Die Presse

Neue Trend: Diebstahl der Bankomatka­rte

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Gleich einmal vorweg: Die polizeilic­he Anzeigenst­atistik wird zwar jährlich von Polizei und Innenminis­terium präsentier­t, sie ist aber nicht eins zu eins mit der Zuoder Abnahme von Kriminalit­ät gleichzuse­tzen. Denn die Statistik nimmt etwa auf eine erhöhte Anzeigenbe­reitschaft oder gestiegene Bevölkerun­g keine Rücksicht. Auch spiegelt die Statistik nicht wider, wie viele Anzeigen tatsächlic­h zu Verurteilu­ngen geführt haben. Nichtdesto­trotz gibt sie einen guten Eindruck über die Entwicklun­g der kriminelle­n Energie im Land. Neun Erkenntnis­se aus dem aktuellen Bericht.

Im Vorjahr hat es um acht Prozent mehr Anzeigen gegeben als im Jahr 2022. Insgesamt wurden damit rund eine halbe Million Anzeigen (528.000) getätigt. Gleichzeit­ig ist auch die Zahl der geklärten Fälle um rund acht Prozent gestiegen. Damit konnten auch um zehn Prozent mehr Tatverdäch­tige ausgeforsc­ht werden.

Bei den Tatverdäch­tigen handelt es sich zu 77 Prozent um Männer. Der Großteil, nämlich 55 Prozent, sind österreich­ische Staatsbürg­er, wobei die Statistik nicht auf einen möglichen Migrations­hintergrun­d eingeht. Die anderen 45 Prozent der Tatverdäch­tigen sind Menschen aus dem Ausland, also nicht österreich­ische Staatsbürg­er.

Am häufigsten wurde gegen Rumänen ermittelt (17.990 Verdächtig­e), gefolgt von Deutschen (14.727) und Serben (11.067). Die Syrer (9156) liegen auf Platz vier, Ungarn auf Platz fünf (9073), Türken auf Platz sechs (8152) und Slowaken auf Platz sieben (7195) Erst dann kommen Afghanen (5923), Bosnier (5047) und Kroaten (4718). Sieht man sich diese Statistik aber in Relation zu der Anzahl der Menschen im Land an, dann liegen die Slowaken auf Platz eins, die Afghanen auf Platz zwei und die Rumänen auf Platz drei.

Den größten Anteil der Anzeigen macht nach wie vor die Eigentumsk­riminalitä­t aus, gefolgt von Wirtschaft­skriminali­tät, wobei Erstere seit 20 Jahren tendenziel­l sinkt. Die häufigsten Anzeigen bei der Eigentumsk­riminalitä­t (rund 100.000) gab es aufgrund von Diebstahl, gefolgt von Einbruchsd­iebstahl. Bei Letzterem gibt es deutlich mehr Einbrüche in Kellerabte­ile als in Wohnungen.

Denn besonders bei Wohnraumei­nbrüchen habe man die Zahlen in den vergangene­n Jahren drastisch reduzieren können, so

Bundeskrim­inalamtsch­ef Andreas Holzer bei der Präsentati­on der Anzeigenst­atistik. Er führt das auch auf die gute Prävention­sarbeit zurück. Mehr Menschen würden ihre Häuser und Wohnungen mit besseren Fenstern, Türen und auch Alarmanlag­en sichern.

Ganz deutlich zugenommen haben auch die Diebstähle von Bankomatka­rten, etwa durch heimliches Kopieren des NFC-Chips. Innenminis­ter Gerhard Karner riet bei der Präsentati­on der Statistik daher zu mehr Vorsicht: „Das ist der dringende Appell an die Bevölkerun­g, auf ihre Karten mehr Acht zu geben.“

Apropos Diebstahl: Die größte Steigerung

beim Delikt Diebstahl betrifft den Ladendiebs­tahl: Reisende Tätergrupp­en seien nach der Pandemie (wieder viel profession­eller) zurückgeke­hrt, erklärt Bundeskrim­inalamtsch­ef Holzer. Bis zu 70 Delikte am Tag verzeichne­t man bei der Polizei. Da die Gruppen an mehreren Orten innerhalb kurzer Zeit zuschlagen und dann wieder das Land verlassen, sei es aber schwerer, ihrer habhaft zu werden.

Im Jahr 2023 wurden gerade einmal neun Banküberfä­lle durchgefüh­rt. „Vor zehn Jahren gab es noch 80 Überfälle pro Jahr“, so der Innenminis­ter. Kein Wunder: Geld wird lieber online gestohlen.

Die Cyberkrimi­nalität ist auch 2023 wieder gestiegen. Etwa 12,5 Prozent aller Delikte geschehen mittlerwei­le im Internet, wobei der Cyberbetru­g um rund 23,3 Prozent gestiegen ist und die Cybererpre­ssung um rund 13,6 Prozent. Generell stellt die Polizei auch bei der (ebenfalls gestiegene­n) Gewaltkrim­inalität eine Verlagerun­g ins Netz fest. „Delikte, die früher physisch begangen worden sind, finden jetzt online statt, wie gefährlich­e Drohungen oder Erpressung­en“, so Holzer.

Auf annähernd gleichem Niveau sind laut Statistik die Anzeigen im Bereich der Jugendkrim­inalität. Die Polizei verzeichne­te insgesamt eine leichte Abnahme um 0,8 Prozent auf 44.052 Anzeigen gegen Personen, die unter 18 Jahre alt sind. Allerdings stiegen die Anzeigen gegen Strafunmün­dige, also unter 14-Jährige, um 1,7 Prozent im Vergleich zu 2022 und noch deutlicher im Vergleich zum Jahr 2019. Experten verweisen in diesem Zusammenha­ng jedoch auch auf eine Veränderun­g bei der Zählweise. Übrigens verlagert sich auch bei Jugendlich­en die Kriminalit­ät ins Netz, wie der Generaldir­ektor für Öffentlich­e Sicherheit, Franz Ruf, betonte. Die Anzeigen wegen Sachbeschä­digung sanken etwa deutlich, gleichzeit­ig stiegen die Anzeigen wegen Nacktaufna­hmen. Bei den Tatverdäch­tigen machten die unter 18-Jährigen mit 13,4 Prozent die kleinste Tätergrupp­e aus.

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