Blumen für den Kohlmarkt
Pünktlich zu Frühlingsbeginn hält das naturaffine Pariser Schmuckhaus Van Cleef & Arpels Einzug in Wien. Zum Einstand zeigt man legendäre Stücke.
In „Diamantenfieber“erkundigte sich einst James Bond nach dem Namen von Protagonistin Tiffany Case. Sie sei, etwas verfrüht, bei Tiffany‘s auf der Fifth Avenue geboren, wo ihre Mutter sich gerade einen Ehering aussuchen wollte, erzählt die Schmugglerin. Dann könne sie froh sein, kontert Bond, dass ihr Name nicht Van Cleef & Arpels geworden sei.
Abgesehen davon, dass sich der Firmenname eher nicht als Vorname eignet, zeigt die Episode noch etwas anderes: die Liga, in der Van Cleef & Arpels in Sachen Schmuck und Popkultur mitspielt – auch wenn man die Marke im Vergleich zu anderen im deutschsprachigen Raum noch eher wenig kennt.
Genau das hoffe man nun zu ändern, hieß es am Donnerstag am Wiener Kohlmarkt, wo soeben die erste österreichische Boutique des Hauses eröffnet hat, und das fast unübersehbar: In beinahe unmittelbarer Nachbarschaft zur freundschaftlichen Konkurrenz von Cartier (ein Schwesterunternehmen unter dem Dach des Richemont-Konzerns) ragen derzeit vor dem Geschäft pastellig gezeichnete Blumen weit über das Portal hinaus.
Gezeichnet hat sie Alexandre Benjamin Navet, der französische Künstler begrüßt einen mit beiden Händen, ehe er hinein in die Räumlichkeiten begleitet: weicher, dunkelgrauer Luxus, kontrastiert durch Navets pastellige Blütendekoration, vom Teppich über die Sofapolster bis zum realen Nachbau seiner gezeichneten Vasen. Was die Marke ausmache, sagt Navet, sei jedenfalls die Natur, die im Zentrum stehe.
Kleeblatt der Popkultur
Am berühmtesten ist dabei wohl das Kleeblatt: Alhambra heißt die Kollektion (typisch: lange Ketten), die von Elizabeth Taylor ebenso getragen wurde wie (häufig) von Prinzessin Kate, Fashion-Bloggerinnen oder neuerdings von (männlichen) Sportlern und Musikern wie Basketballspieler LeBron James und Hip Hop-Sänger Drake. Um Glück zu haben, müsse man an das Glück glauben, lautete in der Sechzigern das Mantra von Jacques Arpels, der vierblättrige Kleeblätter aus dem eigenen Garten an Mitarbeiter überreicht haben soll.
Die Gründung des Unternehmens basiert dabei auf der Liebesgeschichte zwischen Estelle Arpels, der Tochter eines Edelsteinhändlers, und Alfred Van Cleef, dem Sohn eines Steinschleifers. Seit 1906 residiert das Stammhaus auf der Place Vendôme. Nach einem passenden Geschäftslokal in Wien habe man schon seit geraumer Zeit Ausschau gehalten, aber die Situation in der begehrten Lage ähnle ein wenig der „Reise nach Jerusalem“. Nun, da Armani an dieser Stelle ausgezogen ist, habe man die perfekte Location gefunden. Den Einstand feiert man nicht zufällig im Frühling, den die Marke jährlich groß zelebriert.
In Kontakt mit Van Cleef & Arpels sei er über einen südfranzösischen Designwettbewerb gekommen, erzählt Alexandre Benjamin Navet, Schöpfer der Installation am Kohlmarkt. In Folge habe ihn das Unternehmen gefragt, ob er auch Blumen malen würde. Etwas, das er tatsächlich noch nie gemacht hatte, auch wenn es naheliegend wäre, gehören doch zu seinen häufigsten Motiven – Vasen. Die sammelt der Absolvent eines Industriedesign-Studiums. Wie viele er besitzt, kann er nicht sagen: „Ich übersiedle gerade in ein neues Studio, sie stecken alle in Kisten. Aber ich werde sie zählen.“
Was er auch gern malt, sind Stühle. Dementsprechend begeistert zeigte sich der Künstler (dessen erste Auslandsreise als Kind nach Wien geführt hatte) von seinem aktuellen Besuch des MAK. „Das war wirklich inspirierend, davon wird in Zukunft sicher einiges in meiner Malerei auftauchen.“Überhaupt müsse er sich dringend noch ein Sketchbuch kaufen, auch an jeder Hausfassade gebe es etwas festzuhalten. „Hier steckt“, sagt er, „in jedem Detail Energie.“
Für die Kollaboration, die nun den Kohlmarkt ziert, ist er tief ins Firmenarchiv gestiegen. „Ich lebe ja in Paris, da kann ich einfach zwischendurch auf der Place Vendôme vorbeihüpfen.“Weil das Unternehmen bis 2010 in Familienhand war, ist deutlich mehr aus der Firmengeschichte erhalten als bei manch anderem Unternehmen, wo bei Übernahmen oft viel verkauft wurde, das heute mühsam wieder rückersteigert wird. Einige der Museumsstücke sind anlässlich der Eröffnung auch in Wien zu besichtigen.
Berühmtes Zip-Collier
Darunter jenes Zip-Collier, das ab 1950 den Reißverschluss aufgriff (und das als solcher tatsächlich funktioniert). Bis heute wird gelegentlich eines hergestellt, derzeit steht tatsächlich eines zum Verkauf (um 800.000 Euro, das ist bei diesem Modell je nach Auswahl der Edelsteine eher die untere Grenze). Bekannt ist das Unternehmen auch für seine patentierte Technik des „Mystery Setting“, bei dem Edelsteine so befestigt werden, dass man keine Fassung sieht. Überhaupt mag man es hier gern herausfordernd. In der aktuellen HauteJoaillerie-Sektion findet sich eine „Poetic Complications“-Uhr, die das Sonnensystem nachzeichnet: Die kleinen Planeten am Zifferblatt bewegen sich in 365 Tagen einmal im Kreis.