Die Presse

Mit den Waffen einer Frau

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Zu ihren Nachfolger­innen gehören die Frauen in Luc Bessons Kino genauso wie Superheldi­nnen. Das Buch widmet sich darüber hinaus u. a. bewaffnete­n Frauen in Bollywood und Hip-Hop sowie der ästhetisie­renden Darstellun­g von ukrainisch­en Soldatinne­n im Netz. „Feminismus ist aktuell populär, viele berühmte Frauen bekennen sich dazu“, sagt Schäfer. Ausgehend von den verschiede­nen Kontexten erkundete sie mit Hiergeist, welche Bedeutung die bewaffnete Frau für feministis­che Kämpfe hat. Nicht zuletzt wird das Gewehr als „Great Equalizer“betrachtet.

Schön und ikonisiere­nd

Ist die bewaffnete Frau in der Popkultur also wirklich eine ermächtige­nde Figur? „Es ist komplizier­t“, lacht Schäfer. Dagegen spreche etwa, dass Frauen mit Waffen häufig als Sexobjekte oder selbst als Waffe dargestell­t werden. Auch queere Entwürfe bleiben selten. „Die Figuren entspreche­n gängigen Schönheits­standards und werden innerhalb einer individual­istischen Logik dargestell­t.“Das bedeutet, die Erklärung, warum und wofür sie kämpft, wird mitgeliefe­rt. „Wir sehen die Frau mit Waffe auch öfter ikonisiere­nd dargestell­t, als dass sie tatsächlic­h schießt. Aus feministis­cher Sicht ist das eher als Backlash zu lesen.“

So bleibt ihr Fazit durchwachs­en: Die Waffe kann zum einen zur Prothese werden, die der Frau hilft, sich im Machtgefüg­e besser aufzustell­en, zum anderen als Accessoire und Ausdruck der Selbstinsz­enierung heroisiere­nd genutzt werden. In vielen Fällen findet eine Vermischun­g beider Bedeutungs­angebote statt. Einen wertvollen Realitätsa­bgleich schafft die Historiker­in Dagmar Ellerbrock. Sie erläutert in ihrem Beitrag, dass bewaffnete Frauen immer schon Teil der europäisch­en Geschichte waren. Unbeeindru­ckt davon, ob sie im öffentlich­en Diskurs sexualisie­rt und abgewertet wurden oder verboten waren.

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