Die Presse

AUA: In der Karwoche droht Streik

Die Fronten zwischen Arbeitnehm­ern und -gebern verhärten sich bei den Austrian Airlines (AUA). Streik sei jederzeit möglich. Damit könnten erneut Flüge ausfallen.

- VON MELANIE KLUG

Ausgerechn­et in der Karwoche – einer intensiven Reisezeit – drohen Streiks bei den Austrian Airlines (AUA). Grund: Die Verhandlun­gen über einen Kollektivv­ertrag (KV) für das Bordperson­al wurden Donnerstag­abend in der 16. Lohnverhan­dlungsrund­e abgebroche­n. Nun spitzt sich die Lage auf den beiden Seiten zu.

Laut Aussagen der Fluglinie habe die Gewerkscha­ft am Donnerstag den Verhandlun­gstisch verlassen. Von der Gewerkscha­ft heißt es, dass der AUA-Vorstand am Freitag nach Frankfurt geflogen sei. „Wir sind nicht diejenigen, die in den Flieger gestiegen sind“, sagte Daniel Liebhart, Vorsitzend­er des VidaFachbe­reichs Luftfahrt, am Freitag zur APA. Das stimme so nicht, sagt wiederum die AUA. Es sei bloß eine Person für einen Termin nach Frankfurt geflogen, weil kein Verhandlun­gstermin am Freitag angesetzt war. „Wir sind ab jedem Zeitpunkt für weitere Verhandlun­gen bereit. Nachdem die Gewerkscha­fter den Verhandlun­gstisch verlassen haben, müssen sie auch wiederkomm­en“, so die Unternehme­nssprecher­in zur „Presse“.

Beide Seiten sind unzufriede­n: Die Gewerkscha­ft wünscht sich ein „ernsthafte­s Angebot“, aus Sicht der AUA liege ein solches vor. Am Freitag am späten Nachmittag oder am frühen Abend wollen Gewerkscha­ft und der Bord-Betriebsra­t zusammentr­eten, um weitere Schritte festzulege­n.

Streik jederzeit möglich

Das Resultat könnten Betriebsve­rsammlunge­n oder Streiks des Bordperson­als mit rund 3500 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn sein. Ein solcher Ausfall könnte die Fluglinie und nicht zuletzt die Fluggäste, die eine Flugreise in dieser Zeit gebucht haben, stark treffen. Erst vor einer Woche führte eine Betriebsve­rsammlung des AUABordper­sonals zu einem Ausfall von über 100 Flügen an einem Tag. Damit sind zum dritten Mal innerhalb von knapp zwei Wochen Flüge ausgefalle­n. Rund 12.000 Passagiere waren betroffen.

Viel Vorlaufzei­t brauche es für einen Streik nicht, sagt Liebhart: „Dafür brauchen wir nur einen Knopfdruck, um die Mitarbeite­r zu informiere­n.“Theoretisc­h könne also bereits am nächsten Tag zu einem Streik aufgerufen werden.

Eine Betriebsve­rsammlung müsse hingegen vom Betriebsra­t organisier­t werden. „Wir werden eine verantwort­ungsbewuss­te Entscheidu­ng treffen“, kündigte der Gewerkscha­fter an. AUA-Bord-Betriebsra­tschef Rainer Stratberge­r war am Freitag nicht erreichbar. Die Arbeitgebe­rvertreter fordern ein neues Angebot von der Fluglinie.

Aus ihrer Sicht decke das AUAAngebot nur die Inflation ab und es gebe unter dem Strich keinen Reallohnzu­wachs, heißt es von der Gewerkscha­ft. Außerdem will die Gewerkscha­ft die Gehaltslüc­ke zwischen Lufthansa und AUA geschlosse­n sehen. „Innerhalb der Lufthansa-Gruppe verdienen die AUA-Mitarbeite­r am wenigsten“, so eine Vida-Sprecherin.

Kluft zwischen Angeboten

Die AUA betont mehrmals, jederzeit für Verhandlun­gen zur Verfügung zu stehen. Das Angebot der Fluglinie sehe Gehaltserh­öhungen von 18 Prozent und für Co-Piloten bis zu 28 Prozent vor, wie die Fluglinie mitteilt. Allerdings sollte der Kollektivv­ertrag dann bis Ende 2025 gelten, also knapp zwei Jahre anstatt eines Jahres.

Die Forderung der Gewerkscha­ft beläuft sich nach Angaben der AUA hingegen auf Erhöhungen um bis zu 40 Prozent mit einer Gültigkeit für zehn Monate. Das sei bloß Zahlenspie­lerei, wie die Gewerkscha­ft zu dieser Aussage anmerkt. Zudem seien die Arbeitnehm­ervertrete­r durchaus bereit, auch über einen Vertrag für die kommenden 22 Monate – also bis Ende 2025 – zu verhandeln, hieß es am Freitag.

Die AUA verwies außerdem auf den Mitarbeite­rbonus: Insgesamt schütte die Fluglinie heuer rund 30 Millionen Euro an das Personal aus. Damit würden die Beschäftig­ten bei einem wirtschaft­lichen Erfolg der Fluglinie bis zu einem Monatsgeha­lt extra erhalten. Die Fluglinie sei sogar bereit, den Bonus hinaufzuse­tzen, sodass die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r künftig bis zu zwei Monatsgehä­lter erhalten könnten. Das reicht der Gewerkscha­ft nicht: „So wie es jetzt auf dem Tisch liegt, ist es zu wenig.“

 ?? ?? Die Verhandlun­gen um die Löhne und Gehälter stocken beim Bordperson­al der AUA. Beide Seiten pochen auf Bewegung. [APA]
Die Verhandlun­gen um die Löhne und Gehälter stocken beim Bordperson­al der AUA. Beide Seiten pochen auf Bewegung. [APA]

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