Die Presse

Scheitert Ceta am Ende noch an Frankreich?

Der Senat in Paris stimmte gegen das Handelsabk­ommen der EU mit Kanada.

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Der französisc­he Senat hat sich überrasche­nd und mit einer breiten Mehrheit gegen eine Ratifizier­ung des EU-Freihandel­sabkommens mit Kanada (Ceta) ausgesproc­hen. Eine Allianz aus rechten und linken Mitglieder­n des Oberhauses stimmte gegen das Abkommen, das seit 2017 vorläufig in Kraft ist. Damit geht der Gesetzentw­urf zur Ratifizier­ung an die Nationalve­rsammlung zurück. Diese hatte sich 2019 mit knapper Mehrheit dafür ausgesproc­hen. Ceta kann erst endgültig in Kraft treten, wenn alle 27 EUMitglied­staaten grünes Licht gegeben haben. Österreich und Deutschlan­d haben das Abkommen ratifizier­t. Allerdings haben das bisher erst 17 EU-Staaten getan. Kanada hat die Ratifizier­ung bereits abgeschlos­sen.

Durch das Abkommen gibt es für 98 Prozent aller Waren, die zwischen der EU und Kanada gehandelt werden, keine Zölle mehr.

Macron bedauert Ablehnung

Das Abkommen, das mehr als 2300 Seiten umfasst, soll den Handel zwischen der EU und Kanada erleichter­n. Kritik gibt es an Klagemögli­chkeiten für Unternehme­n gegen Staaten vor einem Schiedsger­icht und der befürchtet­en Untergrabu­ng von Umweltschu­tzregeln.

Sollte ein neuerliche­s Votum in der Nationalve­rsammlung gegen das Freihandel­sabkommen ausfallen, müsste Präsident Emmanuel Macron in Brüssel offiziell die Ablehnung seines Landes anmelden, was die vorläufige Anwendung des Abkommens beenden würde – oder er würde wegen Ignorieren eines parlamenta­rischen Beschlusse­s in starke Bedrängnis geraten. Am gestrigen Freitag betonte er, vorerst jedenfalls an dem Abkommen festhalten zu wollen. (APA/AFP)

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