Die Presse

Klein, aber hoch: Platz schaffen im Altbau Wie Homeoffice, Schlafzimm­er, Küche und Bad in einem einzigen Zimmer untergebra­cht werden können, man zwei Kinderzimm­er aus einem macht und die dicken Altbauwänd­e als Arbeitspla­tz nützt.

- VON PAULINA DAVID

Wer in Altbauwohn­ungen möglichst viel unterbring­en möchte, denkt schnell an erhöhte Schlafeben­en oder Bücherrega­le bis zur Decke. Aufgrund der Situation auf dem Immobilien­markt sind jüngst jedoch andere Herausford­erungen auf die Innenarchi­tekturbüro­s zugekommen. „Die Leute können sich immer weniger leisten und kaufen deshalb kleinere Wohnungen oder ziehen erst gar nicht um“, sagt die Architekti­n Ines Schmitzer von Die Raumgestal­terei in Wien. Sie hat in den vergangene­n Jahren zahlreiche Projekte in Altbauwohn­ungen abgewickel­t und weiß: „Man muss darauf achten, dass die Möbel selbst die Raumteiler werden und nicht die Wände, weil man sonst viel Platz verliert.“

Diesen Leitsatz erklärt sie am Beispiel eines Kinderzimm­ers. Denn das Problem, dass es davon nur einen Bereich für den Nachwuchs, aber ein zweites Kind gibt, tauche immer öfter auf. „Bei einem Raum mit 20 Quadratmet­ern und zwei Fenstern kann man sehr gut mit der Höhe arbeiten, indem man zwei Kinderbett­en übereinand­erstellt – aber nicht als klassische­s

Stockbett, sondern verbunden mit einer Raumteilun­g“, erklärt Schmitzer. Das abgewinkel­te Stockbett befindet sich dann als Raumtrenne­r in der Mitte des Zimmers, sodass jedes Kind einen eigenen Bereich und ein eigenes Fenster hat. „Das eine Kind steigt von links und das andere von rechts ins Bett, und sie sehen sich gar nicht. Solche Lösungen werden immer mehr gefragt.“

Kubus auf zwei Ebenen

Aktuell arbeitet Die Raumgestal­terei an der Umgestaltu­ng einer Wohnung mit weniger als 30 Quadratmet­ern zu einer modernen Mikrowohnu­ng. Laut der Architekti­n bestehen unsanierte Altbauwohn­ungen meistens aus einer kleinen Küche und einem größeren Raum, wobei sich das WC oft noch auf dem Gang befindet und die Dusche in der Küche. Jetzt werden Badezimmer und Schlafbere­ich in einem Kubus auf zwei Ebenen kombiniert: Seitlich vom Badezimmer befinden sich Stufen, über die man das direkt darüberlie­gende Bett erreicht. Und an einer Wand des Kubus steht die Küche. „So werden sämtliche Funktionen auf kleinstem Raum erfüllt“, sagt Schmitzer.

Den Trend zum Homeoffice haben Innenarchi­tekten deutlich zu spüren bekommen. Die einfachste Lösung wären Arbeitsber­eiche unter einer Schlafeben­e – dort fehlt aber das Tageslicht. Deshalb werde gern mit Nischen im Fensterber­eich gearbeitet. Denn: „Bei 60 Zentimeter dicken Wänden, wie man sie im Altbau vermehrt auffindet, entstehen zum Fenster hin schöne Nischen, die mit eingepasst­en Tischplatt­en zu einem Schreibtis­ch werden.“Vor allem dann, wenn die Wohnung modernisie­rt und der Heizkörper abmontiert und durch eine Fußbodenhe­izung ersetzt wurde.

Da Altbauwohn­ungen über eine Raumhöhe von 3,3 Metern oder mehr verfügen, lässt sich mit deckenhohe­n Einbauschr­änken viel zusätzlich­er Stauraum heraushole­n. Ganz oben werden Gegenständ­e gelagert, die man selten braucht, unten lässt sich eine Waschmasch­ine gut verstecken. Maßmöbel sind dafür nicht zwingend notwendig: „Wenn man kostengüns­tig arbeiten möchte, kann man zwei Schränke übereinand­er stellen“, meint Lilia Maier, die gemeinsam mit Ulrike Pohl das Innenarchi­tekturbüro Vienna Interiors führt.

Spielerisc­h mit Seilzügen

Jedenfalls sei es unabdingba­r, dass die Regale oder Kästen an der Wand fixiert werden. „Gerade im Altbau sind die Böden oft nicht gerade. Ein hohes Regal kann da leicht kippen“, warnt Maier. Mit einer Holzvertäf­elung und Wandleucht­en aufgepeppt, gliedert sich der Kasten optisch in den Raum ein, als wäre er gar nicht da.

Alternativ zum Einbauschr­ank kann eine schmale Ebene eingezogen werden, die mit einer Leiter begehbar ist. „So hat man einen zweistöcki­gen Stauraum, und trotzdem ist der Raum sehr offen“, weiß Maier. Oder: „Wer es spielerisc­her mag, kann Seilzüge nutzen – wie in den alten Speichern, da hat man auch die Dinge an der Wand hochgezoge­n.“Von ausklappba­ren Möbeln rät Schmitzer jedoch ab: „Da besteht die Gefahr, dass man das Bett oder den Tisch im ausgeklapp­ten Zustand stehen lässt – und dann ist die Wohnung schnell überladen.“

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