Den Sprung ins kalte Wasser wagen
Robert Stolz lebt Mitarbeiterloyalität. Seit 25 Jahren ist der Vorarlberger bei Aqua Alpina, die mittlerweile zu Culligan gehören. Worauf es ankommt, um ihm das Wasser reichen zu können.
Sein Karriereweg zeichne sich durch Gradlinigkeit, Durchhaltevermögen und Zielorientiertheit aus, sagt Robert Stolz. Nomen est Omen sozusagen. „Ich bin stolz, wenn ich darauf zurückblicke, was ich alles erreicht habe.“Denn Culligan, spezialisiert auf Wasserspender und bis vor wenigen Jahren noch bekannt als Aqua Alpina, hat er vor 25 Jahren am heimischen Standort grundlegend aufgebaut. Der gebürtige Vorarlberger hat einige Positionen bekleidet: vom Vertriebsangestellten zum Prokuristen bis in die Geschäftsleitung. „Als ich 1998 gekommen bin, hatten wir keine Kunden. Das Produkt war noch nicht ordentlich formuliert, die gesamte Belegschaft – sechs Mitarbeitende – war auf den Verkauf fokussiert.“Mittlerweile führt er als CEO 173 Mitarbeitende.
Vom Bedarf zum Benefit
„Wir haben 32.000 Wasserspender auf dem österreichischen Markt, aber es ist ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Mit langen Kundenbeziehungen und niedrige Kündigungsquoten.“Zu den größten Kunden gehört die Voestalpine, Magna, ÖBB und Post. „Wasserspender sind primär dort einzusetzen, wo die Verfügbarkeit von Sanitäranlagen gering ist. Im Warteraum einer Arztpraxis oder in einer Produktionshalle. Außerdem geht es um Komfort. Um die genussvolle Art, zu trinken: ob still, sprudelnd, kalt oder warm.“
Daraus, Personen zu stärken, sei auch das Geschäftsmodell entsprungen. „Anfangs mussten wir viel Aufklärungsarbeit leisten. Warum es wichtig ist, genug zu trinken, welche Vor- und Nachteile Quellwasser hat, worauf der Genuss einzahlt.“Schließlich vergessen viele im Arbeitsalltag darauf, sich zu erfrischen. Bei den deutschen Nachbarn schaffen es nur 57 Prozent, regelmäßig über den Tag verteilt zu trinken, wie eine Studie unter 1486 Befragten im Auftrag der Krankenkasse zeigt. „Doch mittlerweile ist nicht nur das Bewusstsein gewachsen, sondern auch Refill ist bei den Jungen viel präsenter als bei den Älteren. Die nächste Generation will mit ihrem Konsumverhalten dazu beitragen, Einwegkunststoff zu reduzieren.“
So muss auch der vermeintliche Kampf um die besten Talente gar nicht erst geführt werden. „Es gibt genügend Arbeitskräfte. Nur nicht genug Firmen, die Arbeitsverhältnisse schaffen, in denen sich Angestellte wohlfühlen“, behauptet Stolz. „Auf die letzte Fahrer-Ausschreibung sind 95 Bewerbungen eingegangen.“Zurückzuführen sei dies auch auf die Bereitschaft, die Flotte vollelektrisch auszustatten – und etwas zu bewegen. „Respekt, eine Du-Mentalität, gute Bezahlung, eine familiäre Arbeitsatmosphäre, Nähe zu Führungskräften und klein strukturierte Teams“, darauf setze die Firma. „Ein Teamleader betreut maximal zehn Mitarbeiter. Im täglichen Morgen-Briefing und abendlichen De-Briefing werden die Arbeitnehmenden mit ihren Herausforderungen nicht allein gelassen.“Darauf gilt es als Führungskraft einzugehen. „Wir machen 1000 Anlieferprozesse pro Tag. Nicht vorzustellen, wie die Zufriedenheit sinken würde, wenn die Lieferanten eine schlechte Laune mittransportieren würden.“
Transportiert werden soll auch Feedback. „Wir arbeiten hier mit vielen visuellen Instrumenten. Nach einem (erfolgreichen) Arbeitstag wird die Zufriedenheit direkt bemessen und in Balken eingefärbt.“„Wir reinvestieren den Gewinn wieder ins Personal.“Etwas beitragen will auch der 48-Jährige. Als Managing Director achte er darauf, ein nachhaltiges (RecurringRevenue-)Modell zu schaffen. „Ich fahre selbst mit einem vollelektrischen Auto, nahezu drei Mal pro Woche von Linz nach Wien.“
Dort ist die Firma angesiedelt, ursprünglich entstanden aus der Greiner-Gruppe. Vor fünf Jahren wurde der Spezialist für Wasserspender an den US-Konzern Culligan verkauft. Die Wasserquelle befindet sich indes in der Steiermark, ausgestattet mit Fotovoltaikanlage, um emissionsfrei abfüllen zu können. Kürzlich wurden sie mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. „Bei uns herrscht Leadership durch Vorbildwirkung – nicht Befehlsausgabe. So hat unser derzeitiger Distributionsleiter im Management selbst als Fahrer begonnen, ich als Vertriebler. Wir sehen Menschen mit ihrem Potenzial.“Culligan füllt jährlich 19 Millionen Liter Trinkwasser ab. Basis dafür ist ein Abnahmevertrag mit der Gemeinde Pöls.