IWF drängt China zu neuem Modell
Laut IWF-Chefin Georgiewa brauche China mehr Konsum und Produktivität. Chinas Regierung selbst will künftig ohne US-IT auskommen.
China muss sich nach Einschätzung von Kristalina Georgiewa, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), wirtschaftlich neu erfinden. Es brauche Lösungen für die Krise auf dem Immobilienmarkt sowie einen stärkeren Konsum und eine höhere Produktivität im Land, sagte Georgiewa am Sonntag bei einer Rede vor hochrangigen Regierungsvertretern und Unternehmensmanagern.
„China steht vor einer Weggabelung“, erklärte Georgiewa weiter. Die Volksrepublik könne auf alte Rezepte setzen, die in der Vergangenheit funktioniert hätten, oder sich neu erfinden und eine neu Ära einleiten.
3,5 Bio. Dollar Potenzial
Regierungsvertreter, die das Chinesische Entwicklungsforum eröffneten, zeigten sich demgegenüber zuversichtlich, dass China seine Wirtschaftsziele in diesem Jahr erreichen könne. Dazu gehört eine Wachstumsrate von rund fünf Prozent.
Darüber hinaus sollen strategisch wichtige Wirtschaftsbereiche weiterhin staatlich unterstützt werden.
Georgiewa verwies ihrerseits auf Studien des Internationalen Währungsfonds, wonach eine stärkere Konsumausrichtung Chinas Wirtschaftsleistung in den nächsten 15 Jahren um satte 3,5 Billionen Dollar erhöhen könnte. Damit dies gelinge, müsse China aber entschiedene Schritte unternehmen, um Bauprojekte von insolventen Immobilienentwicklern fertigzustellen und die Risiken lokaler Regierungen zu verringern, von denen viele hoch verschuldet sind. Konsumenten bräuchten eine stärkere Kaufkraft, so Georgiewa. Daran müsse gearbeitet werden.
Raus aus der US-IT
Derweil will sich China etwas mehr aus der Abhängigkeit von den USA lösen. Einem Zeitungsbericht zufolge hat das Reich der Mitte Vorschriften ausgearbeitet, um in der Regierung schrittweise von Mikroprozessoren der US-Firmen Intel und AMD wegzukommen. Es gehe vor allem um Computer und Server der Regierung, berichtete die „Financial Times“am Sonntag.
Auch das lange gängige Microsoft-Betriebssystem Windows soll nicht mehr genutzt werden. Ausländische Software solle grundsätzlich durch einheimische Lösungen ersetzt werden. Regierungsstellen oberhalb der kommunalen Ebene wurden demnach angewiesen, auf „sichere und verlässliche“Prozessoren und Betriebssysteme zu setzen, wenn sie Käufe tätigten.
USA: Mehr eigene Chips
Die Regierung in Peking reagierte zunächst nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme. Auch von den USKonzernen lag noch kein Kommentar vor. In den USA wird die Produktion der heimischen Chipindustrie mit staatlichen Förderungen ausgeweitet. Die US-Regierung will ihrerseits Abhängigkeiten von China und Taiwan reduzieren.