Festwochen: Vorwurf des Antisemitismus
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka fordert die Ausladung von Annie Ernaux und Yanis Varoufakis.
Zur „Freien Republik Wien“hat Milo Rau die von ihm seit heuer geleiteten Wiener Festwochen erklärt – und für diese einen „Rat der Republik“bestellt. In diesem sollen 69 Vertreter der 23 Wiener Bezirke sitzen, dazu 31 von der Festwochenleitung bestimmte „Künstler:innen, Aktivist:innen und Intellektuelle“.
Unter diesen Ratsmitgliedern sind unter anderem die Aktivistin Carola Rackete, der mit Che Guevara und Gaddafi sympathisierende Schweizer Soziologe Jean Ziegler, der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis und die Schriftstellerin Annie Ernaux. Letztere beide sind für ihr antiisraelisches Engagement bekannt : Ernaux unterstützt die Boykottkampagne BDS, Varoufakis hat letztens eine Petition für den Ausschluss Israels von der Venedig-Biennale unterschrieben, in der Israel Völkermord vorgeworfen und der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober verschwiegen wird.
Nun fordert der österreichische Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) die Ausladung von Ernaux und Varoufakis: „Für mich ist es unerträglich, dass unter dem Vorwand der Kunst- und Meinungsfreiheit, so wie das schon bei der Documenta in Kassel passiert ist, der Antisemitismus über die Hintertür zu uns ins Land getragen wird“, sagte er im „Kurier“. Die Teilnehme von Ernaux und Varoufakis an den Wiener Festwochen sei „skandalös“. Es sei „unsere historische Verantwortung, nicht zuzulassen, dass Menschen, die einen derartig verzerrten moralischen Kompass haben, bei einer der größten Kulturveranstaltungen des Landes eine Bühne bekommen“.
Rau: Die beiden kommen gar nicht
Intendant Rau erklärte darauf, er sei „sehr stolz“auf die Teilnahme der beiden, diese würden aber gar nicht persönlich bei den Festwochen präsent sein. Und er erklärte: „Ich und das Team der Festwochen sind mit keinem der Mitglieder des Rats in allen Punkten einverstanden. Und so bin ich etwa mit Varoufakis in der Frage dieser Petition nicht einverstanden.“Aber es sei weder illegal noch antisemitisch, sie zu unterschreiben. Auch engagiere sich Varoufakis „für eine demokratischere EU“. Ernaux als Antisemitin zu bezeichnen sei „falsch und absurd“, ihr gehe es nur „um die Anklage von Gewalt und ein gewaltloses Zusammenleben“. (APA/red.)