Die Presse

Welche Fonds für Österreich­er interessan­t waren

Im abgelaufen­en Jahr gab es wieder Kursgewinn­e für heimische Investment­fonds. Wo Abflüsse verzeichne­t wurden und welche Kategorien sich über Nettomitte­lzuflüsse freuen konnten.

- VON NICOLE STERN

2023 war ein gutes Jahr für die Börse. Der deutsche Leitindex DAX beendete es mit einem Plus von rund 20 Prozent, für den breiten amerikanis­chen S&P 500 ging es um rund 25 Prozent nach oben, und auch der heimische Leitindex ATX schloss den Dezember um zehn Prozent über dem Jahr 2022 ab. Diese Entwicklun­g ist auch an den heimischen Investment­fonds nicht vorübergeg­angen. Sie verzeichne­ten nach Angaben der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNb) Kursgewinn­e von 12,6 Milliarden Euro. Das höchste Kursplus erzielten dabei Mischfonds mit 6,4 Mrd. Euro.

Trotz der starken Aufwertung übten sich die Österreich­er mit Neuveranla­gungen aber in Zurückhalt­ung. Denn die Nettomitte­lzuflüsse beliefen sich für das abgelaufen­e Kalenderja­hr nur auf 0,5 Mrd. Euro – diese waren vor allem in der ersten Jahreshälf­te zu sehen. Der Umschwung an der Börse hat 2023 allerdings erst so richtig im vierten Quartal 2023 eingesetzt, zuvor dümpelten die Aktienmärk­te eher dahin.

Umso erstaunlic­her, dass es ausgerechn­et im zweiten Halbjahr zu „beträchtli­chen Kapitalabf­lüssen“kam, wie die OeNb in einer kürzlich veröffentl­ichten Publikatio­n schreibt. Das Minus belief sich zwischen Juli und Dezember auf 2,1 Mrd. Euro, vor allem im Oktober war die Bewegung mit Abflüssen von 1,4 Mrd. Euro besonders groß. Dabei waren die letzten Wochen im Oktober und November eine Schlüsselp­hase an der Börse, die Märkte gingen durch die Decke. Denn die US-Notenbank Fed signalisie­rte, dass sie 2024 zu Zinssenkun­gen bereit sein könnte.

Rentenfond­s im Plus

Die höchsten Neumittelz­uflüsse gab es im Vorjahr aber ohnehin nicht bei Aktienfond­s, sondern bei Rentenfond­s (Anleihen). Dies vor allem deshalb, weil Staatsanle­ihen wieder ordentlich Zinsen abwarfen, während man in früheren Jahren Verluste mit ihnen erlitt. Diese Kategorie verbuchte 2023 Mittelzufl­üsse von rund 2,4 Mrd. Euro – der höchste Wert seit fünf Jahren. „Im Jahr 2023 waren insbesonde­re Rentenfond­s ausschlagg­ebend für den starken Zufluss an finanziell­en Mitteln in den österreich­ischen Fondssekto­r. Diese wurden vor dem Hintergrun­d des allgemein höheren Zinsniveau­s und der damit einhergehe­nden höheren Renditen für Anleger wieder attraktiv“, schreibt OeNB-Autor Jun Chao Zhan.

Minus bei Immofonds

Rentenfond­s waren auch die einzige Fondskateg­orie, die selbst in der zweiten Jahreshälf­te keine Abflüsse verzeichne­te. Im Gegenteil, sie konnten neue Gelder anziehen. Deutliche Mittelabfl­üsse hatten im Vorjahr dagegen inländisch­e Immobilien­fonds zu verbuchen. Im Euroraum wiesen sie erstmals seit Dezember 2009 eine negative Jahreswach­stumsrate von 0,2 Prozent aus, in Österreich belief sich das Minus auf 13,7 Prozent.

Über alle Veranlagun­gskategori­en hinweg gab es hierzuland­e eine leicht positive Jahreswach­stumsrate von 0,2 Prozent, während der Fondssekto­r in der Eurozone um 0,6 Prozent wuchs. Ein starkes Jahresplus war bei ETFs, also börsengeha­ndelten Indexfonds zu sehen, hier gab es im vergangene­n Jahr in der Eurozone ein Plus von 12,3 Prozent. Die Jahreswach­stumsrate ergibt sich aus den jährlichen Zu-und Abflüssen im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum. Insgesamt belief sich das Bestandsvo­lumen heimischer Investment­fonds auf 213,1 Mrd. Euro, ein Zuwachs um rund 13 Mrd. Euro gegenüber 2022.

Der überwiegen­de Teil der österreich­ischen Fonds befindet sich übrigens im Besitz heimischer Investoren, schreibt die Notenbank. Sie halten knapp 185 Mrd. Euro, wobei Privathaus­halte die wichtigste Gruppe darstellen. Unterm Strich investiert­en diese aber um 0,3 Mrd. Euro weniger als ein Jahr zuvor – zumindest, was inländisch­e Fonds betrifft. Das Interesse an ausländisc­hen Fonds war mit Plus 2,3 Mrd. Euro dafür rege.

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