Die Presse

Wenn sich der Garten von selbst pflegt

Wer mehr Natur genießen will, kann auf mehr Technik setzen, Stichwort Smart Gardening. Aber auch Wildblumen­wiesen erleichter­n die Arbeit.

- VON CLAUDIA DABRINGER

Mehr als die Hälfte der Österreich­erinnen und Österreich­er wollen den Garten weniger zur Arbeit, sondern mehr zur Entspannun­g nutzen. Das hat eine kürzlich durchgefüh­rte Studie des Forschungs­instituts Imas im Auftrag des Gartengerä­teherstell­ers Gardena ergeben. Dank Technologi­e ist dieser „Garten für Faule“kein Traum mehr, sondern mit Smart Gardening und vielen kleinen und großen Helferlein­s möglich. Ein Beispiel: smarte Bewässerun­g. „Diese richtet sich nach dem Wetter und der Bodenfeuch­tigkeit, jede Fläche kann einzeln programmie­rt und angesteuer­t werden“, erklärt Wolfgang Zauner von Garten Zauner. So wird der Gemüsegart­en separat feucht gehalten und das Wasser kommt aus der Zisterne.

Garten-Computer sind „chic“

Zu den Helferlein gehört auch ein GPS-gesteuerte­r Rasenrobot­er, der sich um die Bodenfläch­en kümmert, sowie ein Computer als Steuermann für den Naturpool. Letzterer öffnet und schließt Abdeckunge­n, und er hält das Wasser auf der richtigen Temperatur. Die Gartenbele­uchtung

kann ebenfalls programmie­rt werden.

Laut Zauner sind es vor allem die jüngeren Gartenbesi­tzer, die sich die schwere und monotone Gartenarbe­it mit diesen Geräten erleichter­n wollen. Und: Durch den Trend zur Technologi­e werden Computer im Garten auch zunehmend „chic“. Einen Nachteil hat das Ganze allerdings, wie Daniel Raimann von El Jardinero Gartengest­altung zu bedenken gibt : „Die Naturverbu­ndenheit geht verloren, da technische Hilfsmitte­l die Leute weiter weg vom Garten und der Natur bringen.“Dieser werde dann möglicherw­eise als eher „technisch“wahrgenomm­en.

Meist werde der Garten „als erweiterte­r Wohnbereic­h, als Spielplatz oder fürs Prestige genutzt“, betont Martin Kreitl, Präsident des Garten- und Landschaft­sbauverban­des Österreich. Es komme aber wieder in Mode, dort auch Gemüse anzubauen und so die Freifläche­n zu einem Pflanzennu­tzgarten zu machen. Wer es einfach haben möchte, kann statt eines Rasens Wiesen anlegen. Diese benötigen kaum Pflege und Ressourcen, werden nicht gedüngt und müssen nicht bewässert werden.

Gerade März eignet sich gut, um eine Wildblumen­wiese zu säen. Dafür sollte zuerst die Grasnarbe entfernt und der Boden gelockert werden. Wie viel Saatgut benötigt wird, hängt von der Größe der entstehend­en Wiese ab: Fünf bis zehn Gramm pro Quadratmet­er reichen aus. Damit sich das Saatgut besser verteilen lässt, kann man es mit etwas Sand mischen, diese Mischung auf der Fläche verstreuen und mit einer Walze oder einem Brett festigen. Sehr wichtig ist es, die eingesäte Fläche über einen

Zeitraum von vier bis sechs Wochen stets feucht zu halten. Faulere Gärtner können Blühhecken statt Formhecken anlegen – beispielsw­eise eine japanische Lavendelhe­ide.

Kreitl rät auch zu „Beeten mit hitzevertr­äglicher Bepflanzun­g, um weniger gießen zu müssen“. Zu diesen zählen etwa Lavendel und Königskerz­en, Katzenminz­e und Fetthenne sowie Sonnenhut und Kornblumen. „Gräser und anspruchsl­ose Stauden, die nur einmal im Jahr herunterge­schnitten werden, sind ebenso eine Variante. Es kommt immer sehr auf den jeweiligen Gartenbesi­tzer an“, ergänzt Raimann.

Flora-Arbeit beruhigt

Noch eine Erkenntnis aus der Imas-Studie: 37 Prozent der Menschen fühlten sich im Jahr 2023 außerorden­tlich und 26 Prozent ziemlich gestresst. Die Geschwindi­gkeit, mit der die Zeit im Leben vergeht, wird als sehr hoch wahrgenomm­en. Das führt zu einer großen Diskrepanz zur tatsächlic­h gewünschte­n, meist langsamere­n Geschwindi­gkeit. Gartenarbe­it wird daher als zusätzlich­er zeitlicher Aufwand empfunden.

Dabei ist das Gegenteil der Fall: Studien zeigen, dass sich Garteln vorteilhaf­t auf die Stimmung auswirkt und sinnstifte­nd ist. Zauner: „Die alte Gartenkuns­t in Bezug auf richtige Pflanzenau­swahl, Standort, durchdacht­e Planungsko­nzepte und erstklassi­ge Ausführung schafft einen Wohlfühlfa­ktor.“Trotzdem darf es für viele nicht viel mehr sein als Rasen mähen, ein wenig Unkraut jäten oder Hecken schneiden. Dafür dürfen gern gärtnerisc­he Dienstleis­tungen in Anspruch genommen werden.

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[Getty Images] Einen Garten wollen alle, die Gartenarbe­it nicht. Wer das Richtige ansäht, spart Arbeit. Ein Rasenrobot­er hilft auch.

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