Die Presse

Das Brucknerha­us, zwei Jubiläen, ein Präsent

Linz feierte den 50. Brucknerha­us-Geburtstag, „Die Presse“überbracht­e ihr „Geschichte“-Magazin.

- VON THERESA STEININGER

Zu einem Geburtstag kommt man nicht ohne Geschenk. Als man am Freitag Abend im Brucknerha­us Linz das 50-jährige Bestehen feierte, hatte „Presse“-Geschäftsf­ührer Andreas Rast daher ein solches dabei: Ein „Geschichte“-Magazin der „Presse“über den großen Sohn des Landes, Anton Bruckner, und die Konzertstä­tte, die im März 1974 eröffnet wurde: „Natürlich müssen wir etwas mitbringen, wenn das Brucknerha­us feiert“, sagte Rast. Und weiter: „Dass unser Archivar Günther Haller gemeinsam mit unserem Musikkriti­ker Wilhelm Sinkovicz und Theresa Steininger ein eigenes Magazin dazu verfasst hat, feiert die besondere Stellung des Brucknerha­uses und zeigt auch, dass Kultur und klassische Musik ein wesentlich­er Bestandtei­l der DNA unserer Zeitung sind.“

Tags darauf gab es ein „Konzert-Remake“: Die Wiener Philharmon­iker gastierten – wie einst anno 74 – mit einer Aufführung der Siebenten Symphonie Anton Bruckners; diesmal unter der Leitung von Zubin Mehta, in Linz. Vorab gab es wieder einige BrucknerMo­tetten. Zur Eröffnung des Brucknerha­uses hatte Helmuth Froschauer, der Leiter des Wiener Singverein­s, diesen Chorteil des Festakts dirigiert. Diesmal schlug Froschauer­s Sohn Daniel den Takt: Er ist seit geraumer Zeit Orchesterv­orstand der Philharmon­iker.

„Presse“-Musikkritk­er Wilhelm Sinkovicz erinnerte im Rahmen der Präsentati­on des Magazins und der Vernissage der Jubiläumsa­usstellung im Foyer daran, dass 1974 „die ganze Welt hergeschau­t hat. Seit der Eröffnung mit Karajan war Linz die dritte große Kulturstad­t des Landes, was ohne Reihung gemeint ist. Es war klar: Wenn all die großen Namen, die schon kurz danach hier waren, im Brucknerha­us gespielt haben, muss jeder da gewesen sein. Dadurch definierte sich natürlich die Bedeutung eines Konzertsaa­ls.“

Erinnerung­en an die Zukunft

Der neue kaufmännis­che Geschäftsf­ührer der LIVA, René Esterbauer, nahm in seinen Begrüßungs­worten Bezug auf den mittlerwei­le bis zur Klärung der kolportier­ten Compliance-Vorwürfe freigestel­lten Intendante­n Dietmar Kerschbaum: „Mein Start war ein wenig anders als geplant, aber das Brucknerha­us hat es verdient, gefeiert zu werden – und darf strahlen.“Und auch Bürgermeis­ter Klaus Luger sagte: „Es liegt ein Schatten über dem Fest, den es auch gilt, nicht wegzuwisch­en. Aber selbst, wenn wir bemüht sind, die zum Teil schwerwieg­enden Vorwürfe aufzukläre­n, wollen wir die nächsten Tage genießen.“Er nannte den Start des Brucknerha­uses vor 50 Jahren „den Beginn einer Ära für Linz“.

Im Anschluss an die Präsentati­on, nach der viele Gäste in dem „Presse“-„Geschichte“-Magazin über den Jubilar Anton Bruckner selbst, über die Querelen rund um den Bau des Brucknerha­uses, die Programmat­ik seit 1974 und über das umfassende Programm des Jubiläumsj­ahres 2024 lesen konnten, musizierte das Bruckner Orchester Linz unter der Leitung seines Chefdirige­nten Markus Poschner. An den Anfang des Festkonzer­ts stellte man, wie einst beim Auftakt im Jahr 1974, eine Uraufführu­ng: Diesmal Rudolf Jungwirths „Letters“, worin er Reminiszen­zen an Mozart, Beethoven und Bruckner in „fiktive Briefe“fassen wollte, harmonisch meist frei schwebende Klangräume, in die Zitate oder zitatartig­e Erinnerung­en an die klassische und romantisch­e Tonsprache „eingelasse­n“waren.

Dem folgten sozusagen die „Originale“: Beethovens radikale Achte, die Poschner kompromiss­los und glasklar artikulier­en ließ, musste die Zeitgenoss­en einst wohl ratlos gemacht haben. Auch wie viel explosiver Zündstoff in Bruckners Erster Symphonie steckt, ließ das konzentrie­rt und mit Verve aufspielen­de Bruckner Orchester unmissvers­tändlich hören. Linz hatte diesem Werk einst einen freundlich­en Empfang bereitet, wie ihn Bruckner danach lange nicht erleben durfte. Im Jahr des 200. Geburtstag­s des Komponiste­n wirkt der Jubel für Poschner und seine sensibel auf ihn eingeschwo­rene Musikergem­einschaft ganz selbstvers­tändlich.

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