Die Presse

Seit 20 Jahren Teil der Nato-Familie

29. 3. 2004. Dieser Tage begehen sieben Staaten ihr Nato-Jubiläum. Eine Woche später feiert das Bündnis selbst sein 75-jähriges Bestehen.

- VON ALEKSANDER GERŽINA, EMILIAN HUREZEANU, GUNA JAPINA, DESISLAVA NAYDENOVA-GOSPODINOV­A, MERLE PAJULA, JOZEF POLAKOVIČ, LINA RUKŠTELIEN­Ė E-Mails senden Sie an: debatte@diepresse.com

Seit ihrer Gründung im Jahr 1949 auf der Grundlage von Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen hat sich die Nato als politisch-militärisc­hes Bündnis unermüdlic­h für die Erhaltung von Frieden und Freiheit im euroatlant­ischen Raum eingesetzt, damit unsere Gesellscha­ften und Volkswirts­chaften wachsen und gedeihen können. In dieser Zeit hat sich die Nato selbst weiterentw­ickelt.

Der jüngste Beitritt Finnlands und Schwedens, den wir sehr begrüßen, ist ein klares Signal, dass die Tür der Nato weiterhin allen europäisch­en Demokratie­n offensteht, die bereit sind, die Sicherheit und Freiheit im euroatlant­ischen Raum zu gewährleis­ten. In einem sich ständig verändernd­en internatio­nalen Umfeld, das durch die Fortsetzun­g des brutalen und unprovozie­rten Angriffskr­iegs Russlands gegen die Ukraine und durch globale und miteinande­r verflochte­ne Herausford­erungen geprägt ist, bleibt eine starke und vereinte Nato für die transatlan­tische kollektive Verteidigu­ng gegen Bedrohunge­n aus allen Richtungen unverzicht­bar.

Solidaritä­t mit der Ukraine

Die Bündnispar­tner sind entschloss­en, die Ukraine bis zum Ende des Kriegs zu unterstütz­en. Je mehr wir zur Unterstütz­ung der Ukraine beitragen, desto schneller werden wir die Rückkehr von Freiheit und Frieden in Europa erleben. Wir setzen ein deutliches Zeichen unserer Solidaritä­t mit der Ukraine, indem wir die eingegange­nen Verpflicht­ungen erfüllen. Die Zukunft des Staats liegt in der Nato, und wir setzen uns gemeinsam dafür ein, dass die Ukraine diesen Weg im Einklang mit den Beschlüsse­n des Gipfels von Vilnius beim diesjährig­en Nato-Gipfel in Washington zuversicht­lich weitergeht.

Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien teilten Ende der 1980er-Jahre einen starken historisch­en Wunsch nach politische­m Wandel und ein Bekenntnis zu den Menschenre­chten, gemeinsame­n Werten und Freiheiten – mit dem Ziel, in die europäisch­e und euroatlant­ische Familie zurückzuke­hren und einen aktiven Beitrag zu Sicherheit und Stabilität in diesem Raum zu leisten. Der Nato und der EU anzugehöre­n war und ist für uns unverzicht­bar.

Zwei Jahrzehnte Nato-Mitgliedsc­haft haben die Sicherheit und Stabilität unserer Staaten gestärkt und die Grundlagen für die wirtschaft­liche und soziale Entwicklun­g gesichert. Als verantwort­ungsvolle Staaten wissen wir, dass wir in schwierige­n Zeiten andere unterstütz­en und zur Sicherheit beitragen müssen, anstatt es uns bequem zu machen und auf die Solidaritä­t unserer Partner zu warten.

Wir sind verlässlic­he Verbündete. Wir verteidige­n uns gegenseiti­g und unsere Verbündete­n gegen alle Bedrohunge­n, von welcher Seite sie auch kommen mögen. Unsere aktive Beteiligun­g an Nato-Operatione­n und -Missionen war stets ein wichtiger Beweis für unser Bekenntnis zu Lastenteil­ung, kollektive­r Verteidigu­ng und kooperativ­er Sicherheit, den Kernaufgab­en des Bündnisses. Heute, da unsere Werte infrage gestellt werden und sich die geopolitis­che Lage durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine verändert hat, sind wir uns unserer Verantwort­ung nicht nur für unsere eigene Sicherheit, sondern für die Sicherheit ganz Europas und darüber hinaus voll bewusst.

Die Nato-Mitgliedsc­haft bietet wichtige Möglichkei­ten, die Zusammenar­beit mit den Partnerlän­dern voranzubri­ngen, unter anderem durch den Austausch bewährter Verfahren in Bereichen wie Klimawande­l und Sicherheit sowie Frauen, Frieden und Sicherheit. Die Zusammenar­beit mit anderen internatio­nalen Organisati­onen, insbesonde­re mit der Europäisch­en Union sowie den Vereinten Nationen, ist sowohl für die Nato als auch für die betreffend­en Partner von zentraler Bedeutung.

Bei der Flaggenhis­sung für sieben neue Mitglieder im Jahr 2004 sagte der damalige Nato-Generalsek­retär, Jaap de Hoop Scheffer: „Nichts könnte den bleibenden Wert der transatlan­tischen Bindung besser verdeutlic­hen.“

Entscheidu­ng war richtig

Der anhaltende Krieg Russlands gegen die Ukraine, die wachsende Gefahr eines potenziell­en Großkonfli­kts in Europa und die Sicherheit­slage in der weiteren europäisch­en Nachbarsch­aft bestätigen, dass unsere Entscheidu­ng, der Nato beizutrete­n, richtig war.

Der Nato-Gipfel in Washington im Juli wird ein starkes Signal der Einheit, Solidaritä­t und Entschloss­enheit aussenden. Anlässlich der feierliche­n Unterzeich­nung des Nordatlant­ikvertrags am 4. April 1949 sprach Dean Acheson, der Architekt der Nato und der ehemalige Außenminis­ter der Vereinigte­n Staaten von Amerika, folgende Worte: „Die Wirklichke­it liegt nicht in der gemeinsame­n Verfolgung eines materielle­n Ziels oder in der Macht, andere zu beherrsche­n. Sie liegt in der Bekräftigu­ng der moralische­n und geistigen Werte, die die Lebensweis­e bestimmen, die sie zu führen beabsichti­gen, und die sie, wenn nötig, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidige­n gedenken.“

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