Eine Marschallin, die tief zu rühren vermag
Debütantin Julia Kleiter überzeugte im „Rosenkavalier“in der Staatsoper.
Erst überbordend glücklich, dann erdrückend melancholisch und tief getroffen: Julia Kleiter spielte bei ihrem Debüt als Feldmarschallin im „Rosenkavalier“mit viel Gefühl und großer Exaktheit. Den ersten Akt trug sie geradezu mit ihrer gekonnten Mischung aus erotischem Prickeln und Ausgelassenheit, dann jedoch umso größerem Tiefgang. Wie sie über die Vergänglichkeit von Liebe und über das eigene Altern räsonierte, ging nahe. Auch stimmlich ist sie eine herrliche Marschallin: Herausfordernde Parlandi kamen ebenso mit Leichtigkeit wie schöne Höhen und lange Legatobögen, ihre Intonation ist lupenrein. Ihr wissendes „Ja, ja“am Schluss schnürte einem die Kehle zu, so viel Kummer legte sie hinein.
Viel weniger Intensität bot der zweite Rollendebütant: Christof Fischesser legte den Baron Ochs wenig polternd und grobschlächtig an, was gut ist. Doch seine Darstellung blieb zu indifferent, die Stimme ließ Wünsche offen. Slávka Zámečníková, erstmals als Sophie, gefiel umso besser, nicht nur, weil sie rasch klarmachte, dass sich diese Tochter von ihrem Vater (souverän: Adrian Eröd) nicht einfach verheiraten lässt. Ihre klare Stimme harmonierte gut mit jener von Christina Bock, die gewohnt souverän den Octavian gab.
Regine Hangler gefiel als Leitmetzerin, Monika Bohinec als hinterhältige Annina, Angel Romero als Sänger, Wolfgang Bankl als sehr präsenter Polizeikommissar. Axel Kober und das Staatsopernorchester ließen die dichte Atmosphäre plastisch entstehen, vermittelten zärtliche Anziehung so gut wie Melancholie.