Deutsche Banken legen Milliarden für Immo-Kredite zurück
Neun deutsche Banken waren im vergangenen Jahr mit 290 Milliarden Euro im Bereich Gewerbeimmobilien-Finanzierungen engagiert, wie eine Auswertung von Bloomberg zeigt. Ist das ein Risiko für die Stabilität des Finanzmarkts?
Neun der größten deutschen Banken haben im vergangenen Jahr in Summe 2,2 Milliarden Euro an Risikovorsorgen für Gewerbeimmobilien-Kredite gebildet. Das entspricht in etwa der Hälfte der gesamten Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle, wie eine Auswertung der Nachrichtenagentur Bloomberg zeigt.
Hintergrund für die hohe Vorsorge sind die Verwerfungen auf dem Immobilienmarkt. Stark gestiegene Finanzierungskosten und sinkende Gebäudebewertungen setzen Kreditnehmer unter Druck. Hinzu kommen der Trend zum Home-Office, der zu Leerständen bei Büros führt, und das Exposure einiger Institute gegenüber dem bröckelnden Immobilienimperium von René Benko.
Grundsätzlich sind die deutschen Banken – verglichen mit Instituten in anderen europäischen Ländern – bei Immobilien recht stark engagiert. Neun deutsche Banken kamen der BloombergAuswertung zufolge Ende vergangenen Jahres auf ein Exposure im Segment der GewerbeimmobilienFinanzierungen von zusammen rund 290 Milliarden Euro.
Erst vor kurzem hatte die Ratingagentur Moody’s den Ausblick für den deutschen Bankensektor unter anderem deshalb von „stabil“auf „negativ“gesenkt. Doch Moody’s stellte auch klar, dass ausreichend Rückstellungen vorhanden seien, zudem hätten die Institute unterm Strich eine umsichtige Vergabepolitik betrieben.
Deutsche Bank stark in USA
Das mit Abstand größte Engagement bei Gewerbeimmobilien hat die LBBW mit rund 63 Milliarden Euro. Das liegt auch an der Übernahme der Berlin Hyp im Sommer 2022. Dahinter folgen die DZ Hyp mit 47 Milliarden Euro und die Helaba mit etwa 43 Milliarden Euro (siehe nebenstehende Grafik).
Bei der Höhe der Risikovorsorge für Gewerbeimmobilien im Jahr 2023 steht die Helaba mit 556 Millionen Euro auf dem ersten Platz. Die Landesbank gilt als einer der größten Finanzierer von Benkos Signa, dessen Immobiliengruppe in die Insolvenz gerutscht ist. Gleich dahinter folgt die Aareal Bank mit 441 Millionen Euro, die nach eigenen Angaben zwar kein Benko-Exposure hat, dafür aber stark in den USA engagiert ist. An dritter Stelle ist die Deutsche Bank mit 388 Millionen Euro zu finden.
Die Deutsche Bank führt die Liste der Banken mit dem höchsten prozentualen US-Exposure mit deutlichem Abstand an. Es beläuft sich auf 53 Prozent. Nahezu gleichauf rangieren dahinter die Helaba und die Aareal Bank, die jeweils rund ein Viertel ihres Engagements in den USA haben. Das einzige andere Institut, das sich im zweistelligen Prozentbereich bewegt, ist die Pfandbriefbank mit 16 Prozent. Kein US-Kreditbuch bei Gewerbeimmobilien haben Commerzbank, DZ Hyp und NordLB.
Einheitlicher ist das Bild bei den Anteilen von Büros an den Gewerbeimmobilien-Portfolios der neun deutschen Banken. Bei der Pfandbriefbank und Helaba sind es Werte von um die 50 Prozent. Banken weisen ihre Daten zu Gewerbeimmobilien nicht nach einer einheitlichen Systematik aus. Die Angaben sind daher nicht immer direkt miteinander vergleichbar, bieten aber eine Annäherung an das Gesamtbild.
Laut Angaben der deutschen Finanzaufsicht Bafin sind einige wenige Banken in Deutschland im Gewerbeimmo-Bereich „womöglich zu große Risken“eingegangen. „Da gibt es sicherlich die eine oder andere Bank, die da besonders exponiert ist, die das vielleicht auch sehr spät als Wachstumsfeld gefunden hat und vom Timing her zu einem miserablen Zeitpunkt eingestiegen ist, vielleicht auch gelockt durch hohe Renditen“, sagt der Exekutivdirektor der Bafin-Bankenaufsicht, Raimund Röseler. (Bloomberg)