Die große Footballwelt im kleinen Floridsdorf
Die NFL-Stars Justin Fields und Christian Wilkins begeisterten beim Wien-Camp der Danube Dragons über 300 Jugendliche.
Inmitten von Floridsdorf ruht eigentlich ein Sportplatzidyll. Doch auf der Anlage des SR Donaufeld herrscht am Palmsonntag großer Wirbel. Man hört lachende Kinder, laute Anweisungen von US-Trainern, schrille Pfiffe. American Footballer sprinten, springen, fangen den Ball. Jede Übung wird vorab laut durchgesagt, jeder Schritt vermessen, alles pingelig dokumentiert. Kids, Jugendliche und weit über 200 Footballer werfen sich in Gruppen aufgeteilt gehörig ins Zeug beim Camp mit den NFLStars Justin Fields (Quarterback Pittsburgh Steelers) und Christian Wilkins (Defense Tackle Las Vegas Raiders).
Dass die beiden Millionenstars in Wien waren, Wissen und Geschick erklärten, hatte Fred Armstrong, Meistertrainer des AFLKlubs Danube Dragons, eingefädelt. Begleitet von einem PR-Tross, unterstützt von Collegetrainern.
Stars zum Anfassen
Football mag in Österreich ein Nischensport sein, erfreut sich jedoch seit Jahrzehnten steigender Popularität. Europa ist für Amerika und die NFL ein großer Markt, neben „Social Benefits“geht es eigentlich immer nur um das Geschäft, die beste Werbung für Franchise und Sport. Ein plakativer Vergleich: Es war so, als hätte Manuel Feller einen Skikurs mitten in Manhattan veranstaltet. „Es war eine fantastische Gelegenheit. Wir haben enorm profitiert!“
Armstrong bewahrte die Übersicht. „Du willst mit Justin reden? Kein Problem, komm!“Der 25-Jährige spielt seit 2021 in der National Football League und wechselte soeben erst in einem überraschenden „Trade“von den Chicago Bears zu den Pittsburgh Steelers. Als Quarterback lenke er das Spiel, „ich will meine Ideen vermitteln“, sagte er und betonte, „stolz darauf zu sein“, hier so vielen Kindern den richtigen Wurf gezeigt zu haben.
„Glaube an Steelers und Gott“
Football sei viel mehr als nur ein Spiel, reiche in die Tiefe von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, verbinde und sei „jeden Tag eine neue, wertvolle Erfahrung“. Dass er Amerika bewegt, entlockte Fields ein Schmunzeln. Aber, bis zum Saisonstart der Liga am 5. September sei noch viel Zeit.
Apropos Zeit. Fields, er kam Samstagabend in Wien an und saß Sonntagnachmittag wieder im Flugzeug Richtung USA, sprach besonnen, lächelte, schrieb Autogramme und stand bewundernswert geduldig für Selfies parat. Begriffe wie Aufgabe oder Jetlag kenne er nicht, „ich gebe niemals auf, ich folge meinem Traum“. Ob Chicago oder Pittsburgh, er müsse sich positionieren, das Vertrauen mit jedem Spielzug bestätigen. Was ihn antreibe? Er glaube an sich, die Steelers und „an Gott. Ich bin stolz.“
„Ten feet you need!“
Football wachse in Europa und NFL-Spiele in England, Deutschland „und vielleicht einmal hier bei euch“wären bestes Indiz dafür. Dass Fields allerdings der Name Bernhard Raimann, er ist Österreichs einziger NFL-Spieler bei den Indianapolis Colts, im ersten Augenblick nichts sagte, darf nicht unerwähnt
‘‘ „Ich will Kindern einfach meine Begeisterung für Football vermitteln. Sport ist wichtig, und unserer ist wunderbar!“
Justin Fields NFL-Quarterback
bleiben. Wilkins, 28 und seit 2019 in der NFL (Miami, jetzt Las Vegas), hingegen wusste, dass der Wiener bei den Colts spielt. Und wenn er sehe, wie „die Kids hier unseren Sport leben und lieben“, wollte er nicht ausschließen, dass da eventuell auch einer dabei sein könnte, der es irgendwann auch in die NFL schaffen könnte.
Ginge es allein nach dem Sprungtest aus dem Stand, fehlt gar nicht so viel. „Ten Feet you need“, schrie einer der Coaches, und Spieler der Dragons, Graz Giants und Vienna Vikings hoben der Reihe nach ab. 3,048 Meter schaffte keiner. Aber ein Drache landete immerhin bei neun Fuß. Womit ein neuer Traum vielleicht Gestalt annahm. Mit dem Sprung von Floridsdorf nach Florida . . .