zehn Mandatare. Ein Sitz in der Stadtregie­rung ist den Kommuniste­n fix. Am Sonntag greifen sie noch höher: In der Stichwahl geht es um das Amt des Bürgermeis­ters. Aus dem ersten Wahlgang kamen SPÖ-Stadtchef Bernhard Auinger und Dankl als stimmenstä­rkste Kandidaten in die zweite Runde.

Es könnte spannend werden: Nach dem ersten Wahlgang trennen die beiden nur rund 800 Stimmen. Auinger hat den Favoritenb­onus. Er liegt mit 17.547 Stimmen bzw. 29,4 Prozent vor Dankl, der im ersten Wahlgang auf 16.726 Stimmen oder 28 Prozent kam. Für den Sozialdemo­kraten ist es nach 2017 und 2019 der dritte Anlauf auf das Bürgermeis­teramt. Der SPÖ-Kandidat kann darauf hoffen, aus dem Lager der ÖVP, der Neos oder der bürgerlich­en Grünen im Duell mit einem Kommuniste­n zusätzlich­e Wähler anzusprech­en. „Ich bin das breitere Angebot“, lautet deshalb die Botschaft von Auinger. Vor der Stichwahl hat die Stadt-SPÖ noch einmal alles aufgeboten, um ihren Kandidaten auf Plakaten als erfahrenen, umsetzungs­starken Politiker zu positionie­ren. Betont seriöses Auftreten soll ihn auch den bürgerlich­en Wählern schmackhaf­t machen, die im ersten Wahlgang noch für den ÖVP-Kandidaten Florian Kreibich votierten.

Aber auch wenn Auinger Favorit ist, solle Dankl nicht unterschät­zt werden. Beflügelt durch den Erfolg bei den Gemeindera­tswahlen könnte es der KPÖ plus gelingen, ihre Klientel noch stärker zu mobilisier­en. Nach dem Motto: Jetzt erst recht. Der 35-Jährige wäre dann Oberhaupt einer 150.000-Einwohner-Stadt, für ein Budget von rund 800 Millionen Euro jährlich und den Magistrat mit rund 3000 Mitarbeite­rn verantwort­lich. Keine kleine Aufgabe für jemanden, der bisher einfacher Gemeindera­t und Museumsfüh­rer war. Zumindest der Vizebürger­meister ist den Kommuniste­n in Salzburg durch das Proporzsys­tem ohnehin schon sicher. Egal in welcher Funktion, Dankl hat mittlerwei­le die Weichen gestellt, um sich ganz auf die Stadt konzentrie­ren zu können. Sein Mandat im Landtag – seit dem Frühjahr 2023 ist die KPÖ plus mit vier Personen im Landesparl­ament vertreten – hat er am Mittwoch zurückgele­gt. Den Vorsitz im Landtagskl­ub übernimmt seine Parteikoll­egin Natalie Hangöbl.

ÖVP hat Weichen gestellt

Die Weichen gestellt hat auch die Stadt-ÖVP, die bei der Wahl am 10. März der große Verlierer war: Sie fiel um 7,3 Prozentpun­kte auf 15,9 Prozent und ist mit acht Mandaten nur mehr drittstärk­ste Kraft im Gemeindera­t. Den ihr zustehende­n Sitz in der Stadtregie­rung wird Kreibich übernehmen. Er hat schon Interesse am Planungsre­ssort angemeldet, für das er seit Februar zuständig ist. Seine Vorgängeri­n, die einst von den Neos zur ÖVP gewechselt­e Stadträtin Barbara Unterkofle­r, hatte sich aus gesundheit­lichen

Gründen zu Jahresanfa­ng eine Auszeit genommen. Am Mittwoch erklärte die ÖVP, dass Unterkofle­r sich ganz aus der Politik zurückzieh­t. Sie war als Zweite auf der Liste der Volksparte­i gestanden. Mehrere ÖVP-Granden haben übrigens in den vergangene­n Tagen direkt oder indirekt Wahlempfeh­lungen für Auinger abgegeben.

Das Interesse an der Stichwahl ist groß. Der Magistrat Salzburg hat rund 15.203 Wahlkarten ausgegeben, ein neuer Rekord. Beobachter rechnen damit, dass – anders als bei früheren Stichwahle­n – die Beteiligun­g ähnlich hoch wie im ersten Wahlgang liegen wird. Die hohe Zahl an Wahlkarten dürfte auch dazu führen, dass es bis zum Schluss spannend bleibt. Liegen die Kandidaten nicht sehr weit auseinande­r, könnte erst die Auszählung der Wahlkarten­stimmen Klarheit bringen. So wie im ersten Wahlgang, als FPÖ und Grüne nach der Auszählung der Sprengel nur elf Stimmen trennten und erst die Wahlkarten­wähler den Grünen den Vorsprung

und damit den Sitz in der Stadtregie­rung retteten. Ein Endergebni­s wird daher erst gegen 21 Uhr erwartet.

Auch in 13 anderen Gemeinden gibt es eine Stichwahl zwischen den beiden erstplatzi­erten Kandidaten. Besonders unter Beobachtun­g sind dabei Orte wie St. Johann im Pongau oder Neumarkt am Wallersee, wo es Chancen gibt, dass die SPÖ der ÖVP den Bürgermeis­tersessel abnimmt.

 ?? ?? In der Stichwahl: KayMichael Dankl (KPÖ) und Bernhard Auinger (SPÖ). [APA/Barbara Gindl]
In der Stichwahl: KayMichael Dankl (KPÖ) und Bernhard Auinger (SPÖ). [APA/Barbara Gindl]

Newspapers in German

Newspapers from Austria