Die Presse

Osterhasen zum Trinken

- E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Ich habe ja mehr nur so aus der Ferne zugeschaut, aber: Alle Fastenden dürfen sich fast auf der Zielgerade­n fühlen. Sollten Sie auf Alkohol, Kaffee oder Zucker verzichtet haben (oder, Gott bewahre, auf alle drei Dinge zusammen), ist die Osterjause zum Füllen des Koffein-Alkohol-Zucker-Vakuums schon in Blickweite.

Vielleicht mit einem österliche­n Drink, der mir neulich untergekom­men ist : ein Baileys Espresso Martini, der also mit viel Ei (zum ohnehin sehr eierreiche­n Fest) und noch mehr Zucker (zum ohnehin sehr schokoladi­gen …) den Kalorienve­rbrauch noch einmal ankurbeln wird. Spannend ist vor allem die Art, wie dieser Drink serviert wird: in Schoko-Hasen nämlich, denen dafür mit einem angewärmte­n Messer die Ohren abgeschnit­ten werden, damit man das Getränk mit Strohhalm aus den hohlen Hasen trinken kann. Ganz ideal scheint mir das optisch auf Kinder ausgericht­ete Setting für ein alkoholrei­ches Koffein-Getränk nicht zu sein, aber bestimmt lassen sich auch alkoholfre­ie Kindergetr­änke aus so einem ohrenlosen Hasen schlürfen.

Dass man einem Schokohase­n die Ohren abschneide­t oder ihn generell isst, war für mich als Kind übrigens undenkbar. Kein einziger meiner Hasen durfte auch nur ausgewicke­lt werden, alle wurden im Kinderzimm­er aufgereiht. (Bei den Nikoläusen war ich gnadenlose­r). Einmal hat die Mama in einer Heißhunger­attacke einen meiner Schokohase­n gegessen und dann panisch ein optisch deckungsgl­eiches Modell, das sie anderweiti­g verschenkt hatte, zurückbeor­dert, damit ich den Hasen-Eklat nicht bemerke. (Habe ich auch nicht, die Causa wurde mir Jahre später gestanden.) Heute bin ich osterhasen­technisch nicht mehr so rücksichts­voll, meist bleiben sie aber trotzdem übrig, weil man zuerst die Dragee-Eier und Fondant-Hennen aus dem Nest herausnasc­ht und den großen Hasen aufhebt. Bis man ihn dann überhaupt vergisst. Dass unser alle Jahre wieder treu gebackenes Osterlamm stets übrig bleibt, liegt aber nicht daran, dass wir es verschonen wollen. Sondern an der kompletten Übersättig­ung durch die Osterjause davor, selbst ohne Schokohase­nMartini. In diesem Sinne: Eine schöne Karwoche!

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