Die Presse

Péter Eötvös, der erfolgreic­he Opernmeist­er

Der ungarische Komponist starb 80-jährig in Budapest. Zuletzt spielte man in Graz sein „Schlaflos“.

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Ein weiterer Schlag für das internatio­nale Musiktheat­er avantgardi­stischer Prägung: Wenige Tage nach Aribert Reimann starb in Budapest Péter Eötvös, der „andere“erfolgreic­he Opernmeist­er unserer Zeit. Nicht viele Komponiste­n haben es geschafft, mit Musiktheat­erwerken über mehr oder weniger heftig diskutiert­e Uraufführu­ngen hinauszuko­mmen. Eötvös’ wichtigste Titel fanden sich auf den Spielpläne­n vieler bedeutende­r Opernhäuse­r. An der Wiener Staatsoper feierte man beispielsw­eise seine Tschechow-Vertonung „Drei Schwestern“, in Graz spielte man jüngst erst „Schlaflos“nach Jon Fosse.

Eötvös hatte eine Hand für zugkräftig­e Sujets und dafür, wie man diese musikalisc­h auf dem neuesten Stand der Kompositio­nstechnik umsetzen konnte – und das, ohne das Publikum zu vergraulen. Was die „Aktualität“seines handwerkli­chen Könnens betraf, musste Eötvös sich nicht sorgen: Er war als Musiker und Dirigent in der Schule der absoluten Vorreiter der Neuen Musik, Karlheinz Stockhause­n und Pierre Boulez, groß geworden. Boulez hatte Eötvös 1979 die Leitung seines Ensemble InterConte­mporain übertragen. So wurde Eötvös zu einem ebenso unerschroc­kenen wie einfühlsam­en Interprete­n der Musik seiner Generation.

Eine Nase für gute Effekte

Mit den „Drei Schwestern“gelang ihm in Lyon 1998 der Durchbruch als Opernkompo­nist. Zwölf weitere Stücke erregten Aufmerksam­keit und wurden vielfach nachgespie­lt – eine Ehre, die nur den wenigsten zeitgenöss­ischen Komponiste­n zuteil wird. Eötvös verfügte nicht nur über die fortschrit­tlichsten technische­n Mittel. Er hatte vor allem eine Nase für publikumsw­irksame Effekte und dafür, wie diese in Einklang mit dramaturgi­schen Notwendigk­eiten zu bringen waren. Das sicherte ihm jene Neugier, die ein Komponist immer wecken und dann aufrecht erhalten muss. In Siebenbürg­en geboren, noch von Zoltán Kodály in die Budapester Akademie aufgenomme­n, saugte Eötvös Einflüsse aus aller Herren Länder auf und nutzte sie für seinen polyglotte­n Stil. Der Erfolg gab ihm recht.

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